Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Tiny-haus auf dem Land statt Stadtwohnu­ng

Was Interessen­ten an den neuen Bauplätzen in Schemmerbe­rg reizt – Bewerbunge­n noch offen

- Von Andreas Spengler

- Wohnraum ist inzwischen fast überall knapp. In Schemmerbe­rg sollen nun in einem neuen Wohngebiet bis zu sechs Bauplätze für Tiny-häuser entstehen. Eine der Interessen­tinnen ist Martina Möller aus Pfuhl. Die 38-Jährige hat gute Argumente, warum sie von ihrer Wohnung hinaus aufs Land und dafür ausgerechn­et in ein Tinyhaus ziehen möchte.

Natürlich geht es früher oder später auch ums Geld. „Ich wollte etwas Eigenes haben, das ich mir auch leisten kann“, erzählt Martina Möller. Bislang wohnt die Bankkauffr­au mit ihrer neunjährig­en Tochter in einer Mietwohnun­g im Neu-ulmer Ortsteil Pfuhl. Die zentrale Lage hat viele Vorteile, erklärt sie. 150 Meter sind es zum nächsten großen Supermarkt. Apotheken, Ärzte, Bäcker, Tankstelle­n, alles liegt in Fußnähe. Selbst einen kleinen Balkon bietet die Wohnung. Die Fakten sprechen dafür, dass alles so bleiben könnte, wie es ist. Doch das soll es nicht. Denn Martina Möller träumt von der Idylle auf dem Land.

Aus den Medien und von ihrer Familie erfuhr sie von den Bauplätzen in Schemmerbe­rg. Ein normaler Bauplatz käme für sie nicht in Frage. Doch die Idee eines Tiny-hauses habe sie sofort gereizt, erzählt sie. Mehrmals schon ging sie am Gänseberg in Schemmerho­fen spazieren und inspiziert­e das mögliche Grundstück. „Der Gedanke, dort ein Haus aufzubauen, ist schon aufregend“, erzählt sie. Noch hat sie bei der Gemeinde nur ihr Interesse bekundet. Die Bewerbung soll bald folgen. Denn Möller will alles auf eine Karte setzen: Der Bauplatz in Schemmerbe­rg war schließlic­h erst der Auslöser, überhaupt über ein Tiny-haus nachzudenk­en.

Inzwischen aber hat sie bereits ein konkretes Haus-modell ins Auge gefasst: Rund 80 000 Euro müsste sie für das Gebäude berappen, inklusive Möbel und Küche. Hinzu kämen die Kosten für das etwa 250 Quadratmet­er große Grundstück, von dem sie ein Großteil als Gartenfläc­he nutzen könnte. Schließlic­h bietet das Tinyhaus mit 56 Quadratmet­ern kaum mehr Fläche als ihre bisherige Wohnung. Doch mehr Platz brauche sie gar nicht, auf einen Keller könne sie komplett verzichten, sagt Möller. Schließlic­h wird das Haus auf Räder geliefert und dann direkt in den Boden eingelasse­n. Möller sagt, sie habe ohnehin die Erfahrung gemacht, dass sich im Keller oft nur der „Kruscht“ansammle. „Ich miste jetzt schon immer wieder fleißig aus“, erzählt sie, vom Kinderspie­lzeug, über Kleidung bis zur Bettwäsche. „Schließlic­h ist es doch sogar bewiesen, dass Weniger zufriedene­r macht.“

Deshalb wolle sie sich in Zukunft noch stärker „auf das Wesentlich­e beschränke­n“. Das Leben auf kleinem Raum kennt Möller auch bereits von ihren Urlauben im Wohnwagen.

Sie ist überzeugt, dass diese Wohnform die richtige für sie ist und auch ihre neunjährig­e Tochter freue sich über die Zukunftspl­äne, vor allem darüber, vielleicht bald einen eigenen Garten zu haben.

Statt großen Einkaufsze­ntren gibt es am Schemmerbe­rger Gänseberg vor allem Felder und Natur vor der Haustür. Reizvoll sei aber auch der Bahnhof im Ort. Neben der Ortschaft reizt Möller aber auch die Wohnform selbst. Das Fertighaus sei einfach planbar, es drohen keine explodiere­nden Kosten, wie bei vielen anderen Bauvorhabe­n. Diese Sicherheit sei ihr wichtig, erzählt sie. Außerdem seien die Nebenkoste­n viel niedriger, ohne dass auf Wasser oder Strom verzichtet werden müsste.

Besonders freut sich Martina Möller auch über ihre möglichen zukünftige­n Nachbarn: Möllers Schwester Kathrin Bischof und ihr Mann Markus wollen sich ebenfalls auf einen Bauplatz bewerben und diesen ihrem Sohn zur Verfügung stellen.

Auch Markus Bischof schätzt die Vorzüge eines Tiny-hauses. „Ich war sehr positiv überrascht von dem Platz im Haus“, erzählt er. Schon länger liebäugle er mit der Wohnform. „Man kann eigentlich keine bösen Überraschu­ngen damit erleben und es sind kalkulierb­are Baukosten“, betont er. Auch aus ökologisch­en Gesichtspu­nkten sei es sinnvoll, weniger Fläche zu bebauen.

Bislang wohnt die Familie Bischof in Schemmerbe­rg an der Hauptstraß­e in einem Einfamilie­nhaus auf rund 200 Quadratmet­er. Doch im Alter, so hofft Bischof, könnte das Tiny-haus genau richtig sein. „Wenn die Kinder dann mal aus dem Haus sind und wir nicht mehr so viel Wohnfläche brauchen.“

Wann genau die ersten Bewohner ihre Tiny-häuser in Schemmerbe­rg beziehen können, ist noch unklar. Das gesamte Baugebiet, das außerdem auch noch andere Wohnformen umfasst, soll erst 2023 oder 2024 erschlosse­n werden, heißt es bei der Gemeindeve­rwaltung Schemmerho­fen (SZ berichtete).

Martina Möllers mögliches zukünftige­s Zuhause soll zwar als Fertighaus aufgebaut werden, ein Unikat aber ist es dennoch: Denn jedes Haus wird genau nach den Wünschen der Kunden gefertigt. Das führt dazu, dass die Bauzeit fast so lange ist, wie bei einem massiven Bau: Rund zehn Monate. Möller hat sich schon darauf eingestell­t, dass sie noch ein wenig warten muss, bis sie sich ihren Traum der eigenen vier Wände verwirklic­hen kann.

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FOTO: ASP Martina Möller hofft auf einen Bauplatz für ein Tiny-haus im Baugebiet „Gänseberg“in Schemmerbe­rg.

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