Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorf beteiligt sich an Präventionsaktion
Motto: „Tu was“– Hinschauen und Zivilcourage zeigen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen
- Jugendliche drangsalieren auf dem Heimweg einen Mitschüler – sich einmischen oder einfach die Straßenseite wechseln? Ein Mann ist auf dem Bürgersteig gestürzt, er scheint sichtlich alkoholisiert… Aus der Nachbarwohnung dringt Geschrei und die Geräusche klingen eindeutig nach Schlägen… Unbekannte besprühen eine Mauer… All diese und noch viele andere Situationen sind mögliche Szenarien für den Einsatz von Zivilcourage. Wörtlich übersetzt bedeutet Zivilcourage: Zivil = bürgerlich und Courage = Mut.und genau darum geht es beim bundesweiten Projekt „Tu was“der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Mit einem Banner, auf dem die sechs polizeilichen Tipps: „Hilf, aber bring Dich nicht in Gefahr. Ruf die Polizei unter 110. Bitte andere um Mithilfe. Präg Dir Tätermerkmale ein. Kümmer Dich um Opfer. Sag als Zeuge aus.“zu lesen sind, soll die Bevölkerung sensibilisiert werden, hinzuschauen und Zivilcourage zu zeigen. Das Banner konnte für knapp 100 Euro erworben werden.
Für Philipp Halder, Vorsitzender des Sportclubs Blönried, im Hauptberuf Notfallsanitäter beim Drk-kreisverband Sigmaringen, war klar, „eine Investition in diese Aktion ist mehr als wichtig“und seine Vorstandskollegen sahen dies ebenso. So hängt nun am Sportheim in Blönried das Banner mit der wichtigen Nachricht „Zeige Zivilcourage“. Auch Bürgermeister Matthias Burth, der für seine Stadt gleich zwei Banner orderte, steht voll hinter der Aktion: „Es ist wichtig, im privaten wie auch im öffentlichen Raum aufmerksam zu beobachten, was um einen herum passiert, und falls notwendig, mutig einzuschreiten, aber natürlich ohne sich selbst zu gefährden.“
Das könne etwa durch einen Zuruf, wie „Hey, was macht Ihr da?“passieren oder auch durch einen Anruf bei der Polizei unter der Nummer 110. Man brauche absolut keine Scheu zu haben, die Polizei zu rufen, bekräftigt der Leiter des Polizeireviers Altshausen, Holger Beutel. „Wir sind doch dafür da, dem Bürger zu helfen und ihm beizustehen“. Um seine eigene Vorgehensweise zu hinterfragen, könne die Fragestellung nützlich sein, „Was würde ich mir an Reaktionen von meinen Mitbürgern wünschen, wenn ich in einer ähnlichen Situation wäre?“, so der Experte. Weiter ist dem Polizeibeamten wichtig, dass Bürger sich für Zeugenaussagen zur Verfügung stellen, denn nur so könnten Täter zur Verantwortung gezogen werden.
Um diese und ähnliche Situationen zu besprechen, kamen Burth, Beutel, Halder und Sc-blönried-geschäftsführerin Stefanie Ambacher im kleinen Sitzungssaal zusammen. Alle waren sich einig, „dass ein sensibles Achtgeben, was um uns herum passiert und damit einhergehend ein mit Bedacht eingesetztes Handeln“, egal ob dies Mobbing, Vandalismus und Bedrohungen jeglicher Art betrifft, durch diese Aktion wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt wird. „Ich würde mir wünschen, dass es wieder selbstverständlich wird, dem Nächsten zu helfen“, lautet das Schlusswort des Polizeivertreters Beutel.