Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vor dem Einkauf Schlange stehen
Zusätzliches Sicherheitspersonal und Warteschlangen gehören in Stoßzeiten zum normalen Bild
- In diesem Jahr ist der 1. Mai auf einen Samstag gefallen. Die „Schwäbische Zeitung“war daher am Freitag unterwegs in Ravensburg und hat diverse Märkte und Geschäfte besucht. Gedränge herrschte in einigen Fällen vor allem vor den Gebäuden.
Um die Mittagszeit ist es am Freitag noch relativ ruhig, zumindest beim Dehner Gartencenter. Hier wird die Anzahl der Personen im Geschäft über die Verfügbarkeit der Einkaufswagen kontrolliert. Noch ist kein Mangel in Sicht. Auch an der Kasse: ganz kurz gewartet und schon ist man wieder draußen und damit in relativer Sicherheit vor den gefährlichen Aerosolen.
Ähnlich im Bauhaus: hier darf jeder rein, der in die Abteilung Stadtgarten will, so erklärt es das Schild vor dem Eingang. Damit auch sicher alle die Information bekommen, was geht und was nicht, steht rechts von der Info eine junge Frau und fragt jeden Kunden und jede Kundin, was er denn zu kaufen beabsichtige. Wer andere Bereiche als das Gartencenter betreten möchte, der muss seinen Gewerbeschein vorzeigen. Eine Kundin versucht ihr Glück ohne, doch das geht an diesem Tag leider überhaupt nicht.
Bei Aldi in Ravensburg hat sich schon eine Warteschlange gebildet. „Da hinten anstellen“, ruft mir der Mann in dritter Position ungefragt zu. Dabei wollte ich bloß wissen, wie lange er schon steht. Sechs Minuten etwa, das geht ja noch. Mit großzügigen Abständen stehen die Kunden meist schweigend und warten. Zusätzlich zu digitaler Zutrittskontrolle steht vor der Tür eine freundliche Dame und bittet um Geduld.
Weiter geht es zu Kaufland Süd. In der Tiefgarage bei Kaufland ist ein Teil der Parkplätze abgesperrt. Die Absperrung sieht aus, wie ein modernes Kunstwerk mit dem Titel
„der Einzelhandel steht Kopf“. Hier stößt man auf keine weiteren Kontrollen, es stehen massenhaft Einkaufswagen zur Verfügung. Offensichtlich regelt der Parkplatz die Menge an Kunden. Das Gebäude ist gut besucht, aber es ist durchaus möglich, die gewünschten Abstände von zwei Metern einzuhalten. Und an der Kasse geht es superschnell. Die kaufwilligen Kunden werden persönlich eingewiesen „Sie können da drüben, Kasse zwei ist frei“und schon muss man sich sputen, die Ware aufs Band zu legen.
Einige Stunden später: Es geht noch ins Real. Hier wird angestanden, die Schlange ist ganz schön lang. Drei Minuten habe sie bisher gewartet, meint die Kundin an etwa siebter Position, bei anderen sind es eher gute zehn Minuten. Am Eingang steht ein Mann der Security. Er erklärt geduldig, dass er nur 195 Personen in das Gebäude lassen darf. Und es zählt alles, was laufen kann, also auch Kinder, die im Einkaufswagen sitzen. Und nein, es braucht nicht jede Person einen eigenen Wagen, er sei ja heute extra zum Zählen da. Und nein, man darf auch nicht schnell mal zur Apotheke. Jeder, der in das Gebäude möchte, muss warten, bis er dran ist. Das versteht ein Kunde nun wirklich nicht. „Ich will doch nur schnell….“Der Mann der Security zählt die Personen, die das Gebäude verlassen. Dann zählt er die Personen, die er in das Gebäude lässt. Er ruft die Personen zurück, die versuchen, durch den Ausgang in das Gebäude zu schlüpfen. Er mache nicht die Regeln, versucht er aufgebrachte Kunden zu beruhigen. Ganz schön anstrengend, dabei sei das nur sein Nebenjob, so der Security-mitarbeiter.
Bei Lidl stehen nur wenige Personen vor dem Eingang, die Wartezeit ist kurz. Ein junger Mann wartet ohne Einkaufswagen. Er wird umgehend von anderen Kunden darauf hingewiesen, dass er einen brauche, um eingelassen zu werden. Hier zählt eine Lidl-angestellte die Kunden. Im Geschäft selbst herrscht entspannte Leere. Die Märkte müssen mit zehn Quadratmeter pro Kunde rechnen, und bei Verkaufsflächen über 800 Quadratmetern sogar 20 Quadratmeter einplanen. Abstände einhalten ist hier kein Problem. Bei Kaufland in der Südstadt ist inzwischen kein Parkplatz mehr frei, die Zufahrten sind mit wartenden Autos blockiert.