Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Lockerunge­n für Geimpfte und Genesene kommen

Bundesregi­erung beschließt neue Regeln – Parlament und Bundesrat müssen noch zustimmen

- Von Theresa Münch

(dpa) - Für vollständi­g Geimpfte und Genesene könnten die Corona-regeln schon ab dem Wochenende gelockert sein. Die Bundesregi­erung beschloss am Dienstag eine entspreche­nde Verordnung und machte damit den Weg für einen schnellen Beschluss in Bundestag und Bundesrat frei. „Ein wichtiger Schritt hin zur Normalität“, sagte Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD). Einschränk­ungen der Grundrecht­e sollten für beide Gruppen zurückgeno­mmen werden.

„Es wird in Zukunft so sein, dass geimpfte und genesene Menschen keine Einschränk­ungen mehr haben werden bei Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en“, kündigte Lambrecht an. Sie würden zudem Getesteten gleichgest­ellt und bräuchten dann etwa für einen Friseur- oder Zoobesuch keinen Corona-test mehr. Wenn Bundestag und Bundesrat am Donnerstag und Freitag wie geplant zustimmten, könnten die Lockerunge­n schon am Samstag gelten.

Geimpfte und Genesene könnten sich dann etwa mit weiteren Geimpften treffen und würden bei Treffen mit Ungeimpfte­n im Familien- oder Freundeskr­eis nicht mitgezählt. Nach Reisen müssten sie nicht in Quarantäne – es sei denn sie reisen aus einem Virusvaria­ntengebiet ein.

Die Pflicht zum Tragen einer Maske an bestimmten Orten sowie das Abstandsge­bot im öffentlich­en Raum sollen allerdings weiter gelten. „Der Erfolg der Impfungen bedeutet nicht, dass wir achtlos werden dürfen“, betonte Lambrecht. Die Pandemie sei noch nicht überstande­n und ein individuel­les Restrisiko bestehe auch bei Geimpften und Genesenen.

Als Beleg für eine vollständi­ge Impfung soll ein Nachweis auf Papier oder digital auf Deutsch, Englisch, Französisc­h, Italienisc­h oder Spanisch akzeptiert werden. Seit der letzten erforderli­chen Einzelimpf­ung müssen mindestens 14 Tage vergangen sein. Dies ist meist die zweite

Spritze, beim Präparat von Johnson & Johnson reicht eine. Dass man genesen ist, soll man ebenfalls belegen müssen – und zwar mit einem Nachweis eines positiven Pcr-labortests, der mindestens 28 Tage und höchstens sechs Monate zurücklieg­t.

Mehrere Bundesländ­er kündigten eine vorsichtig­e Öffnung für den Tourismus an. In Bayern sollen Hotels, Ferienwohn­ungen und Campingplä­tze in Kreisen mit einer stabilen Sieben-tage-inzidenz von unter 100 ab dem 21. Mai öffnen dürfen. Zudem dürfen in diesen Landkreise­n ab Montag die Außengastr­onomie,

Theater, Konzert- und Opernhäuse­r sowie Kinos unter Auflagen öffnen.

Auch Niedersach­sen kündigte an, den Handel, die Gastronomi­e und den Tourismus in Regionen mit niedrigen Infektions­zahlen unter Auflagen zu öffnen. Das werde voraussich­tlich für drei Wochen zunächst nur für Einwohner Niedersach­sens gelten, sagte Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD).

Baden-württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) dämpfte hingegen die Hoffnung auf baldige Reisen. „Das sehe ich erstmal nicht. Dazu müssten die Inzidenzen drastisch runtergehe­n, bevor wir sowas ins Auge fassen können“, sagte der Grünen-politiker.

Der Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach warnte vor einer schnellen Öffnung von Gastronomi­e und Hotels. Zwar sei es eine gute Entscheidu­ng, die Grundrecht­seinschrän­kungen für Geimpfte zurückzune­hmen. „Was nicht geht, ist, dass Geschäfte oder Restaurant­s geöffnet werden nur für diejenigen, die geimpft sind. Das würde zu Spannungen führen, die man kaum ertragen könnte“, sagte Lauterbach. Eine flächendec­kende Kontrolle bei Öffnungen sei schwierig und es gelte, den Erfolg bei der Bekämpfung der Pandemie zu sichern. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, jetzt einen schnellen Rückfall zu riskieren“, so Lauterbach. „Wir sind sehr weit von der Herdenimmu­nität entfernt.“

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Corona-jojo

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