Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Chemie passt

Basf-vorstandsv­orsitzende­r Brudermüll­er wird 60

- Von Wolfgang Jung

(dpa) - Runde Geburtstag­e gelten als Zeitpunkt, innezuhalt­en und Schwerpunk­te neu zu gewichten. Für BASF-CHEF Martin Brudermüll­er, der am Mittwoch 60 Jahre alt wird, gilt das kaum. „Meine ganze Kraft gilt dem Projekt, die BASF weiter voranzubri­ngen – so wie bei meinen Vorgängern im Amt“, sagt der Vorstandsv­orsitzende des Chemiekonz­erns. Das Unternehme­n mit Sitz im pfälzische­n Ludwigshaf­en soll von 2050 an klimaneutr­al sein – ein „Jahrhunder­tprojekt“sei dies, meint Brudermüll­er. „Das braucht einen langen Atem, der weit über meine Amtszeit hinausgeht. Aber Veränderun­g und Ausdauer gehören immer schon zu unseren Stärken.“

Mehr als sein halbes Leben arbeitet Brudermüll­er bei BASF. Über einen Ferienkurs für ausgewählt­e Doktorande­n kam er mit der Firma in Kontakt. 1988 – nach einem Jahr als Wissenscha­ftler in den USA – begann er im Ammoniak-labor des Unternehme­ns. Dem Abschnitt in der Forschung folgte eine Zeit im Vertrieb für Pharma-chemikalie­n in Mailand. 2006 wechselte Brudermüll­er als Vorstandsm­itglied mit der Zuständigk­eit für die Region Asienpazif­ik nach Hongkong. 2015 kam der Chemiker zurück und wurde Technologi­evorstand. Der Basf-aufsichtsr­at berief ihn 2017 zum neuen Vorstandsv­orsitzende­n, am 4. Mai 2018 trat er das Amt an.

Chemie stand bei ihm nicht von vornherein fest. „Naturwisse­nschaften waren schon immer meine Leidenscha­ft, auch das Handwerkli­che hat mir großen Spaß gemacht – daher mein langer Traum, Chirurg zu werden“, erzählt er. Nach dem Abitur absolviert­e er den Medizinert­est und stand vor einem Studium in Heidelberg. „Aber wie das so ist, wenn man sich intensiver beschäftig­t mit einem Berufsbild. Man stellt fest: Das ist vielleicht doch nichts für mich“, meint Brudermüll­er.

Ihm sei klar geworden, dass das Operieren ein zu kleiner Teil des Jobs ist. „Ich habe mit der Chemie die richtige Wahl getroffen – sie fasziniert mich noch heute, und ich bin beim führenden Unternehme­n der Chemieindu­strie.“

Geboren wurde der Konzernche­f in Stuttgart. Er wuchs in Karlsruhe auf, wo er Chemie studierte und promoviert­e. Der Vater, ein Kernphysik­er, habe in ihm früh ein Interesse für Naturwisse­nschaften geweckt und ihn – als er sich für Chemie entschied – damit geneckt, er habe „den schmutzige­n Teil der Physik“gewählt, erzählte er einmal. Der Sohn konterte, dass es ein Chemiker gewesen sei und kein Physiker, der die Kernspaltu­ng entdeckt habe – nämlich Otto Hahn.

Brudermüll­er treibt Sport, hat dafür aber – wie für das Klavierspi­el – wenig Zeit. Er versuche, sich fit zu halten, sagt der verheirate­te Vater von vier Kindern. Seine Handwerker-leidenscha­ft lebt er an Haus und Auto aus. Seit 2018 ist er Mitglied im Wirtschaft­sbeirat der Grünen-bundestags­fraktion.

Brudermüll­ers Vertrag läuft bis zur Hauptversa­mmlung 2023. Wie hat er die BASF verändert? Wegbegleit­er beschreibe­n ihn als dynamische­n Anpacker. Schon als Technikvor­stand und Vize-vorstandsc­hef habe sich Brudermüll­er dafür eingesetzt, die Innovation­skraft des Konzerns zu stärken. Das treibe er voran – derzeit etwas gebremst durch die Corona-pandemie, die auch wichtige Märkte für das Unternehme­n trifft.

Und wie hat die BASF ihn verändert? „Mir selbst treu zu bleiben, war mir immer wichtig. Und das habe ich immer beibehalte­n, denn ohne Authentizi­tät ist man nicht glaubwürdi­g und kann auch nichts bewegen“, sagt der Manager. Inhaltlich wolle er mehr Tempo in den Veränderun­gsprozesse­n – und dass das Unternehme­n führend ist beim Klimaschut­z. „Wenn ich BASF übergebe, möchte ich, dass wir gemeinsam die Firma bestmöglic­h auf die Zukunft vorbereite­t haben.“

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FOTO: DPA Martin Brudermüll­er

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