Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Argumente statt aggressiver Effekthascherei
Es ist ein gutes (Grund)recht, zu demonstrieren. Aufzuzeigen, wo es Verbesserungspotenzial gibt und den Finger in die Wunde zu legen, um auf Missstände hinzuweisen. Die eigene Meinung zu äußern, ist ein bedeutendes Gut in Deutschland. Wo dieses Gut – auch vonseiten der Polizei – verletzt wird, muss eine kritische Auseinandersetzung folgen. Denn wenn Demonstranten gewisse Grenzen überschreiten, ist höchste Vorsicht geboten. Dass die unabhängigen Klimaaktivisten auf etwaige Probleme des Kiestransports hinweisen, spricht für mutige und mündige Jugendliche einer Generation, die sich der Probleme der Welt annehmen, sie verändern und den Klimawandel als gesellschaftliche Aufgabe noch mehr in den Fokus rücken wollen. Dass sie sich dabei mit Seilen in die Bäume gebunden haben, um den Einsatzkräften im Nachgang reißerisch vorwerfen zu können, dass diese ihr Leben in Gefahr gebracht haben, ist eine manipulative Grenzüberschreitung. Und es schadet der Sache: Reine Provokation und Kalkül stehen einer ernst zu nehmenden Auseinandersetzung mit dem Thema im Wege. Es lenkt vom eigentlichen Inhalt ab. Wenn sich die Demonstranten mehr auf Argumente als auf aggressive Effekthascherei konzentrieren, werden sie sich mehr und gewichtigeres Gehör verschaffen können. Friedliche Demonstrationen, wie jene am Donnerstagabend in Wolfegg, sind deutlich zielführender – für alle Beteiligten.