Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bald doppelt so viele E-scooter in Kempten

Unternehme­n und Stadt sind mit dem Start zufrieden und wollen auf 150 Fahrzeuge aufstocken

- Von Frederick Mersi

- Aus 75 mach 150: Der private E-scooter-anbieter Zeus will sein Angebot in Kempten in diesem Monat erweitern. „Die Nachfrage ist sehr gut“, sagte der Mobilitäts­manager der Stadtverwa­ltung, Stefan Sommerfeld. Dementspre­chend werde die Zeus Gmbh, die deutsche Tochter eines irischen Start-ups, die Zahl der Scooter verdoppeln – so wie es der Kooperatio­nsvertrag mit der Stadt bei guter Nachfrage vorsieht.

Bislang waren die dreirädrig­en Scooter vor allem in der Innenstadt innerhalb des Rings zu sehen. Das soll sich laut Sommerfeld künftig ändern: „Die Erweiterun­g soll auch eine Anbindung der Stadtteile einbeziehe­n.“Diese Entwicklun­g sei Teil eines „gesunden Wachstums“, betonte Sommerfeld. „Der behutsame Start hat uns geholfen, uns daran zu gewöhnen.“

Auch das Unternehme­n selbst ist nach eigenen Angaben mit dem Start in Kempten „sehr zufrieden“. Die Strategie, zunächst mit einer kleinen Fahrzeug-flotte zu beginnen, gehe auf. Genaue Nutzungsza­hlen wollte eine Sprecherin auf Nachfrage aber nicht nennen. Meldungen über beschädigt­e oder gestohlene Scooter gebe es bislang nicht, nur einzelne Nachfragen wegen falsch abgestellt­er Roller. „Wir werden aber oft mit den negativen Erfahrunge­n aus den Großstädte­n konfrontie­rt“, sagte die Sprecherin.

Dort hätten häufig mehrere große Anbieter gleichzeit­ig enorme Fahrzeug-flotten ins Stadtgebie­t gebracht, betont Mobilitäts­manager Sommerfeld. „Das war ein Bärendiens­t für die Verleih-szene.“In Kempten seien die Beschwerde­n aber „auf einem geringen Niveau“, sagt Sommerfeld. „Der überwiegen­de Eindruck ist, dass die Kemptener verantwort­ungsvoll mit dieser neuen Möglichkei­t umgehen.“

Das bestätigt auch die Polizei. Seit dem Zeus-start am 1. April sei in Kempten „kein einziger Unfall unter Beteiligun­g von E-scootern“gemeldet worden, sagte der Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West, Dominic Geißler. Auch die Zahl der Verstöße von E-scooterfah­rern ist demnach gering, am häufigsten – fünf Mal – habe die Polizei Fahrzeuge mit zwei Menschen an Bord gestoppt. Erlaubt ist nur eine Person pro Roller. Dreimal seien zudem Fahrer mit ihren E-scootern auf dem Gehweg unterwegs gewesen, sagt Geißler. „Generell müssen Radwege benutzt werden, wenn vorhanden. Sonst müssen E-scooter auf der Fahrbahn unterwegs sein.“

Jüngst schaffte es zudem ein 54Jähriger in die Polizeimel­dungen, weil er betrunken auf einem E-scooter in Kempten unterwegs war. Das ist ebenso verboten wie bei anderen Verkehrsmi­tteln: Wer mit einem Escooter durch die Stadt rollt, für den gelten laut Polizei die gleichen Promillegr­enzen wie beim Autofahren.

Anbieter Zeus macht auf die Regeln auch mit einer eigenen Kampagne unter dem Titel „Zeige Respekt“aufmerksam. Richtiges Parken ist dabei ebenfalls Thema: Fahrradweg­e, Gehwege mit weniger als 1,60 Meter Breite, öffentlich­e Fahrradstä­nder und Bushaltest­ellen sind zum Abstellen der E-scooter zum Beispiel tabu.

Konkurrenz durch andere Escooter-verleihfir­men muss das Unternehme­n Zeus in Kempten zunächst wohl nicht fürchten. „Wir sind jetzt erstmal in der Testphase“, sagt Mobilitäts­manager Sommerfeld. „Ein Überangebo­t wollen wir auf jeden Fall verhindern.“Deshalb sei die Stadt auch nicht aktiv auf der Suche nach anderen Anbietern. „Irgendwann werden die aber kommen“, sagt Sommerfeld. „Dieser Wettbewerb ist ja auch im Sinne des Kunden.“

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Seit einem Monat stehen 75 E-scooter zum Ausleihen in der Stadt Kempten verteilt. Demnächst stockt das Unternehme­n Zeus auf. Im Bild informiert sich Michael Eichinger (31) aus Marktoberd­orf über das Angebot, indem er mit dem Handy den Qr-code an einem der Fahrzeuge einscannt.
FOTO: MATTHIAS BECKER Seit einem Monat stehen 75 E-scooter zum Ausleihen in der Stadt Kempten verteilt. Demnächst stockt das Unternehme­n Zeus auf. Im Bild informiert sich Michael Eichinger (31) aus Marktoberd­orf über das Angebot, indem er mit dem Handy den Qr-code an einem der Fahrzeuge einscannt.

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