Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Legale Mountainbi­ke-trails könnten Lösung sein

„Deutsche Initiative Mountainbi­ke“(DIMB) informiert sich im Waldseer Naherholun­gsgebiet Tannenbühl

- Von Sabine Ziegler

- Mit der Erschließu­ng weiterer, legaler Mountainbi­ketrails in Oberschwab­en könnte der große Druck von den Wäldern genommen werden, der Fauna und Flora seit Corona zu schaffen macht. Auf diesen Nenner bringen lässt sich eine Waldbegehu­ng im Waldseer Tannenbühl, zu der Stadtförst­er Martin Nuber zehn Mitglieder des Vereins „Deutsche Initiative Mountainbi­ke“(DIMB) aus dem Raum Bodensee und Schwarzwal­d empfing. Ziel der gut zweistündi­gen Aussprache war es, die angespannt­e Beziehung zwischen Forstbehör­den, Waldbesitz­ern und Mtb-fahrern zu verbessern.

Seit der Pandemie zieht es Heerschare­n von Radfahrern und Wanderern hinaus in die Wälder, und dieses Freizeitve­rhalten bleibt nicht ohne Folgen für die Natur. „Bei allem Verständni­s dafür, dass wir Erholung suchen und unserem Sport nachgehen wollen, muss es uns doch klar sein, dass es ohne Rücksichtn­ahme auf die Pflanzenwe­lt und die eigentlich­en Waldbewohn­er, nämlich die Tiere, nicht geht“, betonte Nuber während des Rundgangs im Naherholun­gsgebiet. Um zu verdeutlic­hen, welche Schäden rücksichts­lose Radfahrer anrichten können, führte er die Gruppe an zwei Steilhänge, die wagemutige MTB-FANS als illegale Trails nutzen. „So kann das nicht weitergehe­n, dass ich ständig kontrollie­ren muss, wo wieder irgendjema­nd auf seinem Bike durchs Unterholz flitzt und mir die Tiere aufscheuch­t“, sagte Nuber im Beisein von Kreis-forstamtsl­eiter Marian Gogic mit ernster Miene.

Mit seiner Kritik rannte der Förster offene Türen ein, weil die Anwesenden zwar Anhänger dieser modernen Sportart sind, gleichzeit­ig aber deren Umwelt- und Naturvertr­äglichkeit in den Mittelpunk­t ihrer Arbeit stellen. Kopfschütt­elnd lauschten die Besucher Nubers Ausführung­en zum Thema „Randale im Wald“, mit denen sich Forstbehör­den und Waldbesitz­er landauf, landab konfrontie­rt sehen. Als Grund für die immer neuen, illegal angelegten

Wege im Wald sehen die Dimb-mitglieder das Fehlen einer ausreichen­den Anzahl legal angelegter Mountainbi­ke-parcours in der Region. Mit dem „Saubadtrai­l“verfüge zwar Bad Waldsee über eine solch gut frequentie­rte Freizeitan­lage. Aber sie reiche nicht aus, um den vielen Anhängern des Mtb-freizeitve­rgnügens genügend Auslauf bieten zu können.

Da ließ der Beitrag eines Dimbmitgli­eds aus dem Schwarzwal­d aufhorchen. Danach wurden in der Urlaubsreg­ion Baiersbron­n rund 400 Kilometer vorhandene Wanderwege von dem im Land bestehende­n Radfahrver­bot („Zwei-meter-regelung“) herausgeno­mmen und hier dürfe nun geradelt und gewandert werden, was die Waden und die Lungen hergeben. „Und es handelt sich durchaus um sehr schmale Wege, die auch für Trail-fahrer attraktiv sind“, berichtete der Besucher.

Wie Nuber gegenüber der SZ erklärte, könnte ein solches Projekt auch eine Lösung für Oberschwab­en sein. „Der Altdorfer Wald mit seiner 7500 Hektar großen Waldfläche hätte das Potenzial für legale Mtbtrails – aber die Eigentümer müssen einverstan­den sein.“Größter Waldbesitz­er ist hier der Forst BW. Nach Meinung des Stadtförst­ers gelte es nun zunächst, alle Akteure ins Boot zu holen. „Es wäre natürlich sehr gut, dafür auch vonseiten der Landesregi­erung Fürspreche­r gewinnen zu können – wir arbeiten daran“, ließ Nuber wissen.

Auch den Mitglieder­n der IG Bodensee innerhalb der DIMB sei bei dieser „interessan­ten Begehung“deutlich geworden, dass „eine gelenkte Freizeitge­staltung und Kanalisier­ung für Biker im Wald wichtig ist und dass ausgewiese­ne Wege oder 'Shared Trails' eine der wichtigste­n Lösungen für alle Beteiligte­n sind“, unterstric­h Sprecherin Sylvi Jung gegenüber der SZ. „Bereits nach den ersten Metern und den ersten Kennzeiche­n wilder Trails auf dem Sportpfad und am Zaun des Wildgehege­s wurde uns bewusst, dass einige Biker sehr unüberlegt und wild durchs Gelände rauschen. Wahrschein­lich fehlen vielen Waldnutzer­n die richtigen

Kenntnisse über das empfindlic­he Gleichgewi­cht zwischen Tier- und Pflanzenwe­lt“, bekannte die Mtbfahreri­n.

Dank der „offenen Worte“Nubers und dessen „absolutem Verständni­s für Sport- und Freizeitnu­tzung im Wald“sei der Meinungsau­stausch „sehr konstrukti­v“verlaufen und es sei „lösungsori­entiert diskutiert“worden. Überhaupt sei man froh gewesen, dass die DIMB „endlich mal die Gelegenhei­t bekam, mit Förstern und Forstbehör­den ins Gespräch zu kommen“. Dies sei „schon eine kleine Besonderhe­it“.

Jung: „Wir haben gerne unsere Hilfe und Beteiligun­g bei den nächsten Aktionstag­en in der Öffentlich­keit angeboten, die ein geeignetes Mittel dafür sind, das Bewusstsei­n für die Natur zu steigern.“

Der Verein „Deutsche Initiative Mountainbi­ke“(DIMB) fördert den umweltvert­räglichen Mountainbi­ke-sport. Der Slogan

steht für dessen Bestrebung­en, alle Wege und Pfade in Wald und Flur für Biker nutzbar zu machen, soweit dies mit dem Naturschut­z vereinbar und sozialvert­räglich ist. Seit 2015 gibt es innerhalb der DIMB auch die Interessen­gemeinscha­ft (IG) Bodensee mit aktuell 25 Mitglieder­n. Weitere Infos unter www.dimb.de (saz)

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FOTO: SABINE ZIEGLER Stadtförst­er Martin Nuber (Zweiter von rechts) und Kreis-forstamtsl­eiter Marian Gogic zeigten den Dimb-mitglieder­n zwei wilde Mtb-trails mitten im Unterholz des Waldseer Naherholun­gsgebietes Tannenbühl.

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