Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ums Wurzacher Ried wird es im Winter still
Das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried informiert über die Überwinterung von Insekten und Co.
(sz) - Die kalten Temperaturen des Winters lassen die Natur im Wurzacher Ried erstarren. An der Eisdecke, die sich bisweilen auf den stehenden Gewässern bildet, ist dies deutlich zu erkennen. Von den Fischen, Fröschen oder Insekten, die sich üblicherweise im und am Kurparkweiher oder Riedsee tummeln, ist nichts zu sehen.
Für die meisten Insekten geht mit dem Herbst die Lebenszeit zu Ende, heißt es in einer Mitteilung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried. Doch sie haben zahlreiche Eier im Wasser abgelegt, aus denen sich Larven entwickelt haben.
Sie sind das Überwinterungsstadium von beispielsweise Libellen oder Eintagsfliegen und ziehen sich im Winter an den Grund des Gewässers zurück. Dass sie dort, ebenso wie Fische oder manche Amphibien-arten, auch bei eisigen Lufttemperaturen überleben können, liegt an einer besonderen Eigenschaft des Wassers, der sogenannten Dichte-anomalie.
Wassermoleküle weisen bei einer Temperatur von vier Grad Celsius die höchste Dichte auf. Sie sind dann am schwersten und sinken auf den Grund des Gewässers ab. Bei etwa Null Grad Celsius bildet sich an der Oberfläche eine Eisdecke und das Gewässer friert zeitweise zu, während das Wasser in Bodennähe mit vier Grad Celsius den Tieren dort ein frostfreies Überwintern ermöglicht.
„Unsere heimischen Fische beispielsweise leben die meiste Zeit des Winters in dieser kalten Bodenschicht. An die lang anhaltenden kalten Temperaturen haben sie sich angepasst und dank ihrer Kiemen müssen sie zum Atmen
nicht auftauchen“, teilt das Naturschutzzentrum mit. In der Regel bleiben sie wach, fahren aber ihren Stoffwechsel und Kreislauf auf ein Minimum herunter und bewegen sich nur wenig.
Diejenigen Amphibien und Insekten-arten, die unter Wasser ausharren, nehmen über die Haut Sauerstoff auf, der von Algen oder wintergrünen Wasserpflanzen produziert wird. Daher müssen sie im Winter nicht zum Luftholen an die Oberf läche kommen. Erst wenn die Temperaturen im Frühjahr wieder steigen, steigt ihre Körpertemperatur in gleichem Maße an und die Tiere erwachen aus ihrem Starrezustand. Sie begrüßen die neue Saison mit einem Froschkonzert und nach und nach stellt sich das Leben im und am Gewässer wieder ein.