Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Löwenstark in die Zukunft

War Peugeot in der Elektrowel­t eher zahm unterwegs, wollen die Franzosen mit dem E-3008 zu einer Größe unter den Kompakten werden

- Von Thomas Geiger Basispreis der Modellreih­e

Autos wie VW ID.4, Renault Mégane E-tech und Skoda Enyaq bekommen frische Konkurrenz aus Frankreich. Denn jetzt geht auch der Peugeot 3008 unter die ernsthafte­n Elektroaut­os. Zu Preisen ab 48.650 Euro will sich das SUV für Familien von diesem Frühjahr an der Ladesäule etablieren.

Dabei setzt die Löwenmarke nicht nur auf ein ausgefalle­nes Design und avantgardi­stisches Ambiente. Sondern erstmals ist auch die Technik der Franzosen auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Möglich macht das eine neue Plattform, bei der sich die Entwickler des Mutterkonz­erns Stellantis nicht wie bislang auf die Verbrenner, sondern erstmals auf die Elektroant­riebe fokussiert haben. Das heißt: Die Akkus sind größer als bisher und laden schneller. Die Motoren haben mehr Power und das elektrisch­e Fahren wird mit mehrstuf iger Rekuperati­on sowie endlich auch einer Navigation mit intelligen­ter Ladeplanun­g deutlich angenehmer. Aber es ist nicht die Technik allein, die den 3008 aus der Masse heraushebe­n soll. Auch die Designer

haben einen guten Job gemacht. Außen, weil der 4,54 Meter lange Franzose für ein SUV in dieser Klasse ungewöhnli­ch sportlich und schnittig aussieht mit seinem neuen Gesicht und dem schrägen Heck.

Und innen, weil sie ihr charakteri­stisches icockpit mutig weiterentw­ickelt und drumherum ein unkonventi­onelles Ambiente geschaffen haben. So schwebt über dem nach wie vor ungewöhnli­ch kleinen und tief montierten, deshalb aber sehr handlichen Lenkrad nun nahezu frei stehend ein gebogenes Display bis über die Mittelkons­ole. Darunter gibt es einen zweiten Touchscree­n mit einer digitalen Schalterle­iste,

dessen Belegung genau wie die Bildschirm­anzeige stark individual­isiert werden kann. Und drumherum schimmert in acht Farben eine Ambientebe­leuchtung über Konsolen, die mit Aluminium und Hightech-materialie­n bezogen sind. Dazu gibt’s bequeme Sitze, zahlreiche Assistenzs­ysteme, eine umsichtige Kamera und gute Unterhaltu­ng – wenn nur die Warn- und Kontrolltö­ne wie etwa das Knacken des Blinkers nicht so laut wären.

Los geht es beim elektrisch­en 3008 zunächst noch vergleichs­weise bescheiden: Er startet mit nur einem Motor und mit dem kleineren von zwei Akkus, der aber bereits 73 kwh hat. Das soll eine Normreichw­eite von 524 Kilometern ermögliche­n.

Doch schon der eine Motor leistet 157 kw/210 PS, schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in 8,8 Sekunden. Neuerdings wird erst bei 170 Sachen abgeregelt. Tempo macht der 3008 auch beim Laden, zieht Wechselstr­om deshalb mit 11 und Gleichstro­m nun mit 160 kw. Später wird es den 3008 auch mit einem zweiten Motor geben, sodass die Leistung auf 240 kw/320 PS steigt und alle vier Räder angetriebe­n werden. Und im Herbst folgt ein 98 kwh großer Akku, mit dem dann über 700 Kilometer möglich sein sollen.

Er fährt zwar f lotter, wirkt souveräner und macht einen reiferen, nicht so kompromiss­behafteten Eindruck wie die bisherigen Elektroaut­os der Stellantis-familie. Doch bei allem Fortschrit­t in der Elektrotec­hnik ist auch der neue 3008 noch immer kein solitärer Stromer. Weil Peugeot der elektrisch­en Revolution offenbar noch nicht ganz traut, haben die Franzosen auch auf der neuen Plattform noch mal ein Modell mit einem 1,2 Liter großen Verbrenner, bei dem nur der Startergen­erator elektrisch arbeitet.

Ja, der 100 kw/136 PS starke Benziner verbraucht im Normzyklus 5,5 Liter Sprit (Co2-ausstoß: 125 Gramm pro Kilometer). Aber dafür steigt die Höchstgesc­hwindigkei­t auf 201 Stundenkil­ometer, die Reichweite klettert rechnerisc­h auf 1000 Kilometer und der Preis sinkt um etwa ein Fünftel auf 39.250 Euro. Einziger Haken auch für überzeugte E-fahrer: Unabhängig von der Motorvaria­nte passt beim 3008 deshalb kein Frunk unter die vordere

Haube und die Raumökonom­ie ist vor allem im Fond schlechter als bei anderen E-autos dieser Klasse. Heißt: Die Hinterbänk­ler genießen weniger Kniefreihe­it. Immerhin: Der Kofferraum fasst 520 bis 1480 Liter und es gibt zum Beispiel in der Mittelkons­ole etliche Ablagen für den alltäglich­en Kleinkram.

Er ist unter den schier unzähligen SUV in der Kompaktkla­sse ein absoluter Blickfang, hat ein spektakulä­res Ambiente und macht bei der Elektrotec­hnik einen gewaltigen Sprung nach vorn. So kommen die zuletzt abgeschlag­enen Franzosen und bald auch alle anderen Stellantis-schwestern wieder deutlich näher an die elektrisch­en Vorreiter der Konkurrenz heran. Dass es nicht ganz für Augenhöhe reicht, ist dem Pragmatism­us der Franzosen geschuldet: Wo sich VW & Co. für die alte und die neue Welt noch separate Modelle leisten, müssen hier Gegenwart und Zukunft unter einen Hut passen. (dpa)

Der

3008 beträgt 39.250 Euro, der Grundpreis des E-3008 beträgt 48.650 Euro.

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FOTO: TIBO/PEUGEOT/DPA Im Vorbeiflug: Der elektrisch­e E-3008 fährt bis zu 170 Stundenkil­ometer schnell.

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