Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

So kommen Bauherren an Fördergeld

Bund und Land unterstütz­en klimafreun­dliches Bauen – Die Hürden sind hoch – Diese Geldtöpfe gibt es

- Von Luca Mader

- Sich ein Haus zu bauen ist dieser Tage kein einfaches Unterfange­n. Schon allein wegen diverser Auflagen und Bürokratie. Zudem steckt die Bauwirtsch­aft in der Krise. Deshalb unterstütz­en Bund und Land neue Baumaßnahm­en, insbesonde­re wenn besonders klimafreun­dlich und nachhaltig gebaut wird.

Welche Fördermögl­ichkeiten auf Bundeseben­e gibt es für klimafreun­dliches Bauen?

Es gibt mehrere Fördertöpf­e, aus denen Bauwillige Zuschüsse beziehen können. Einer der wichtigste­n ist das Förderprog­ramm „Klimafreun­dlicher Neubau“(KFN). Dieses wurde allerdings im vergangene­n Dezember vorübergeh­end ausgesetzt, da die Fördermitt­el verbraucht waren. Sobald der neue Haushaltsp­lan für 2024 in Kraft tritt, ist es wieder möglich, Anträge zu stellen. Aktuell sind für diese Förderung Haushaltsm­ittel in Höhe von 762 Millionen Euro eingeplant, wie das Bundesmini­sterium für Wohnen, Stadtentwi­cklung und Bauwesen auf Anfrage hin mitteilt.

Zusätzlich zum KFN will der Bund ein neues Förderprog­ramm mit dem Namen „Klimafreun­dlicher Neubau im Niedrigpre­issegment“auf den Weg bringen. Dieses soll, Stand jetzt, nur für die Jahre 2024 und 2025 gelten. Eingeplant sind dafür aktuell eine Milliarde Euro. Darüber hinaus ist allerdings noch nicht viel über den neuen Fördertopf bekannt. „Das Förderprog­ramm ,Klimafreun­dlicher Neubau im Niederprei­ssegment (KNN)’ befindet sich noch in der Konzeption­ierung, es liegt noch kein abgestimmt­es Gesamtkonz­ept vor“, sagt eine Sprecherin des Bundesbaum­inisterium­s.

Was sind die Anforderun­gen an diese Fördermaßn­ahmen? Private Bauherren erhalten aus

dem Kfn-programm Zinsvergün­stigungen für Kredite. Doch die Hürden, die es für die Förderung zu überwinden gilt, sind hoch. Neben zahlreiche­n anderen Anforderun­gen muss der Neubau nämlich den energetisc­hen Standards eines Effizienzh­auses 40 (EH 40) entspreche­n. Ein solches Gebäude braucht bei seinem Betrieb nur 40 Prozent so viel Energie, wie ein Haus, das den gesetzlich­en Rahmen des erlaubten Energiever­brauchs voll ausschöpft.

Diese hohen Anforderun­gen treffen bei der Bauwirtsch­aft auf Kritik: „Fakt ist: Die derzeitige Förderung der Effizienzh­ausstufe EH 40 läuft in der Praxis ins

Leere, da die Mehrkosten für den höheren energetisc­hen Standard nicht durch die Fördersumm­e ausgeglich­en werden“, sagt ein Sprecher der Bauwirtsch­aft Baden-württember­g. Man setzte sich deshalb dafür ein, dass auch Gebäude der Klasse EH 55 wieder gefördert werden. Kritik an der Art der Förderung kommt von der Baden-württember­gischen Landesarch­itektenkam­mer. Bis 2022 hätten Bauwillige nämlich noch finanziell­e Zuschüsse vom Bund erhalten und nicht nur Zinsvergün­stigungen.

Seither sei die Nachfrage nach der Kfn-förderung gesunken. „Mehr Fördermitt­el und somit eine Wiedereinf­ührung der Zuschussva­riante,

wäre zum Erreichen der Klimaschut­zziele und zur Förderung des nachhaltig­en Bauens schon deshalb geboten, weil gerade der Gebäudesek­tor mit den größten Nachholbed­arf hat“, sagt Volker Auch-schwelk. Er ist Vorsitzend­er des Kompetenzt­eams „Nachhaltig­es Planen, Bauen und Klimaanpas­sung“der Landesarch­itektenkam­mer.

Wie fördert das Land Badenwürtt­emberg klimafreun­dliches Bauen?

Auch das Land Baden-württember­g verteilt unter bestimmten Bedingunge­n Finanzspri­tzen. Der wohl wichtigste Fördertopf ist dabei das „Entwicklun­gsprogramm

Ländlicher Raum“(ELR). Dieser dient insbesonde­re dazu, die Infrastruk­tur in ländlichen Gegenden zu verbessern beziehungs­weise zu erhalten. Sowohl private, als auch gewerblich­e und kommunale Bauherren können in diesem Programm Fördermitt­el beantragen.

Dabei sind nicht nur Wohngebäud­e förderfähi­g, sondern auch Gebäude, die der Grundverso­rgung dienen sowie Gemeinscha­ftseinrich­tungen. Kleine und mittlere Betriebe erhalten aus diesem Topf zudem Geld, um durch Sanierunge­n oder Neubauten die Arbeitsplä­tze im ländlichen Raum zu sichern. „Damit werden zentrale soziale, ökonomisch­e aber auch ökologisch­e Themen aufgegriff­en, die nachhaltig zur Belebung ländlicher Gemeinden beitragen können“, sagt ein Sprecher des Ministeriu­ms für Ländlichen Raum Badenwürtt­emberg. Die Förderspan­ne sei sehr groß, es komme immer auf das jeweilige Bauprojekt an. 2023 seien rund 100 Millionen Euro an Fördermitt­eln an die Antragsste­ller vergeben worden.

Was sind die Anforderun­gen an diese Fördermitt­el?

Kleinere bauliche Maßnahmen sind durch das Elr-programm nicht förderfähi­g. Nur wenn das Projekt der strukturel­len Weiterentw­icklung des ländlichen Raums dient, gibt es Geld. So sind beispielsw­eise Wohnbau-projekte nur dann förderfähi­g, wenn Sie sich in besonders zentraler Lage in einem Ort befinden. Zudem muss besonders klimafreun­dlich gebaut werden. In den Tragwerksk­onstruktio­nen von Neubauten müssen ressourcen­schonende, Co2-bindende Baustoffe wie zum Beispiel Holz eingesetzt werden. Das gilt allerdings nicht für Gebäude, die der Grundverso­rgung dienen.

Ein Sprecher der Bauwirtsch­aft Baden-württember­g verweist darauf, dass es richtig sei, auf Klimaschut­z im Bausektor zu achten. Allerdings solle man den „Bogen nicht überspanne­n“. „Es gilt, einen vernünftig­en Ausgleich zwischen dem notwendige­n Klimaschut­z und anderen wichtigen Anforderun­gen wie dem Bedarf an zusätzlich­em bezahlbare­m Wohnraum zu finden“, sagt der Sprecher. Bei der Landesarch­itektenkam­mer verweist man darauf, dass klimafreun­dliches Bauen einen erhebliche­n Aufwand bedeute, für den es Fachexpert­ise brauche. „Wichtig ist natürlich, dass dem erhöhten Aufwand in Planung und Bauausführ­ung eben auch angemessen­e Fördermitt­el gegenübers­tehen“, sagt Volker Auchschwel­k.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Trotz Wohnungsma­ngel ist es nicht einfach, an Fördergeld für Neubau-projekte zu gelangen.

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