Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
So kommen Bauherren an Fördergeld
Bund und Land unterstützen klimafreundliches Bauen – Die Hürden sind hoch – Diese Geldtöpfe gibt es
- Sich ein Haus zu bauen ist dieser Tage kein einfaches Unterfangen. Schon allein wegen diverser Auflagen und Bürokratie. Zudem steckt die Bauwirtschaft in der Krise. Deshalb unterstützen Bund und Land neue Baumaßnahmen, insbesondere wenn besonders klimafreundlich und nachhaltig gebaut wird.
Welche Fördermöglichkeiten auf Bundesebene gibt es für klimafreundliches Bauen?
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Es gibt mehrere Fördertöpfe, aus denen Bauwillige Zuschüsse beziehen können. Einer der wichtigsten ist das Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“(KFN). Dieses wurde allerdings im vergangenen Dezember vorübergehend ausgesetzt, da die Fördermittel verbraucht waren. Sobald der neue Haushaltsplan für 2024 in Kraft tritt, ist es wieder möglich, Anträge zu stellen. Aktuell sind für diese Förderung Haushaltsmittel in Höhe von 762 Millionen Euro eingeplant, wie das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf Anfrage hin mitteilt.
Zusätzlich zum KFN will der Bund ein neues Förderprogramm mit dem Namen „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“auf den Weg bringen. Dieses soll, Stand jetzt, nur für die Jahre 2024 und 2025 gelten. Eingeplant sind dafür aktuell eine Milliarde Euro. Darüber hinaus ist allerdings noch nicht viel über den neuen Fördertopf bekannt. „Das Förderprogramm ,Klimafreundlicher Neubau im Niederpreissegment (KNN)’ befindet sich noch in der Konzeptionierung, es liegt noch kein abgestimmtes Gesamtkonzept vor“, sagt eine Sprecherin des Bundesbauministeriums.
Was sind die Anforderungen an diese Fördermaßnahmen? Private Bauherren erhalten aus
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dem Kfn-programm Zinsvergünstigungen für Kredite. Doch die Hürden, die es für die Förderung zu überwinden gilt, sind hoch. Neben zahlreichen anderen Anforderungen muss der Neubau nämlich den energetischen Standards eines Effizienzhauses 40 (EH 40) entsprechen. Ein solches Gebäude braucht bei seinem Betrieb nur 40 Prozent so viel Energie, wie ein Haus, das den gesetzlichen Rahmen des erlaubten Energieverbrauchs voll ausschöpft.
Diese hohen Anforderungen treffen bei der Bauwirtschaft auf Kritik: „Fakt ist: Die derzeitige Förderung der Effizienzhausstufe EH 40 läuft in der Praxis ins
Leere, da die Mehrkosten für den höheren energetischen Standard nicht durch die Fördersumme ausgeglichen werden“, sagt ein Sprecher der Bauwirtschaft Baden-württemberg. Man setzte sich deshalb dafür ein, dass auch Gebäude der Klasse EH 55 wieder gefördert werden. Kritik an der Art der Förderung kommt von der Baden-württembergischen Landesarchitektenkammer. Bis 2022 hätten Bauwillige nämlich noch finanzielle Zuschüsse vom Bund erhalten und nicht nur Zinsvergünstigungen.
Seither sei die Nachfrage nach der Kfn-förderung gesunken. „Mehr Fördermittel und somit eine Wiedereinführung der Zuschussvariante,
wäre zum Erreichen der Klimaschutzziele und zur Förderung des nachhaltigen Bauens schon deshalb geboten, weil gerade der Gebäudesektor mit den größten Nachholbedarf hat“, sagt Volker Auch-schwelk. Er ist Vorsitzender des Kompetenzteams „Nachhaltiges Planen, Bauen und Klimaanpassung“der Landesarchitektenkammer.
Wie fördert das Land Badenwürttemberg klimafreundliches Bauen?
Auch das Land Baden-württemberg verteilt unter bestimmten Bedingungen Finanzspritzen. Der wohl wichtigste Fördertopf ist dabei das „Entwicklungsprogramm
Ländlicher Raum“(ELR). Dieser dient insbesondere dazu, die Infrastruktur in ländlichen Gegenden zu verbessern beziehungsweise zu erhalten. Sowohl private, als auch gewerbliche und kommunale Bauherren können in diesem Programm Fördermittel beantragen.
Dabei sind nicht nur Wohngebäude förderfähig, sondern auch Gebäude, die der Grundversorgung dienen sowie Gemeinschaftseinrichtungen. Kleine und mittlere Betriebe erhalten aus diesem Topf zudem Geld, um durch Sanierungen oder Neubauten die Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sichern. „Damit werden zentrale soziale, ökonomische aber auch ökologische Themen aufgegriffen, die nachhaltig zur Belebung ländlicher Gemeinden beitragen können“, sagt ein Sprecher des Ministeriums für Ländlichen Raum Badenwürttemberg. Die Förderspanne sei sehr groß, es komme immer auf das jeweilige Bauprojekt an. 2023 seien rund 100 Millionen Euro an Fördermitteln an die Antragssteller vergeben worden.
Was sind die Anforderungen an diese Fördermittel?
Kleinere bauliche Maßnahmen sind durch das Elr-programm nicht förderfähig. Nur wenn das Projekt der strukturellen Weiterentwicklung des ländlichen Raums dient, gibt es Geld. So sind beispielsweise Wohnbau-projekte nur dann förderfähig, wenn Sie sich in besonders zentraler Lage in einem Ort befinden. Zudem muss besonders klimafreundlich gebaut werden. In den Tragwerkskonstruktionen von Neubauten müssen ressourcenschonende, Co2-bindende Baustoffe wie zum Beispiel Holz eingesetzt werden. Das gilt allerdings nicht für Gebäude, die der Grundversorgung dienen.
Ein Sprecher der Bauwirtschaft Baden-württemberg verweist darauf, dass es richtig sei, auf Klimaschutz im Bausektor zu achten. Allerdings solle man den „Bogen nicht überspannen“. „Es gilt, einen vernünftigen Ausgleich zwischen dem notwendigen Klimaschutz und anderen wichtigen Anforderungen wie dem Bedarf an zusätzlichem bezahlbarem Wohnraum zu finden“, sagt der Sprecher. Bei der Landesarchitektenkammer verweist man darauf, dass klimafreundliches Bauen einen erheblichen Aufwand bedeute, für den es Fachexpertise brauche. „Wichtig ist natürlich, dass dem erhöhten Aufwand in Planung und Bauausführung eben auch angemessene Fördermittel gegenüberstehen“, sagt Volker Auchschwelk.