Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Häftling randaliert und zündet aus Wut seine Zelle an
Ein junger Mann muss sich wegen Brandstiftung vor dem Landgericht in Ravensburg verantworten
- Wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hinzistobel muss sich ein 24-Jähriger seit Mittwoch vor dem Landgericht Ravensburg verantworten. Der Mann soll im November 2021 zunächst in seiner Zelle randaliert und später das Mobiliar in Brand gesteckt haben. Dabei wurde ein Justizbeamter durch die Rauchentwicklung leicht verletzt.
Vorsitzender Richter ist Franz Bernhard. Zur sprachlichen Unterstützung stand dem Angeklagten während des Prozesses eine Dolmetscherin zur Verfügung. Neben dem verletzten Justizvollzugsbeamten waren zum Prozessauftakt auch ein ehemaliger Mithäftling und der ermittelnde Kriminalkommissar geladen.
Gegen 9.30 Uhr führten vier Justizbeamte den Angeklagten in Hand- und Fußfesseln und roter Anstaltskleidung in den Gerichtssaal. Dabei wirkte er mit seinen zerzausten Haaren, dem langen Bart und der schmächtigen Körperstatur schüchtern und hielt sich zu Beginn der Verhandlung zunächst emotional zurück. Doch während Richter Bernhard vorangegangene Urteile vorlas, zeichnete sich im Gesicht des Angeklagten immer wieder ein spöttisches Grinsen ab. Vorbestraft ist der Mann unter anderem wegen versuchten Mordes.
Auslöser für die Tat im November war nach Angaben des Staatsanwaltes der Fernseher des Inhaftierten. Diesen zerstörte er mutwillig und forderte anschließend über den Notruf des Hauses ein neues Gerät an. Um die Beamten unter Druck zu setzen, soll der Angeklagte
darauf hin mit einem Feuer in der Zelle gedroht haben. Da sich die Tat jedoch an einem Sonntag ereignete, konnten die Beamten das Gerät nicht ersetzen.
Darauf hin soll der Mann in seiner Zelle die Matratze samt Bettwäsche, Kleidung und anderem brennbaren Material am Fenster platziert und mit einem Feuerzeug angezündet haben. Dieses habe er zum Rauchen besessen, so das Gericht. Der dadurch entstandene Rauch habe anschließend den Rauchmelder aktiviert. Zwei Beamte der Justizvollzugsanstalt seien beim Löschen der Flammen durch den Qualm leicht verletzt worden. Der dabei entstandene Sachschaden wird aktuell auf mehrere Tausend Euro beziffert.
Während des Prozessauftakts wurde der Angeklagte von den Justizvollzugsbeamten als introvertiert und zurückhaltend beschrieben. Gegenüber anderen Mithäftlingen sei er jedoch gewaltbereit und geltungssüchtig gewesen, so die Zeugen. Nach Angaben des zum Prozess anwesenden Psychiaters habe der Angeklagte keinen religiösen Hintergrund. Um sich jedoch in Haft zu profilieren, habe er vorgegeben, Mitglied verschiedener Terrororganisationen zu
sein. Dies soll immer wieder zu Konf likten mit anderen Häftlingen geführt haben.
Bereits nach seiner Flucht nach Deutschland zwischen den Jahren 2015/2016 sei der aus Afghanistan stammende Angeklagte in unterschiedlichen Wohngruppen und Asylunterkünften wegen Regelverstößen negativ aufgefallen, so das Gericht. Darunter auch wegen Drogenmissbrauch und körperlicher Gewalt. Nach mehreren erfolglosen Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen wurde er 2018 wegen Körperverletzung in der Jugendstrafanstalt Adelsheim inhaftiert. Dort griff der Angeklagte mit einem stumpfen Brotmesser einen Beamten an und fügte ihm mehrere Schnittverletzungen zu. Verurteilt wurde er damals zu elf Jahren Freiheitsstrafe. Nach längeren Aufenthalten in verschiedenen Strafanstalten in Baden-württemberg kam er im Sommer 2021 schließlich in die JVA Hinzistobel bei Ravensburg.