Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Dritter mit weinendem Auge
Linus Straßer auf dem Podest – Aber die Kugel ist wohl weg
(SID) - In aller Herrgottsfrühe machte sich Linus Straßer am Montag schon auf zum nächsten Rennen. Abfahrt am Lake Tahoe in Kalifornien bereits um halb sieben Uhr, rasch zum Flughafen, Flug nach Denver in Colorado, von dort hinauf nach Aspen. Im Gepäck hatte der derzeit erfolgreichste deutsche Skirennläufer einen guten dritten Platz beim Slalom von Palisades Tahoe, doch seine erneute Fahrt aufs Podium war ihm nicht gut genug.
Tatsächlich wusste Straßer nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte. „Der erste Lauf war richtig gut, fast eine Lehrbuchfahrt“, sagte der Münchner. Er lag auf Rang eins, mit scheinbar beruhigenden vier Zehntelsekunden Vorsprung. Doch auch dieser Torlauf wurde erwartungsgemäß erst im zweiten Durchgang entschieden. Und dort fiel Straßer zwei Ränge zurück. Ein gleich mehrfach enttäuschender Ausgang.
Straßer verpasste nicht nur seinen dritten Saisonsieg nach den grandiosen Vorstellungen in Kitzbühel und Schladming – er verpasste auch die Gelegenheit, den Slalom-weltcup noch einmal spannender zu machen. Der Österreicher Manuel Feller, der seinen vierten Slalom in diesem Winter vor Clement Noel aus Frankreich und Straßer gewann, liegt nun 204 Punkte vor dem Deutschen: bei drei noch zu fahrenden Rennen in dieser Disziplin kaum aufzuholen.
Straßer wusste nur zu gut, was er da verspielt hatte. Er habe sich nicht auf seinem Vorsprung ausruhen wollen, „du kannst nicht taktieren“, betonte er, denn: „Angriff ist die beste Verteidigung.“Jedoch: „Ein, zwei Schwünge habe ich nicht ganz so gut getroffen – und dann bist du auch schon Dritter.“Eine Platzierung, die Cheftrainer Christian Schwaiger „sehr erfreulich“nannte, aber: „Trotzdem ist ein bisschen ein weinendes Auge dabei.“
Straßer, merkte Schwaiger an, habe im Finale sogar „Glück gehabt, dass er auf dem Podium ist. Die Lehre daraus: Nur zweimal Vollgas führt zum Erfolg.“Straßer ist gewillt, dies umzusetzen. „Mein Skifahren ist gut, es ist schnell, daher gibt es nicht viel umzustellen“, sagte er: „Einfach weiter mutig Skifahren. So ein Sieg kommt dann auch, vielleicht klappt es schon in Aspen ...“
Für den nun fast aussichtslosen Kampf um die kleine Kristallkugel könnte das aber zu spät sein.