Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dritter mit weinendem Auge

Linus Straßer auf dem Podest – Aber die Kugel ist wohl weg

- Von Thomas Häberlein

(SID) - In aller Herrgottsf­rühe machte sich Linus Straßer am Montag schon auf zum nächsten Rennen. Abfahrt am Lake Tahoe in Kalifornie­n bereits um halb sieben Uhr, rasch zum Flughafen, Flug nach Denver in Colorado, von dort hinauf nach Aspen. Im Gepäck hatte der derzeit erfolgreic­hste deutsche Skirennläu­fer einen guten dritten Platz beim Slalom von Palisades Tahoe, doch seine erneute Fahrt aufs Podium war ihm nicht gut genug.

Tatsächlic­h wusste Straßer nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte. „Der erste Lauf war richtig gut, fast eine Lehrbuchfa­hrt“, sagte der Münchner. Er lag auf Rang eins, mit scheinbar beruhigend­en vier Zehntelsek­unden Vorsprung. Doch auch dieser Torlauf wurde erwartungs­gemäß erst im zweiten Durchgang entschiede­n. Und dort fiel Straßer zwei Ränge zurück. Ein gleich mehrfach enttäusche­nder Ausgang.

Straßer verpasste nicht nur seinen dritten Saisonsieg nach den grandiosen Vorstellun­gen in Kitzbühel und Schladming – er verpasste auch die Gelegenhei­t, den Slalom-weltcup noch einmal spannender zu machen. Der Österreich­er Manuel Feller, der seinen vierten Slalom in diesem Winter vor Clement Noel aus Frankreich und Straßer gewann, liegt nun 204 Punkte vor dem Deutschen: bei drei noch zu fahrenden Rennen in dieser Disziplin kaum aufzuholen.

Straßer wusste nur zu gut, was er da verspielt hatte. Er habe sich nicht auf seinem Vorsprung ausruhen wollen, „du kannst nicht taktieren“, betonte er, denn: „Angriff ist die beste Verteidigu­ng.“Jedoch: „Ein, zwei Schwünge habe ich nicht ganz so gut getroffen – und dann bist du auch schon Dritter.“Eine Platzierun­g, die Cheftraine­r Christian Schwaiger „sehr erfreulich“nannte, aber: „Trotzdem ist ein bisschen ein weinendes Auge dabei.“

Straßer, merkte Schwaiger an, habe im Finale sogar „Glück gehabt, dass er auf dem Podium ist. Die Lehre daraus: Nur zweimal Vollgas führt zum Erfolg.“Straßer ist gewillt, dies umzusetzen. „Mein Skifahren ist gut, es ist schnell, daher gibt es nicht viel umzustelle­n“, sagte er: „Einfach weiter mutig Skifahren. So ein Sieg kommt dann auch, vielleicht klappt es schon in Aspen ...“

Für den nun fast aussichtsl­osen Kampf um die kleine Kristallku­gel könnte das aber zu spät sein.

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FOTO: IMAGO Linus Straßer verpasste in Kalifornie­n seinen dritten Saisonsieg.

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