Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Viel Solidarität mit niedergeschlagenem Ratskandidaten der Grünen
Seit dem Wochenende hängen erste Transparente an Wohnhäusern in Amtzell – Das ist der Stand der Ermittlungen
- Für den von einem 57-jährigen Mann ins Gesicht geschlagenen und beleidigten Gemeinderatskandidaten der Grünen gibt es in Amtzell viel Zuspruch und Solidarität. Deutlich wird dies zum Beispiel an Transparenten, die Bürgerinnen und Bürger an ihre Häusern Wohnungen gehängt haben – mit eindeutigen Botschaften für ein friedliches und respektvolles Miteinander.
Die Nachricht von der mutmaßlichen Straftat und deren möglichem politischen Hintergrund hat übers Wochenende für bundesweite mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Zahlreiche Zeitungen, Nachrichtenportale und auch Fernsehsender berichteten darüber.
In Amtzell selbst bewegt der Fall die Menschen. Der mit einem Faustschlag verletzte 37jährige Mann hatte schon zwei Tage nach der Tat am Dienstag vergangener Woche von zahlreicher Unterstützung berichtet. Seit dem Wochenende hängen nun mehrere Plakate an Wohnhäusern im Gemeindegebiet, mit der Kernaussage: „Für friedliches und respektvolles Miteinander in Amtzell und überall.“Ergänzt sind die bunt gestalteten Transparente um Friedenstauben“.
„Die Beleidigungen und den gewalttätigen Angriff auf unseren Mitbürger möchten wir nicht tatenlos stehen lassen. Dieser Angriff ist zugleich ein Angriff auf das Fundament unseres friedlichen Zusammenlebens“, heißt es auf einem Flyer, den die Initiatoren entworfen haben und am Montag in Amtzeller Geschäften ausgelegt haben, wie Stefanie Kaschke berichtet.
Sie gehört zu dem Kreis, der die ausdrücklich als Mitmach-aktion gedachte Initiative ins Leben gerufen hat – und hofft nun darauf, dass sich möglichst viel amtzeller daran beteiligen. Dabei wird ein möglichst breiter Kreis von Menschen angesprochen. Denn in dem ausgelegten und in sozialen Netzwerken verbreiteten Flyer heißt es auch: „Über Meinungsverschiedenheiten, Parteigrenzen, Weltanschauungen hinweg – lasst uns zusammenstehen, in dem, was uns vereint.“
Apropos Parteigrenzen: Nicht nur die Landesvorsitzenden der
Grünen haben sich zu dem Vorfall geäußert, gleiches hat am Sonntag auch der Spd-landesvorsitzende Andreas Stoch getan. Er ruft dazu auf, „gewaltbereiten Extremisten die Stirn zu bieten“– und ergänzt: „Im Moment trifft es vor allem die Grünen, aber jedes Mal wird unser gesamtes demokratisches System getroffen.“In diesem Zuge appelliert er an alle Demokraten, auch auf die eigene Kommunikation zu achten: „Gerade Botschaften in den sozialen Netzwerken erreichen auch gewaltbereite Idioten.“
Noch keine neuen Ermittlungserkenntnisse zu den Beleidigungen und den Faustschlag gegen den Grünen-kandidaten hat unterdessen die Polizei. Jetzt stehe die offizielle Vernehmung des mutmaßlichen Täters an, erklärte eine Polizeisprecherin am Montag auf Anfrage. Weil die Beamten einen politischen Hintergrund der Tat nicht ausschließen, ermittelt seit Ende vergangener Woche der Staatsschutz der Kriminalpolizei.
Zur Erinnerung: Der 37-jährige Gemeinderatskandidat war seinen Aussagen zufolge mit eindeutigen Bezügen zu seiner politischen Aktivität bei den Grünen von einem 57-jährigen Mann am frühen Dienstagabend zuerst aufs Übelste beleidigt und anschließend auf seinem Privatgrundstück unvermittelt derart heftig geschlagen worden, dass er ein blaues Auge davontrug. Der infrage kommende Täter hatte sich laut Polizei in der ersten Aufnahme des Tatbestands nicht konkret zu dem Vorfall geäußert.