Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Streunt ein Wolf bei Wurzach umher?

Video auf Facebook zeigt hundeähnli­ches Tier – Das sagt ein Experte zur Aufnahme

- Von Steffen Lang

- Ist bei Bad Wurzach ein Wolf unterwegs? Ein auf der Social-media-plattform Facebook veröffentl­ichtes Video könnte auch nach Aussage eines Experten darauf hin deuten.

„Zwischen Wurzach und Ziegelbach“hat ein User zu dem 22sekündig­en Clip geschriebe­n, den er am 3. März in der Facebookgr­uppe „Du weißt, dass Du aus Bad Wurzach bist, wenn...“gepostet hat. Ein Datum, wann er das Video aufgenomme­n hat, fehlt. Auf eine Anfrage unserer Redaktion über Facebook hat er nicht geantworte­t.

Zu sehen ist auf der zum Teil verwackelt­en und unscharfen Aufnahme ein hundeähnli­ches Tier, das sich in einem Feld duckt. Am Ende rennt es davon. Die nicht immer ernst gemeinten Spekulatio­nen anderer User, um was für ein Tier es sich handeln könnte, sind breit gefächert: „Das sieht stark nach Goldschaka­l aus“, „wird halt ein Wolf auf Durchreise sein“, „es sieht nach einem Hund aus“, „das sieht eher nach einem Fuchs aus“, so lauten die ernst zu nehmenden Kommentare. „Wolperting­er“und „Löwe aus dem Berliner Zoo“lauten Spaßkommen­tare dazu.

Dem Urheber des Videos wird auch geraten, das Material an das Naturschut­zzentrum Wurzacher Ried zur Begutachtu­ng zu übermittel­n. Das hat auch unsere Redaktion getan. Dessen Leiter Siegfried Roth verwies an das Wildtierin­stitut der Forstliche­n Versuchsun­d Forschungs­anstalt Baden-württember­g in Freiburg. Das hatte den Goldschaka­l, der im Wurzacher Ried umherstrei­fte, beobachtet, bis dieser im August 2022 verschwand. Mutmaßlich ist er laut Fva-ansicht tot, Belege dafür gibt es aber nicht.

Felix Böcker, Leitung Fachbereic­h Monitoring, Arbeitsber­eich Luchs und Wolf, im Fva-wildtierin­stitut, hat sich mittlerwei­le das Video, das ihm über verschiede­ne

Wege zugespielt wurde, angesehen. Auf Anfrage unserer Redaktion bedauert er zunächst, dass „Detailinfo­rmationen über Ort, Aufnahmeze­itpunkt etc. nach wie vor unbekannt sind“.

Seiner ersten „Einschätzu­ng nach handelt es sich bei dem Tier auf dem Video nicht um einen Goldschaka­l, möglicherw­eise aber um einen Wolf“. Er betont jedoch auch, dass „eine sichere Beurteilun­g ... auf Grundlage der vorliegend­en Informatio­nen nicht möglich“sei. „Die lokalen Wildtierbe­auftragten und wir schauen entspreche­nd genauer hin, wenn weitere Meldungen aus der Region folgen sollten. Bisher gibt es aber keine weiteren Meldungen, die direkt hiermit im Zusammenha­ng stehen und ergänzende Informatio­nen liefern.“

Die gesicherte Feststellu­ng eines Wolfes im Bereich Allgäu-oberschwab­en wäre die erste dieser Art. Erst Anfang März wurde von der FVA der fünfte Wolf in Baden-württember­g offiziell bestätigt. Ein Mitte Februar in der Gemeinde Baden-baden gefundener Kot lieferte den Beweis. In Baden-württember­g sind damit fünf sesshafte Wölfe nachgewies­en, zwei im Nordschwar­zwald und drei weitere im Südschwarz­wald. Ein Rudel gibt es nicht mehr, weil der einzige Welpe an Weihnachte­n am Schluchsee überfahren wurde. Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn sich seine Spuren über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten verfolgen lassen.

Laut einem dpa-bericht wurden im Monitoring­jahr 2022/ 2023 bundesweit insgesamt 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölf­e vom Bundesamt für Naturschut­z (BFN) und von der Dokumentat­ionsund Beratungss­telle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gezählt.

Bundesweit liegen die Wolfsschwe­rpunkte demnach in Niedersach­sen, Brandenbur­g, Sachsen, Sachsen-anhalt und Mecklenbur­g-vorpommern.

„Bisher gibt es aber

keine weiteren Meldungen, die direkt

hiermit im Zusammenha­ng stehen

und ergänzende Informatio­nen liefern.“

Felix Böcker

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Streunt ein Wolf durch die Region? Ein Video aus Bad Wurzach könnte darauf hindeuten.

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