Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Streunt ein Wolf bei Wurzach umher?
Video auf Facebook zeigt hundeähnliches Tier – Das sagt ein Experte zur Aufnahme
- Ist bei Bad Wurzach ein Wolf unterwegs? Ein auf der Social-media-plattform Facebook veröffentlichtes Video könnte auch nach Aussage eines Experten darauf hin deuten.
„Zwischen Wurzach und Ziegelbach“hat ein User zu dem 22sekündigen Clip geschrieben, den er am 3. März in der Facebookgruppe „Du weißt, dass Du aus Bad Wurzach bist, wenn...“gepostet hat. Ein Datum, wann er das Video aufgenommen hat, fehlt. Auf eine Anfrage unserer Redaktion über Facebook hat er nicht geantwortet.
Zu sehen ist auf der zum Teil verwackelten und unscharfen Aufnahme ein hundeähnliches Tier, das sich in einem Feld duckt. Am Ende rennt es davon. Die nicht immer ernst gemeinten Spekulationen anderer User, um was für ein Tier es sich handeln könnte, sind breit gefächert: „Das sieht stark nach Goldschakal aus“, „wird halt ein Wolf auf Durchreise sein“, „es sieht nach einem Hund aus“, „das sieht eher nach einem Fuchs aus“, so lauten die ernst zu nehmenden Kommentare. „Wolpertinger“und „Löwe aus dem Berliner Zoo“lauten Spaßkommentare dazu.
Dem Urheber des Videos wird auch geraten, das Material an das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried zur Begutachtung zu übermitteln. Das hat auch unsere Redaktion getan. Dessen Leiter Siegfried Roth verwies an das Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt Baden-württemberg in Freiburg. Das hatte den Goldschakal, der im Wurzacher Ried umherstreifte, beobachtet, bis dieser im August 2022 verschwand. Mutmaßlich ist er laut Fva-ansicht tot, Belege dafür gibt es aber nicht.
Felix Böcker, Leitung Fachbereich Monitoring, Arbeitsbereich Luchs und Wolf, im Fva-wildtierinstitut, hat sich mittlerweile das Video, das ihm über verschiedene
Wege zugespielt wurde, angesehen. Auf Anfrage unserer Redaktion bedauert er zunächst, dass „Detailinformationen über Ort, Aufnahmezeitpunkt etc. nach wie vor unbekannt sind“.
Seiner ersten „Einschätzung nach handelt es sich bei dem Tier auf dem Video nicht um einen Goldschakal, möglicherweise aber um einen Wolf“. Er betont jedoch auch, dass „eine sichere Beurteilung ... auf Grundlage der vorliegenden Informationen nicht möglich“sei. „Die lokalen Wildtierbeauftragten und wir schauen entsprechend genauer hin, wenn weitere Meldungen aus der Region folgen sollten. Bisher gibt es aber keine weiteren Meldungen, die direkt hiermit im Zusammenhang stehen und ergänzende Informationen liefern.“
Die gesicherte Feststellung eines Wolfes im Bereich Allgäu-oberschwaben wäre die erste dieser Art. Erst Anfang März wurde von der FVA der fünfte Wolf in Baden-württemberg offiziell bestätigt. Ein Mitte Februar in der Gemeinde Baden-baden gefundener Kot lieferte den Beweis. In Baden-württemberg sind damit fünf sesshafte Wölfe nachgewiesen, zwei im Nordschwarzwald und drei weitere im Südschwarzwald. Ein Rudel gibt es nicht mehr, weil der einzige Welpe an Weihnachten am Schluchsee überfahren wurde. Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn sich seine Spuren über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten verfolgen lassen.
Laut einem dpa-bericht wurden im Monitoringjahr 2022/ 2023 bundesweit insgesamt 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe vom Bundesamt für Naturschutz (BFN) und von der Dokumentationsund Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gezählt.
Bundesweit liegen die Wolfsschwerpunkte demnach in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-anhalt und Mecklenburg-vorpommern.
„Bisher gibt es aber
keine weiteren Meldungen, die direkt
hiermit im Zusammenhang stehen
und ergänzende Informationen liefern.“
Felix Böcker