Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Volle Energie
Beim Energiegipfel in Isny geht es drei Tage lang durch spannende Vorträge
- Wer sich über die Energiewende umfassend informieren wollte, ist beim 13. Energiegipfel des Regionalen Energieforums Isny (REFI) am vergangenen Wochenende im Kurhaus am Park genau richtig gewesen. Drei Tage lang zeigten Experten in spannenden Vorträgen auf, was alles möglich ist und wie die Energiewende im Großen und im Kleinen gelingen kann.
Am späten Sonntagvormittag startet gerade der dritte Teil des Isnyer Energiegipfels, da sagt der Refi-vorsitzende Guntram Fischer zur Begrüßung einen Satz, der eigentlich schon nach Fazit klingt: „Wir sind begeistert, dass er so ein großes Publikum anzieht.“Zufrieden schaut Fischer dabei in die ordentlich gefüllten Reihen. Es hat sich für ihn und die anderen Refi-verantwortlichen wieder einmal gelohnt, diesen Aufwand zu betreiben. Mit viel Mühe und Liebe zum Detail bieten Fischer und Co. alle zwei Jahre eine mehrtägige Plattform an, um der Information zur Energiewende den nötigen Raum zu geben. Viele Experten geben ihre Impulse und stehen für Fragen zur Verfügung. Das Publikum nimmt dieses Angebot gerne an.
Am Sonntag geht es speziell um die Energiewende in Isny. Den Anfang macht Alexander Conreder von der ENBW aus Stuttgart, er spricht über Mieterstrom. Beiträge dieser Art sind REFI ganz wichtig. Denn sie zeigen am praktischen Beispiel auf, was ein jeder zu Hause leisten kann, damit die Energiewende gelingt. Gut getaktet geht es den Tag über weiter mit Vorträgen zur Wärmepumpe, zu Finanzierungsmöglichkeiten, Zuschüssen und Förderprogrammen, zu Wasserstoff-speichern im Altbau, zu regenerativen Energien in Industriegebäuden und schließlich zum hiesigen Nahwärmenetz.
Klaus Schwarz von der Bioenergie Isny (BEI) informiert zum guten Schluss über die aktuellen Pläne, das bestehende Netz in die Schwanensiedlung auszubauen.
Der Samstag gehört zuvor der Erzeugung und Speicherung regenerativer Energie vor Ort. Es geht zudem um Wasserstoff, um Batterien, um Photovoltaik und Freiflächen-pv und um nachhaltige Mobilität. Um die Erfahrungen mit elektrobetriebenen Lastwagen zu verdeutlichen, hat die Brauerei Härle aus Leutkirch eines ihrer Fahrzeuge vor dem Kurhaus geparkt. So wird die Energiewende konkret erlebbar. Den Schluss von Tag zwei macht Günter
Mögele aus Wilpoldsried, wo er als zweiter Bürgermeister die Mitverantwortung dafür trägt, dass die Kommune energetisch unabhängig funktioniert. Er zeigt den klimaneutralen Zustand, den Isny gerne bis zum Jahr 2040 erreichen will.
Den Auftakt zu drei Tagen voller Energie macht der prominenteste Gast des Gipfels am Freitagabend: Staatssekretär André Baumann (Grüne) aus dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-württemberg. Er spricht ganz allgemein über die Energiewende im Land, wirft Zahlen an die Wand, zeigt Chancen auf und verteilt Lob – gerne auch an parteipolitische
Freunde auf Bundes- und Landesebene. Hätte Fischer hier schon ein Fazit ziehen müssen, wäre es vermutlich nicht ganz so euphorisch ausgefallen, denn die Reihen sind spärlich besetzt. Noch bedenklicher: Aus der jüngeren Generation ist fast niemand da. Diejenigen, denen die Energiewende richtig am Herzen liegen müsste, nehmen den Energiegipfel offenbar nicht wahr.
Dafür ist das Publikum immerhin mit Kommunalpolitikern aller Fraktionen im Isnyer Gemeinderat besetzt. Dazu kommen lokale Unternehmer, die die Energiewende vorantreiben beziehungsweise vorantreiben wollen. Baum trifft in Isny auf
Menschen, die er bereits von früheren Besuchen oder anderen Begegnungen kennt. Den Umweltphysiker Klaus Pfeilsticker muss ihm niemand vorstellen, ebensowenig Clemens Maier vom Heslerhof zwischen Sommersbach und Beuren. Dort war Baumann im vergangenen Jahr zu Gast.
In seinem Vortrag, den er frei und gerne in lockerer Pose hält, geht der Staatssekretär auf die Bemühungen der Landesregierung bezüglich der Energiewende ein. Er versichert, dass viel getan wird, etwa die Antragszeit verkürzt. Dass es trotzdem kompliziert sein kann, diverse Projekte auch sinnvoll umzusetzen, zeigen später die Nachfragen beziehungsweise zwei kleine Co-referate, die Pfeilsticker hält, der als langjähriger Dozent an der Universität Heidelberg ganz genau weiß, wovon er spricht. Überall, so scheint es, gibt es noch Entwicklungsund Verbesserungspotenzial.
Auch Bürgermeister Rainer Magenreuter zeigt sich willig, die Energiewende in Isny voranzutreiben. Besonders im Blick hat er einen umstrittenen Zweig. „Wir sind eine Kommune, die für die Windkraft kämpft“, sagt Magenreuter und verweist auf den Beurener Berg und den Enkenhofener Wald. Dort sind sogenannte Vorranggebiete. Es sei „eine spannende Zeit“, gibt sich der Bürgermeister zuversichtlich. Er erwähnt auch die einzig denkbare Pv-freifläche auf Isnyer Gemarkung an der B12 in Ziegelstadel. „Wir freuen uns, dass Isny die Windkraft will und sich nicht wegduckt“, geht Baumann später auf Magenreuters Worte ein. Bei Freif lächen-pv sagt er, dass sie gut sei wegen der größeren Effizienz, die unbedingt für die Energiewende brauche. Das Wort Effizienz nimmt auch Pfeilsticker an zentraler Stelle in den Mund.
Während der Freitag eine Art Expertenrunde bleibt, in der sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, die täglich mit dem Thema zu tun haben, richten sich Samstag und Sonntag eher an diejenigen, die sich aus persönlichen Gründen mit den Umbrüchen dieser Zeit beschäftigen müssen und/ oder wollen. Hierbei treffen sich einfache Eigenheimbesitzer, Klimabewegte und natürlich trotzdem auch diverse Spezialisten. Sie alle sorgen dafür, dass auch die 13. Auf lage des Energiegipfels sowohl auf der Bühne als auch im Publikum ein dreitägiger und bunter Mix an Meinungen und Menschen ist. In jedem Fall: ein echtes Aushängeschild für die Stadt Isny.