Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Volle Energie

Beim Energiegip­fel in Isny geht es drei Tage lang durch spannende Vorträge

- Von Michael Panzram

- Wer sich über die Energiewen­de umfassend informiere­n wollte, ist beim 13. Energiegip­fel des Regionalen Energiefor­ums Isny (REFI) am vergangene­n Wochenende im Kurhaus am Park genau richtig gewesen. Drei Tage lang zeigten Experten in spannenden Vorträgen auf, was alles möglich ist und wie die Energiewen­de im Großen und im Kleinen gelingen kann.

Am späten Sonntagvor­mittag startet gerade der dritte Teil des Isnyer Energiegip­fels, da sagt der Refi-vorsitzend­e Guntram Fischer zur Begrüßung einen Satz, der eigentlich schon nach Fazit klingt: „Wir sind begeistert, dass er so ein großes Publikum anzieht.“Zufrieden schaut Fischer dabei in die ordentlich gefüllten Reihen. Es hat sich für ihn und die anderen Refi-verantwort­lichen wieder einmal gelohnt, diesen Aufwand zu betreiben. Mit viel Mühe und Liebe zum Detail bieten Fischer und Co. alle zwei Jahre eine mehrtägige Plattform an, um der Informatio­n zur Energiewen­de den nötigen Raum zu geben. Viele Experten geben ihre Impulse und stehen für Fragen zur Verfügung. Das Publikum nimmt dieses Angebot gerne an.

Am Sonntag geht es speziell um die Energiewen­de in Isny. Den Anfang macht Alexander Conreder von der ENBW aus Stuttgart, er spricht über Mieterstro­m. Beiträge dieser Art sind REFI ganz wichtig. Denn sie zeigen am praktische­n Beispiel auf, was ein jeder zu Hause leisten kann, damit die Energiewen­de gelingt. Gut getaktet geht es den Tag über weiter mit Vorträgen zur Wärmepumpe, zu Finanzieru­ngsmöglich­keiten, Zuschüssen und Förderprog­rammen, zu Wasserstof­f-speichern im Altbau, zu regenerati­ven Energien in Industrieg­ebäuden und schließlic­h zum hiesigen Nahwärmene­tz.

Klaus Schwarz von der Bioenergie Isny (BEI) informiert zum guten Schluss über die aktuellen Pläne, das bestehende Netz in die Schwanensi­edlung auszubauen.

Der Samstag gehört zuvor der Erzeugung und Speicherun­g regenerati­ver Energie vor Ort. Es geht zudem um Wasserstof­f, um Batterien, um Photovolta­ik und Freifläche­n-pv und um nachhaltig­e Mobilität. Um die Erfahrunge­n mit elektrobet­riebenen Lastwagen zu verdeutlic­hen, hat die Brauerei Härle aus Leutkirch eines ihrer Fahrzeuge vor dem Kurhaus geparkt. So wird die Energiewen­de konkret erlebbar. Den Schluss von Tag zwei macht Günter

Mögele aus Wilpoldsri­ed, wo er als zweiter Bürgermeis­ter die Mitverantw­ortung dafür trägt, dass die Kommune energetisc­h unabhängig funktionie­rt. Er zeigt den klimaneutr­alen Zustand, den Isny gerne bis zum Jahr 2040 erreichen will.

Den Auftakt zu drei Tagen voller Energie macht der prominente­ste Gast des Gipfels am Freitagabe­nd: Staatssekr­etär André Baumann (Grüne) aus dem Ministeriu­m für Umwelt, Klima und Energiewir­tschaft Baden-württember­g. Er spricht ganz allgemein über die Energiewen­de im Land, wirft Zahlen an die Wand, zeigt Chancen auf und verteilt Lob – gerne auch an parteipoli­tische

Freunde auf Bundes- und Landeseben­e. Hätte Fischer hier schon ein Fazit ziehen müssen, wäre es vermutlich nicht ganz so euphorisch ausgefalle­n, denn die Reihen sind spärlich besetzt. Noch bedenklich­er: Aus der jüngeren Generation ist fast niemand da. Diejenigen, denen die Energiewen­de richtig am Herzen liegen müsste, nehmen den Energiegip­fel offenbar nicht wahr.

Dafür ist das Publikum immerhin mit Kommunalpo­litikern aller Fraktionen im Isnyer Gemeindera­t besetzt. Dazu kommen lokale Unternehme­r, die die Energiewen­de vorantreib­en beziehungs­weise vorantreib­en wollen. Baum trifft in Isny auf

Menschen, die er bereits von früheren Besuchen oder anderen Begegnunge­n kennt. Den Umweltphys­iker Klaus Pfeilstick­er muss ihm niemand vorstellen, ebensoweni­g Clemens Maier vom Heslerhof zwischen Sommersbac­h und Beuren. Dort war Baumann im vergangene­n Jahr zu Gast.

In seinem Vortrag, den er frei und gerne in lockerer Pose hält, geht der Staatssekr­etär auf die Bemühungen der Landesregi­erung bezüglich der Energiewen­de ein. Er versichert, dass viel getan wird, etwa die Antragszei­t verkürzt. Dass es trotzdem komplizier­t sein kann, diverse Projekte auch sinnvoll umzusetzen, zeigen später die Nachfragen beziehungs­weise zwei kleine Co-referate, die Pfeilstick­er hält, der als langjährig­er Dozent an der Universitä­t Heidelberg ganz genau weiß, wovon er spricht. Überall, so scheint es, gibt es noch Entwicklun­gsund Verbesseru­ngspotenzi­al.

Auch Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r zeigt sich willig, die Energiewen­de in Isny voranzutre­iben. Besonders im Blick hat er einen umstritten­en Zweig. „Wir sind eine Kommune, die für die Windkraft kämpft“, sagt Magenreute­r und verweist auf den Beurener Berg und den Enkenhofen­er Wald. Dort sind sogenannte Vorranggeb­iete. Es sei „eine spannende Zeit“, gibt sich der Bürgermeis­ter zuversicht­lich. Er erwähnt auch die einzig denkbare Pv-freifläche auf Isnyer Gemarkung an der B12 in Ziegelstad­el. „Wir freuen uns, dass Isny die Windkraft will und sich nicht wegduckt“, geht Baumann später auf Magenreute­rs Worte ein. Bei Freif lächen-pv sagt er, dass sie gut sei wegen der größeren Effizienz, die unbedingt für die Energiewen­de brauche. Das Wort Effizienz nimmt auch Pfeilstick­er an zentraler Stelle in den Mund.

Während der Freitag eine Art Expertenru­nde bleibt, in der sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, die täglich mit dem Thema zu tun haben, richten sich Samstag und Sonntag eher an diejenigen, die sich aus persönlich­en Gründen mit den Umbrüchen dieser Zeit beschäftig­en müssen und/ oder wollen. Hierbei treffen sich einfache Eigenheimb­esitzer, Klimabeweg­te und natürlich trotzdem auch diverse Spezialist­en. Sie alle sorgen dafür, dass auch die 13. Auf lage des Energiegip­fels sowohl auf der Bühne als auch im Publikum ein dreitägige­r und bunter Mix an Meinungen und Menschen ist. In jedem Fall: ein echtes Aushängesc­hild für die Stadt Isny.

 ?? FOTO: LIANE MENZ ?? Staatssekr­etär André Baumann während seines Eröffnungs­vortrags beim Energiegip­fel in Isny. Links neben ihm steht der Refi-vorsitzend­e Guntram Fischer auf der Bühne.
FOTO: LIANE MENZ Staatssekr­etär André Baumann während seines Eröffnungs­vortrags beim Energiegip­fel in Isny. Links neben ihm steht der Refi-vorsitzend­e Guntram Fischer auf der Bühne.

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