Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bayer will in „Bleischuhe­n“nach Berlin

Leverkusen hat das Verlieren verlernt und möchte sich auch im Pokalhalbf­inale gegen Düsseldorf keine Blöße geben

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(SID) - Bevor Xabi Alonso endgültig in den Pokalmodus schaltete, schwärmte er noch einmal genüsslich vom Supersamst­ag. Durch die überrasche­nde Bayern-pleite und den eigenen emotionale­n Last-minute-erfolg seien es „fast zwei Siege“an einem Tag für Bayer Leverkusen gewesen, betonte der Coach des designiert­en Meisters – ehe er mahnend den Zeigefinge­r hob und die Sinne für das nächste Ziel im taffen Triple-endspurt schärfte. Nun zähle aber nur noch: „Fortuna, Fortuna, Fortuna“.

Denn die Mannschaft, die das Verlieren verlernt zu haben scheint und auf dem Weg zum Titel in der Bundesliga wohl nicht mehr aufzuhalte­n ist, träumt längst auch vom Dfb-pokalfinal­e in Berlin. Im Halbfinal-duell mit dem rheinische­n Rivalen Fortuna

Düsseldorf spricht nicht nur aufgrund der unheimlich­en Erfolgsser­ie fast alles für den einzig verblieben­en Bundesligi­sten im Wettbewerb. Und dennoch bremsen die Bayer-verantwort­lichen.

Sportchef Simon Rolfes warnte, es solle „keiner glauben, dass wir schon im Finale wären“, Ex-manager Reiner Calmund forderte, die Spieler müssten auch im Duell mit dem formstarke­n Zweitligis­ten (20.45 UHR/ZDF und Sky) „schön die Bleischuhe anlassen“, um nicht abzuheben. Und Alonso betonte, für die Mannschaft sei „nichts selbstvers­tändlich“, es werde „eine große Herausford­erung“.

Dabei gibt es kaum einen Grund zu befürchten, sein Team könne den Tabellendr­itten der zweiten Liga unterschät­zen. In keinster Weise vermittelt die Werkself dieser Tage den Eindruck, sie nehme einen Gegner auf die leichte Schulter oder könnte aufgrund von Hochmut zu Fall kommen. Wer aus dieser Paarung den Weg zum Finale am 25. Mai antreten darf, liegt wohl einzig und alleine in den Händen der Leverkusen­er.

„Wir wollen unbedingt nach Berlin“, sagte Rolfes, nachdem die Werkself im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (2:1) zum wiederholt­en Male unter Beweis gestellt hatte, dass sie im Zweifel nur die Nachspielz­eit benötigt, um Spiele zu gewinnen. Als Pokalfinal­ist mit dem Traum vom ersten Triumph seit 1993 vor Augen, so sieht es jedenfalls Calmund, könne Alonsos Mannschaft „auch in der Europa League noch viel freier auftreten“.

Denn nach wie vor darf Bayer von einer historisch­en Saison mit drei Titeln träumen. Die Glückwünsc­he der Münchner zum Titel nach deren Niederlage gegen Borussia Dortmund (0:2) haben Alonso und Co. bei 13 Punkten Vorsprung bereits erreicht, internatio­nal wartet im Viertelfin­ale West Ham United. Und nach 39 Partien ohne Niederlage kann sich Leverkusen auch gegen Düsseldorf auf dem Weg ins vierte Pokalfinal­e der Vereinsges­chichte nur selbst schlagen. Oder?

Stolpert Bayer nun also ausgerechn­et in einem Moment, in dem die wenigsten damit rechnen, in einer Partie, die dennoch irgendwie prädestini­ert dafür scheint? Alonso, der 2016 mit dem FC Bayern als Spieler den Pokal gewonnen hatte, nahm die Favoritenr­olle an, seine Mannschaft müsse es „auf dem Platz zeigen. Wir haben noch nichts erreicht“, sagte er: „Wenn wir nicht besser sind, sind wir raus.“Und alle Warnungen wären umsonst gewesen.

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FOTO: MAIK HÖLTER/IMAGO Bayer 04 Leverkusen ist derzeit nicht zu bremsen.

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