Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Konkurrenz gibt schon auf

Verstappen gewinnt Grand Prix von Japan und rast nächstem Formel-1-titel entgegen

- Von Thomas Wolfer und Martin Moravec

(dpa) - Max Verstappen hatte in Suzuka gerade die nächste Siegertrop­häe in die Luft gestemmt, da gab Mercedes-motorsport­chef Toto Wolff den Formel-1-titelkampf nach nur vier von 24 Rennen schon auf. „Niemand wird Max dieses Jahr mehr abfangen. Sein Auto ist spektakulä­r gut und er fährt spektakulä­r gut“, sagte Wolff: „Es geht in dieser Saison nur noch darum, wer der Beste vom Rest wird.“

Red-bull-star Verstappen setzte sich am Sonntag wie einst Michael Schumacher von 2000 bis 2002 im dritten Jahr in Folge beim Großen Preis von Japan durch und rast früh in der Saison seiner vierten Wmtrophäe entgegen. „Es hätte nicht besser sein können“, so Verstappen, der sich aber nicht schon zur erfolgreic­hen Titelverte­idigung gratuliere­n lassen wollte: „Es ist eine lange Saison und ich will es von Rennen zu Rennen angehen. Es kommen auch noch schwierige Strecken für uns.“

Zwei Wochen nach seinem Ausfall in Australien fuhr der 26-jährige Niederländ­er einmal mehr in einer eigenen Liga und zeigte sich weiter unbeeindru­ckt von teamintern­en Machtkämpf­en und Wechselger­üchten. „Das Auto wurde im Laufe des Rennens immer besser“, sagte Verstappen nach dem dritten Doppelerfo­lg von Red Bull in diesem Jahr zufrieden und genoss die Siegerehru­ng auf dem Podium.

„Red Bull ist weit vorn, dann kommen die anderen Teams“, sagte Toto Wolff. Der „Guardian“in England schrieb: „Max Verstappen sorgte mit einem souveränen und ungefährde­ten Sieg von der Pole aus beim Großen Preis von Japan für Business as usual.“In „De Telegraaf“in Verstappen­s Heimat hieß es: „Dominanter Max Verstappen stellt in Japan die Ordnung wieder her. Nach seinem Aus in Australien machte er in Japan kurzen Prozess mit der Konkurrenz.“

Verstappen verwies seinen Teamkolleg­en Sergio Perez auf Rang zwei, Dritter wurde Ferrarifah­rer und Melbourne-gewinner Carlos Sainz. „Gut gemacht, Max, das war hervorrage­nd. Ein weiterer Doppelerfo­lg“, lobte Red-bullteamch­ef Christian Horner. Sainz sagte zum Vorsprung von Red Bull: „Sie werden mindestens im ersten Drittel der Saison sicher einen Vorteil haben, aber wir werden alles geben, damit wir wieder herankomme­n.“

Nach vier Wm-läufen hat Verstappen 77 Punkte, dahinter folgt der Mexikaner Perez (64) vor dem Monegassen Charles Leclerc (59) im zweiten Ferrari. Nach zwei Fahrten in die Punkteräng­e ging Nico Hülkenberg diesmal leer aus. Der einzige deutsche Fahrer kam im Haas-rennwagen auf Platz elf. „Auf der einen Seite bin ich enttäuscht über den verpatzten zweiten

Start“, so der Rheinlände­r im Tv-sender Sky. „Auf der anderen Seite waren wir auf einer Strecke, auf der wir Bauchschme­rzen hatten, doch konkurrenz­fähig.“

Vor 102.000 Zuschauern verteidigt­e Verstappen seinen ersten Startplatz, ehe das Rennen noch in der ersten Runde unterbroch­en wurde. Daniel Ricciardo von Visa RB und Williams-fahrer Alex Albon berührten sich nach nicht einmal einer Minute Rennzeit und krachten in die Streckenbe­grenzung. Die Piloten stiegen unverletzt aus, bis die Unfallstel­le aber geräumt war, verging eine gute halbe Stunde bis zum Neustart.

Auch im zweiten Versuch war Verstappen an der Spitze nicht zu überholen. 2022 hatte er erstmals auf dem Suzuka Internatio­nal Racing Course gewonnen und dabei seinen zweiten Wm-titel vorzeitig perfekt gemacht. 2023 gab es den nächsten Triumph, Nummer 3 folgte nun zu Beginn der japanische­n Kirschblüt­e. Einzig Perez hielt zu Beginn mit, der Wm-spitzenrei­ter spulte aber routiniert sein Programm ganz vorn ab.

Verstappen hat turbulente Wochen hinter sich. In seinem Rennstall tobt ein Machtkampf mit Teamchef Christian Horner im Mittelpunk­t einer Affäre, in der es auch um Vorwürfe einer Mitarbeite­rin wegen unangemess­enen Verhaltens geht. Verstappen selbst gilt als Wunschkand­idat bei Rivale Mercedes. Die Silberpfei­le wollen ihn trotz des bis 2028 laufenden Vertrags als Nachfolger von Lewis Hamilton verpf lichten, der 2025 zu Ferrari geht. Zwar versichert­en Verstappen und das Team, dass er über das Jahresende hinaus bei Red Bull bleiben werde, aber erst die nächsten Monate werden zeigen, was diese Worte wert sind.

Sportlich hat der Titelverte­idiger kaum einen Grund zu wechseln, in Japan kontrollie­rte er in seinem überlegene­n Auto das Geschehen. Dahinter kämpften Mclaren, Ferrari und Mercedes um die Plätze. Die Silberpfei­le klagten früh über einen hohen Reifenvers­chleiß, ehe Hamilton auf Befehl der Teamleitun­g seinen Stallrival­en George Russell vorbeilass­en musste. Die Ferrari-fahrer Sainz und Leclerc hielten sich hinter dem Führungsdu­o und wollten Druck ausüben. Vor zwei Wochen in Melbourne hatte Sainz den Verstappen-ausfall noch zu seinem ersten Saisonsieg genutzt.

In der 17. von 53 Runden holte sich Verstappen neue Reifen, Leclerc übernahm die Führung, verlor sie aber schnell wieder. Der Vorsprung des Führenden wuchs schnell wieder an, weil Leclerc in Runde 26 kurz von der Strecke abkam und dann auch neue Reifen bekam. Die Ferrari hinterließ­en einen guten Eindruck, Verstappen wurden sie aber nicht gefährlich. Auch nach dem zweiten Boxenstopp blieb der Dominator an der Spitze und zog erneut davon.

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FOTO: MARK SUTTON/IMAGO Vertrautes Bild: Der niederländ­ische Red-bull-pilot Max Verstappen feiert seinen Sieg beim Großen Preis von Japan und ist aus Sicht der Konkurrenz auf dem Weg zu seinem nächsten Wm-titel nicht zu bremsen.

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