Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Erste Waldseer Agri-pv-anlage auf den Weg gebracht
Auf der Fläche in Mittelurbach sollen Landwirtschaft und Stromerzeugung kombiniert werden
- Der „Agri-solarpark Sankt Josef“in Mittelurbach ist zumindest auf dem Papier auf den Weg gebracht. Der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) hat den Aufstellungsbeschluss einstimmig gefasst.
Die Agri-pv Waldsee Gmbh & Co. KG hat sich im Januar mit der Idee einer großen Photovoltaikanlage an die Stadt gewandt und am Montag hat sich der AUT des Themas angenommen. Die Anlage soll auf einer 8,34 Hektar großen Fläche entstehen und laut Sitzungsvorlage eine Leistung von sechs Megawatt Peak MWP erreichen. Mit der geplanten Leistung von 6000 Kilowatt-peak (kwp) könne der Solarpark rund 2500 Haushalte energieneutral mit Strom versorgen. Das wäre also ein Bereich weit über Mittelurbach hinaus. Bekanntlich wohnen in Mittelurbach rund 1400 Menschen.
Es handelt sich um eine Anlage oberhalb von Unterurbach und soll die erste Agri-pv-freiflächenanlage im Gemeindegebiet sein. Was Agri-photovoltaik bedeutet? Auf der Fläche soll Landwirtschaft und Stromerzeugung kombiniert werden, wie die Waldseer Ideengeber in ihrem Antrag mitteilen. Das ist nämlich der Grundgedanke von Agri-pv – Energieerzeugung und Landwirtschaft in Einklang bringen.
Die Modulreihen würden so ausgerichtet, dass zwischen den Reihen weiterhin eine maschinelle Bearbeitung möglich ist. Die Anlage soll zudem auf hohen Ständern errichtet werden. Die Hauptnutzung bleibt laut den Vorhabenträgern
die Weidehaltung, es sollen also weiterhin Rinder dort weiden. Mithilfe eines sogenannten Tracker-systems in der Unterkonstruktion soll die Anlage gen Sonne ausgerichtet werden können und damit auch Strom in den
Morgen- und Abendstunden bereitstellen.
„Der erzeugte Strom soll zum Teil durch die Stadtwerke Bad Waldsee für die Warmwassergewinnung genutzt werden“, heißt es in dem öffentlichen Antrag, der von Josef Wild unterzeichnet ist. Die Heizzentrale der Stadtwerke läge Luftlinie nur rund 630 Meter entfernt.
Der restliche Strom soll in das Stromnetz der Netze BW eingespeist werden. Hierzu muss laut
Stadtverwaltung eine Leitung zum Netzverknüpfungspunkt beim Umspannwerk in Haisterkirch gebaut werden. Die Investoren würden aber sämtliche Planungsund Erschließungskosten sowie die Vorhabenkosten übernehmen.
Der Ortschaftsrat Mittelurbach hat dem Vorhaben vergangene Woche einstimmig – bei einer Enthaltung – zugestimmt, wie Oberbürgermeister Matthias Henne den Stadträten berichtete. Das Stadtoberhaupt hob hervor, dass die Fläche so doppelt genutzt werden kann. Grünenstadtrat Jörg Kirn merkte gleichwohl an, dass die so geplante Anlage „kein Gewinn für die Biodiversität“darstelle.
Sonja Wild (CDU) interessierte sich für die Größe der Anlage, da die reinen Hektar-zahlen schwer vorstellbar seien und wollte wissen, ob diese Anlage ungefähr so groß wird wie der Solarpark Hierbühl, der zwischen Waldsee und Haslanden gebaut wurde. Die Stadtverantwortlichen nickten und Baurechtsamtsleiter Peter Natterer ergänzte, dass die reine Photovoltaikfläche in Mittelurbach etwa 6,5 Hektar betrage.
Bis der Solarpark tatsächlich gebaut werden darf, wird zunächst noch der Entwurfsbeschluss und anschließend die Satzung gefasst werden müssen. Wenn es nach den Waldseer Ideengebern geht, soll die Anlage Mitte 2025 in Betrieb gehen.