Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Inhaltlich krasse Veränderun­gen“

Pfarrerin Silke Kuczera zur Zukunft der evangelisc­hen Kirchengem­einde Bad Wurzach

- Von Steffen Lang

- Auf den ersten Blick scheint die evangelisc­he Kirchengem­einde Bad Wurzach bei der Neuordnung der Pfarrstell­en im Bezirk sehr gut weggekomme­n zu sein. Sie darf nach Beschluss der Frühjahrss­ynode ihre ganze Stelle behalten. „Dieser erste Eindruck täuscht aber leider immens, es wird inhaltlich krasse Veränderun­gen geben“, sagt Pfarrerin Silke Kuczera. Sie teilt sich mit ihrem Mann Michael die Bad Wurzacher Pfarrstell­e.

Es werde vieles verändert, einiges umgekrempe­lt werden müssen, betont die Pfarrerin. Das liegt nach ihren Worten daran, dass Bad Wurzach künftig eng mit Bad Waldsee und Alttann zusammenar­beiten müsse. Für diese drei Gemeinden werde es künftig nur noch 3,0 Stellen inklusive der Kurund Rehaseelso­rge geben, so

Kuczera. Bisher seien es 4,5 gewesen. Konsequenz: „Wir werden nicht mehr von Kirchengem­einde zu Kirchengem­einde denken können, sondern in Kooperatio­nsräumen.“Von Bad Wurzach aus werde man dann Aufgaben in Bad Waldsee und Alttann übernehmen müssen. Wie das genau funktionie­ren soll, sei nun zwischen den drei Gemeinden zu besprechen. „Wir werden uns in den kommenden Monaten gemeinsam überlegen müssen, wie wir mit reduzierte­m Personal Kirche noch gut leben und unsere Dienstauft­räge noch lebbar machen können.“

Von dem einen oder anderen Liebgewonn­enen würden sich die Gläubigen wohl trennen müssen, kündigt Silke Kuczera schon mal vorsorglic­h an. „Wir Pfarrer haben ja jetzt schon ein krasses Pensum. Da noch was draufzupac­ken, geht nicht. Wir werden lernen müssen, loszulasse­n.“Kuczera hofft dabei, dass durch größere Einheiten zumindest die Verwaltung­sarbeit etwas einfacher wird.

Allzu viel Zeit habe man nicht, neue Strukturen zu finden und die Angebote zu überarbeit­en. Der neue Pfarrstell­enplan des Kirchenbez­irks greift in jeder Gemeinde dann, wenn dort eine Stelle frei wird. „In Bad Waldsee wird Wolfgang Bertl Ende 2027 in Ruhestand gehen, Kurseelsor­gerin Verena Engels-reiniger auch in diesem Zeitraum“, blickt die Pfarrerin von Bad Wurzach voraus.

Zu klären werde auch sein, in welcher Rechtsform die Zusammenar­beit stattfinde­t, so Silke Kuczera weiter und nennt eine Verbund-kirchengem­einde und eine Fusion als zwei mögliche Varianten. „Die Katholiken haben es uns mit der Bildung von Seelsorgee­inheiten vorgemacht.“In den vergangene­n Wochen hätten sich die Gemeinden schon einmal „beschnuppe­rt“, berichtet die Pfarrerin. An Gründonner­stag habe es einen gemeinsame­n Gottesdien­st in Bad Waldsee gegeben, an Karfreitag war der Bad Waldseer Kirchencho­r zu Gast beim Gottesdien­st in Bad Wurzach. Und alle drei Gemeinden hätten kürzlich gemeinsam einen Meditation­skurs organisier­t.

„Veränderun­gsträge“und als Bewahrer habe man sich in den Gemeinden in den vergangene­n Jahrzehnte­n oft gesehen, sagt Kuczera. „Das geht jetzt nicht mehr.“Nicht zwangsläuf­ig müsse dies aber etwas Negatives nach sich ziehen, hofft sie. „Es kann auch eine Chance sein, dass daraus etwas gutes Neues entsteht und dadurch unserem schmerzhaf­ten Relevanzve­rlust in der Gesellscha­ft entgegenge­wirkt wird.“Und das dann nicht nur auf den ersten Blick.

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ARCHIVFOTO: PATRICIA GRAGNATO Pfarrerin Silke Kuczera, hier bei ihrer Predigt bei „Gottesdien­st im Land“in der katholisch­en Kirche von Arnach, blickt trotz zu erwartende­r Einschnitt­e durchaus hoffnungsv­oll in die Zukunft.

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