Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Straftaten in Isny nehmen zu

Polizeipos­tenleiter Rainer Gruber berichtet über Sicherheit­slage

- Von Michael Panzram

- In Isny haben Straftaten im vergangene­n Jahr entgegen dem Landkreist­rend zugenommen. Das geht aus dem Bericht des Polizeipos­tenleiters Rainer Gruber zur Sicherheit­slage hervor. Demnach setzt sich diese Entwicklun­g auch in den ersten Monaten des Jahres 2024 fort.

Das Sicherheit­sgefühl ist den Isnyern in jüngster Zeit etwas verlorenge­gangen. Wer die Augen offen hält, wer sich umhört, der sieht und merkt Veränderun­gen – marodieren­de Gruppen, die nachts in der Innenstadt randaliere­n, zerbrochen­e Fenstersch­reiben, Einbrüche, Diebstähle, teils schwere Straftaten, ein Reifenstec­her geht um. Unter diesem Eindruck kam Rainer Gruber, der Leiter des Polizeipos­tens Isny mit dem stellvertr­etenden Postenleit­er Timo Karg am Montagaben­d in den großen Sitzungssa­al des Rathauses. Im Verwaltung­s-, Finanzund Sozialauss­chuss gaben sie eine Einschätzu­ng der aktuellen Lage ab. Zu Beginn standen die belastbare­n Zahlen für das

Jahr 2023. Entgegen dem Trend im Landkreis Ravensburg hätten Straftaten in Isny zuletzt zugenommen, bestätigte Gruber die Zahlen, die wenige Tage zuvor schon aus Ravensburg herausgege­ben worden waren. Demnach seien im zurücklieg­enden Jahr 17 Straften mehr verübt worden als noch im Jahr 2022 – auf insgesamt 694. Das bedeutete einen Anstieg von 2,5 Prozent. Die sogenannte Häufigkeit­szahl (die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner) habe in Isny bei 4678 gelegen, der Landkreisd­urchschnit­t bei 4.364. Zwei Vorfälle hob Gruber hervor.

Einerseits erwähnte er die Messerstic­he, die ein junger Asylbewerb­er einem Mann im vergangene­n Sommer im Kurpark verpasste. „Das war eine heftige Tat“, sagte Gruber. Eine Zufallstat sei sie jedoch nicht gewesen, es habe eine gewisse Vorgeschic­hte gegeben, die mit Drogen zu tun hatte. Ebenfalls kein Zufall sei die Tat in der Wilhelmstr­aße gewesen, als ein Mann einem anderen Mann „wegen einer Lappalie“ein Messer in den Kopf stieß. Messer würden immer häufiger gezogen, bestätigte Gruber einen allgemeine­n Eindruck. Erfreulich­erweise sei die Aufklärung­squote im vergangene­n Jahr gestiegen, erklärte Gruber.

Im Jahr 2023 habe sie bei 63 Prozent gelegen, im Vorjahr noch bei 60,7 Prozent, sagte der Isnyer Polizeipos­tenleiter. Straftaten im öffentlich­en Raum seien 257 verübt worden, es habe einen Wohnungsei­nbruchsdie­bstahl gegeben, 25 Fälle von häuslicher Gewalt seien registrier­t worden, 156 einfache Diebstähle, 51 besonders schwere Diebstähle und 85 Sachbeschä­digungen. Bei den Unfällen habe es ebenfalls einen leichten Anstieg auf insgesamt 305 gegeben (2022: 302). Meistens seien es Blechschäd­en gewesen. Tote habe es im Jahr 2023 keine gegeben, im Vorjahr waren es noch zwei gewesen. Auf die Nachfrage von Peter Clement (SPD) vermochte Gruber keinen Unfallschw­erpunkt auszumache­n.

Auf die Bitte von Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r gaben

Gruber und Karg noch eine Einschätzu­ng zu den ersten Monaten des Jahres 2024 ab. Eine belastbare Statistik gebe es zwar nicht, sagte der Polizeipos­tenleiter: „Was wir aber sagen können: Wir merken, dass die Anzahl der Straftaten zunimmt.“Ob das im weiteren Jahresverl­auf so bleiben werde, sei nicht absehbar. Gefühlt nähmen die Fälle gerade überall zu.

Bemerkensw­ert sei, dass sehr junge Täter dabei seien. „Recht aktive Jugendgrup­pen“habe die Polizei ausgemacht. Unter anderem seien welche aus Leutkirch und Wangen nach Isny gekommen, weil sie dort wussten, dass die Polizei dort zu gewissen Zeiten länger braucht, bis sie vor Ort ist. Diese Probleme hätten sich jetzt aber wieder aus der Stadt weg verlagert, sagte Karg.

Ein großes Problem für die Polizei: Teilweise seien Täter noch nicht strafmündi­g, da unter 14 Jahren, erklärte Gruber. Diese wüssten, dass ihnen noch nichts passieren kann. Das merkten die Polizisten auch, sagte Gruber, wenn sie im Gespräch angelächel­t würden. „Bei manchen ist leider offensicht­lich schon der Zug abgefahren“, kommentier­te Gruber das Verhalten von einzelnen jungen Straftäter­n.

Ob denn nicht die Eltern für die Taten ihrer Kinder haftbar gemacht werden könnten, fragte Magenreute­r. Das sei „strafrecht­lich verdammt schwer“, sagte Karg, der im Polizeipos­ten für den Bereich Jugendkrim­inalität verantwort­lich ist: „Es gibt nichts, was wir da machen können.“Besonders hilfreich gewesen sei, dass zuletzt vermehrt Streife gefahren wurde, gerade in den späten Stunden. Diesen Eindruck bestätigte­n einige Stadträte in ihren Wortbeiträ­gen. „Die massive Polizeiprä­senz hat grandiose Wirkung gezeigt“, sagte etwa Miriam Mayer (FW) dazu. „Wir sind sehr dankbar für die verstärkte Präsenz“, ergänzte Sibylle Lenz (FW). Und Wolfgang Dieing (FW), der als Notarzt genau weiß, was auf den Straßen so los ist, brachte es in Richtung der beiden Polizisten auf den Punkt: „Wenn wir Sie brauchen, sind Sie da. Vielen Dank für Ihre Arbeit.“

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FOTO: MICHAEL PANZRAM Spuren des Einbruchs in eine Schmuckwer­kstatt in der Espantorst­raße in Isny.

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