Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kunstprojekt in der Innenstadt
Galeriekreis bringt Street-art nach Leutkirch – Künstler bearbeiten sieben größere Wände
- Der Leutkircher Galeriekreis plant im Sommer mit einem besonderen Kunstprojekt. Dabei sollen an sieben Stationen in der Leutkircher Innenstadt größere Street-art-kunstwerke entstehen. Geplant ist, dass die ausgewählten Wände im öffentlichen Raum von fünf professionellen Künstlern bearbeitet werden. Hinzu kommen eine Street-artausstellung, an der sich auch Leutkircher Schulen beteiligen, sowie Workshops bei der Volkshochschule, bei denen sich vor allem Kinder und Jugendliche in dieser Kunstform ausprobieren können.
„Das Projekt soll die Innenstadt bereichern und aufwerten“, stellt Otto Schöllhorn, Vorsitzender des Galeriekreises, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“klar. Ein weiteres Ziel: Vor allem jüngere Menschen mit Kunst in Berührung zu bringen und sie dafür zu begeistern. Fünf professionelle Künstler werden dafür in den kommenden Wochen und Monaten an verschiedenen Terminen die ausgewählten Flächen temporär mit farbigen Akzenten aufwerten. Für die Öffentlichkeit werde es spannend sein, die Entstehung solcher
Street-art-werke mitverfolgen zu können, kündigt Schöllhorn an.
Welche sieben Wände konkret bearbeitet werden, gibt der Galeriekreis zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Klar ist hingegen, dass eine Art Street-artgalerie durch die Stadt gebildet wird. „Es soll dabei kein Eindruck entstehen, wie man ihn von Bahnhofeinfahrten oder Unterführungen kennt. Im Vordergrund stehen Street-art-gemälde, auf Graffiti-schriftzüge wird weitestgehend verzichtet“, teilt Schöllhorn mit.
Startschuss für das Gesamtprojekt „Wand. Farbe. Kunst“ist am Samstag, 4. Mai, 15 Uhr, mit der Eröffnung der Street-art-ausstellungen im Gotischen Haus sowie der Galerie im Kornhaus. Neben den städtischen Leutkircher Schulen, der Kunstschule Sauterleute und dem Jugendhaus sind auch Street-art-künstler eingeladen, sich daran mit transportablen Werken zu beteiligen. Vorgesehen ist, dass die Ausstellung im Juli verändert beziehungsweise ergänzt werden kann.
Workshops für verschiedene Altersgruppen, voran für Kinder und Jugendliche, sollen das Projekt, das im September endet, begleiten. Unter professioneller Anleitung an dafür vorgesehenen
Wänden können sie gestalterisch tätig werden. Die Workshops werden von der Leutkircher Volkshochschule organisiert.
Die Planungen für das gesamte Projekt haben bereits vor rund eineinhalb Jahren begonnen, schildert Schöllhorn. Während dieser Zeit habe es viele positive Rückmeldungen, aber auch die eine oder andere kritische Stimme gegeben. Unterstützung bei den Vorbereitungen erhält der Galeriekreis unter anderem von Sinikka Kreitmaier, die von Seiten der Stadtverwaltung das Projekt betreut. Zur geschichtlichen Entwicklung der Street-art schreibt der Galeriekreis, dass sie sich im Laufe von 50 Jahren stark gewandelt hat. Hervorgegangen aus oftmals illegalen Graffiti-schriftzügen, die hastig bei Nacht und Nebel entstehen, habe sich diese Kunstform zu Wandgestaltungen mit beachtenswerten Street-artgemälden entwickelt.
In den 1970er-jahren begannen in New York Künstler Graffiti auf öffentlichen Gebäuden und Ubahn-waggons zu sprayen, sei es gegen die Seelenlosigkeit der Städte, sei es als Überbringung einer Botschaft. Seitdem habe sich die Graffiti-kunst in viele verschiedene Richtungen entwickelt. Während Graffiti häufig als
Vandalismus angesehen wird, wird Street-art vermehrt im Kunstkontext angesiedelt.
Seit der Jahrhundertwende findet eine zunehmende Professionalisierung und Legalisierung statt. Bilder müssen nicht mehr hastig an die Wand gesprayt oder gemalt werden, nun bleibt Zeit für Details und „künstlerische Vervollkommnung“, Inhalte können raffiniert in eine aufsehenerregende Darstellungsform verpackt werden, teilt der Galeriekreis mit.