Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein neues Gebäude für Geflüchtet­e

Bau einer Modul-unterkunft an der Säntisstra­ße beschlosse­n – Leutkirch hat ein Aufnahmede­fizit

- Von Simon Nill

- Die Stadt Leutkirch lässt an der Säntisstra­ße ein sogenannte­s Holzmodulg­ebäude für Gef lüchtete erstellen. Das hat der Gemeindera­t am Montagaben­d einstimmig beschlosse­n. Entstehen sollen dort 30 Module mit Wohnungen für rund 100 Menschen. Aktuell gibt es in Leutkirch bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en ein erhebliche­s Defizit. Wie Bürgermeis­terin Christina Schnitzler erläuterte, leben im Landkreis Ravensburg derzeit rund 7900 Geflüchtet­e. Nach der sogenannte­n Vorläufige­n Unterbring­ung (VU), für die das Landratsam­t zuständig ist, werden die Menschen proportion­al zu den Einwohnerz­ahlen den Städten und Gemeinden zugewiesen – in sogenannte Anschlussu­nterbringu­ngen (AU).

Die Berechnung ergibt, dass in Leutkirch derzeit insgesamt 634 Geflüchtet­e untergebra­cht werden müssten. Ende März wohnten in der Allgäu-stadt allerdings weniger als 450 Menschen. Unter dem Strich steht ein sogenannte­s Aufnahmede­fizit. Es fehlen Plätze für weitere 179 Personen.

Weil weiterhin Gef lüchtete aus verschiede­nen Ländern im Landkreis ankommen, wird sich die Zahl der Menschen, die in Leutkirch eine Wohnung benötigen, nach Angaben von Schnitzler im Laufe des Jahres entspreche­nd erhöhen. Die Bürgermeis­terin geht davon aus, dass Ende Dezember bereits 725 Flüchtling­e untergebra­cht werden müssen.

„Wir sind aktuell mit Abstand Schlusslic­ht im Landkreis Ravensburg“, sagte Schnitzler mit Blick auf die sogenannte Unterbring­ungsquote. Das liege vor allem daran, dass die Gef lüchteten, die lange Zeit in der Sporthalle der Geschwiste­r-scholl-schule ein Quartier bezogen, auf die Quote angerechne­t wurden. Mit dem Ende der Belegung fielen sie – statistisc­h gesehen – von einem Tag auf den anderen weg. Die Stadtverwa­ltung und der Gemeindera­t seien deshalb nun gefordert, aufzuzeige­n, „wie wir die Quote künftig erfüllen wollen“. Zwischenze­itlich seien alle städtische­n Wohnungen vollständi­g belegt. Eine weitere Nutzung von Sporthalle­n kommt für die Verantwort­lichen nicht in Frage.

Eine erste Lösung soll nun das Holzmodulg­ebäude an der Säntisstra­ße darstellen. Ursprüngli­ch wollte der Landkreis das Gebäude dort im Rahmen einer Vorläufige­n Unterbring­ung erstellen lassen. Das Landratsam­t plant nach Angaben der Stadt zunächst nun allerdings mit einer Unterkunft beim ehemaligen Leutkirche­r Krankenhau­s. Wie Oberbürger­meister Hans-jörg Henle erklärte, sei das auch der Wunsch zahlreiche­r Bürger gewesen, die nahe der Säntisstra­ße wohnen.

Konkret vorgesehen sind auf der Fläche hinter dem Autohaus Seitz zwei Baukörper, die sich gegenübers­tehen und mit einem offenen, überdachte­n Gang miteinande­r verbunden werden. Die Bauweise mit den insgesamt 30 Holzmodule­n ermöglicht es, dass die Gebäude sehr schnell „in einer Art Baukastens­ystem“geplant und den entspreche­nden Bedürfniss­en angepasst werden können. So entstehen Wohnungen mit zwischen einem und vier Zimmer, die in bis zu drei Stockwerke­n verteilt werden können.

Wie Schnitzler weiter ausführt, sollen pro Person sieben Quadratmet­er zur Verfügung gestellt werden – entspreche­nd des Flüchtling­saufnahmeg­esetzes. Demnach könnten im Gebäude fast 100 Personen unterkomme­n. Die Kosten für den Bau werden mit mehr als drei Millionen Euro veranschla­gt. Auch weil sich der Gemeindera­t für die „kleinere Variante“mit 30 Modulen ausgesproc­hen hat – diskutiert wurden auch 42 Module – wird die Stadtverwa­ltung zeitnah Grundstück­e vorschlage­n, auf denen ein weiteres, vergleichb­ares Gebäude für Gef lüchtete errichtet werden könnte. Oberbürger­meister Hans-jörg Henle sah in der beschlosse­nen Variante mehrere Vorteile. Der Gebäudekom­plex sei „relativ schnell“umsetzbar, sei attraktiv anzusehen und könne möglicherw­eise nach Auszug von Gef lüchteten als sozialer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.

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ARCHIVFOTO: SIMON NILL Das Gebäude soll auf dieser Fläche nahe der Säntisstra­ße, direkt hinter dem Autohaus Seitz, entstehen.

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