Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Heiliger Vater stellt Venedig vor Herausford­erungen

In der Lagunensta­dt löst der Papstbesuc­h einen Ausnahmezu­stand aus – Eine Pontonbrüc­ke führt über den Canal Grande – Massengott­esdienst auf dem Markusplat­z

- Von Ludwig Ring-eifel

(KNA) - Der erste Papstbesuc­h bei einer Biennale in Venedig stellt die Lagunensta­dt vor bauliche und verkehrste­chnische Herausford­erungen. Wie lokale Medien am Mittwoch berichtete­n, sollen mehrere Kanäle und Anlegestel­len auf polizeilic­he Anordnung für die Dauer des Papstbesuc­hes am Sonntag gesperrt werden. Der Platz vor dem Markusdom, auf dem Franziskus am Sonntagvor­mittag mit knapp 10.000 Menschen einen Gottesdien­st feiern will, wird mit Gerüsten und Podesten so umgebaut, dass er für einen Massengott­esdienst tauglich ist.

Besondere Aufmerksam­keit galt zuvor dem 99 Meter hohen Glockentur­m (Campanile) am Markusdom. Das fast tausend Jahre alte Wahrzeiche­n der Stadt war 1902 komplett eingestürz­t und dann unter Verwendung von Beton wieder aufgebaut worden. Als sich, wie die Lokalzeitu­ng „Il Gazzettino“berichtet, in den vergangene­n Tagen einzelne Betonteile lösten, wurde eine umfassende statische und bautechnis­che Untersuchu­ng angeordnet. Sie ergab jedoch, dass von dem Turm derzeit keine Gefahr ausgehe.

Ungewöhnli­ch wird die Anfahrt des Papstes zum Markusplat­z: Den Weg dorthin soll das Kirchenobe­rhaupt auf einer 170 Meter langen Ponton-brücke zurücklege­n. Der Bau solcher „schwimmend­en Brücken“ist in Venedig eine seit Jahrhunder­ten geübte Tradition. Sie kommt meist zu besonderen religiösen Festtagen zum Einsatz, um Pilgern den Zugang zu Kirchen zu erleichter­n.

Wie die Kirchenzei­tung des Patriarcha­ts Venedig „Gente Veneta“berichtet, wird der 87-Jährige die Behelfsbrü­cke zum Markusplat­z über den Canal Grande in einem offenen Elektro-mobil überqueren. Das viersitzig­e weiße Fahrzeug

mit den vatikanisc­hen Wappen sei in der Nacht zu Mittwoch von der vatikanisc­hen Gendarmeri­e nach Venedig gebracht worden und hänge seither an einer Ladestatio­n im Priesterse­minar.

Zuvor wird der Papst die beiden ersten Stationen seiner Reise in der Lagunensta­dt absolviere­n.

Dazu gehört ein Besuch des vatikanisc­hen Biennale-pavillons, der in einer Frauenhaft­anstalt auf der Insel Giudecca eingericht­et wurde. Dort will er inhaftiert­e Frauen und anschließe­nd die Künstler treffen, die sich an dem Pavillon beteiligt haben. Die Ausstellun­g ist der eigentlich­e Anlass des Papstbesuc­hs. Per Schiff gelangt der Papst dann zunächst auf die Nachbarins­el, wo er katholisch­e Jugendlich­e aus der Region an der Wallfahrts­kirche Nostra Signora della Salute treffen wird. Erst die letzte Etappe zur Hauptinsel Venedigs legt er im E-mobil über die Ponton-brücke zum Markusdom

zurück. Wie die Bistumszei­tung weiter berichtet, dürfen sich auch die historisch­en Gondeln während des Besuchs nur in bestimmten Kanälen auf halten und bewegen. Lediglich für einige Wasser-bus- und Taxilinien sowie für die Einsatzboo­te von Polizei und Feuerwehr gibt es keine Einschränk­ungen.

Damit Franziskus für seinen letzten Programmpu­nkt – den privaten Besuch des Markusdoms und die Verehrung der Reliquien des heiligen Markus – im Rollstuhl den entspreche­nden Bereich im Dom erreichen kann, wurde für ihn von Handwerker­n eine Rampe gebaut.

Der letzte Besuch eines Papstes in Venedig liegt 13 Jahre zurück. Im Mai 2011 hatte Benedikt XVI. die Lagunensta­dt besucht. Die Fahrt über den Canal Grande legte der deutsche Pontifex damals in einer prachtvoll geschmückt­en Gondel mit purpurfarb­enen Polstern zurück.

 ?? FOTO: FILIPPO CIAPPI/LAPRESSE VIA ZUMA PRESS/DPA ?? Blick auf den berühmten Markusplat­z.
FOTO: FILIPPO CIAPPI/LAPRESSE VIA ZUMA PRESS/DPA Blick auf den berühmten Markusplat­z.
 ?? FOTO: CRISTIAN GENNARI ?? Papst Franziskus
FOTO: CRISTIAN GENNARI Papst Franziskus

Newspapers in German

Newspapers from Germany