Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadt will kleinere Windkraftfläche
Beim Thema Fläche für Windkraft herrscht weiterhin Unruhe
- Nur noch wenige Tage Zeit bleiben der Stadt Aulendorf, ihre Stellungnahme zum Thema Windkraft rund um Aulendorf einzureichen. Bis zum 29. April kann sich die Stadt zum aktuellen Teilregionalplan Energie des Regionalverbandes Bodenseeoberschwaben (RVBO), bei dem Flächen für Windkraft und Freif lächen-photovoltaik festgelegt werden, äußern. Das Thema dominierte entsprechend auch die jüngste Gemeinderatssitzung in der Stadthalle. Vor allem beim Thema Windkraft gehen die Räte und die Stadt nicht mit den aktuellen Vorgaben mit. Um die 30 Besucher waren gekommen – das Thema Windkraft bewegt viele. Sogar eine Petition gegen die Windkraftpläne östlich von Aulendorf war von Bürgerseite aus gestartet worden.
Das von der Bundesregierung 2023 eingeführte Wind-an-landgesetz soll den Ausbau von Windkraft beschleunigen. 1,8 Prozent an Fläche sollen pro Bundesland hierfür ausgewiesen werden – auch in der Region Bodenseeoberschwaben. Für Aulendorf bedeutet das 94 Hektar Fläche der Gemarkung. Als besonders geeignet gilt das Gebiet rund um Tannhausen und Tannweiler und wurde als Vorranggebiet für Windkraft eingestuft. Im Rahmen der Untersuchungen zum Teilregionalplan Energie wurde das als „Aulendorf-ost“bezeichnete Gebiet vor einer Weile um ein nördliches Areal erweitert – und zwar um Gebiete rund um Haslach und Lippertsweiler. In Summe beträgt die Gesamtf läche nun 214 Hektar.
Bezüglich der Windenergie sei Aulendorf bisher offen gewesen, mehr als den geforderten Energieertrag per Windkraft zu erbringen, aber die aktuell ausgewiesene Fläche sei deutlich zu groß, so Bürgermeister Matthias Burth in der Gemeinderatssitzung. Ginge es nach Wünschen der Stadt, solle die Fläche verkleinert werden, zum Beispiel indem auf das neu ausgewiesene Gebiet zwischen Haslach und Lippertsweiler verzichtet werden soll. All das solle in Absprache mit der Stadt Bad Waldsee geschehen, da das Gebiet zum kleinen Teil auch deren Gemarkung betreffe.
Die Stellungnahme von Waldsee hierzu ist klar: Von den 214 Hektar des Gebiets „Aulendorf-ost“liegen 36 Hektar auf Waldseer Gemarkung. Der Waldseer Teil soll laut Stadtverwaltung komplett gestrichen werden. Die Begründung: Die Fläche liegt im Vorranggebiet für besondere Waldfunktionen.
Der Meinung Burths schlossen sich die Räte in der anschließenden Diskussionsrunde, in der sie die Meinungen der Fraktionen zusammenfassten, an. Die Bedenken der Räte lagen vor allem in der Größe der Gesamtf läche vom Windkraft-gebiet „Aulendorfost“und der Nähe zu den Ortschaften. Der Abstand von manchen Windratstandorten zu Lippertsweiler beträgt 600 Meter, zum Ortsteil Haslach 680 Meter.
„Wir waren sehr erschrocken, als wir die zweite Planung erhalten haben“, gab Ortsvorsteherin Margit Zinser-auer aus Tannhausen zu und meinte damit die Erweiterung der Pläne um mehr Windräder und die Vergrößerung des Gebiets rund um Haslach und Lippertsweiler. Der Tannhauser Wald sei das Markenzeichen des
Ortes und solle am besten unversehrt bleiben. Aber man wolle sich solidarisch zeigen. Die Bürgergespräche, die es gegeben habe, seien konstruktiv gewesen, so Zinser-auer. Laut der Ortsvorsteherin wolle Tannhausen wieder zurück zu den ursprünglich angedachten vier Windrädern.
Im ersten Entwurf 2021 der Firma Uhl Windkraft aus Ellwangen, die die Windräder bauen wird, waren vier Windkrafträder eingeplant gewesen. Durch die Erweiterung des Gebiets und der rechtlichen Möglichkeit, kleinere Abstände zwischen Windrädern und Bebauungen zu haben als bisher üblich, sehen die Pläne zwischenzeitlich bis zu maximal neun Windräder vor. Doch es gehe primär nicht um die Anzahl von Windrädern, sondern um die ausgewiesene Fläche, betonte Burth noch einmal, nachdem sich die Diskussion an der Zahl der Windräder in der Sitzung hochgeschaukelt hatte.
Pierre Groll vom Bündnis für Umwelt und Soziales (BUS) begrüßte grundsätzlich die Energiewende, aber über die Abstände von Windrädern zu bewohntem Gebiet „müssen wir reden“, sagte er. Windräder machten Krach, fuhr er fort. Erst ab 1000 Metern Abstand werde es erträglich, darunter solle man nicht gehen. Michael Halder (CDU) sprach sich stellvertretend für seine Fraktion auch für einen Mindestabstand von 1000 Metern zu bebautem Gebiet aus und wollte wissen, was mit den Kommunen, die keinen Beitrag leisten könnten, passiere. Burths Antwort fiel knapp und klar aus: „Das ist halt so.“In Ballungszentren
könnten einfach keine Windräder stehen, deshalb habe man große Räume gewählt. Die SPD äußerte scharf ihren Unmut darüber, dass die Kommunen beim Ausbau der Windenergie auf eigenen Flächen wenig Handhabe besäße. Die Gemeinden würden entmündigt.
Was ist nun das Fazit für die Stellungnahme der Stadt zum Teilregionplan Energie?
Das Gebiet soll verkleinert werden, vor allem der nördliche Teil rund um Haslach und Lippertsweiler soll entfallen. Die Begründung der Stadt: Aktuell liegt Aulendorf mit dem ausgewiesenen Gebiet deutlich über dem geforderten Flächenanteil. Das Gebiet „Aulendorf-ost“macht vier Prozent an Fläche der Gemarkung aus. „Haslach und Lippertsweiler liegen in der Ost-west-ausrichtung der geplanten Windkrafträder und damit im Schattenschlag“, begründete Burth.
Zudem ist der Abstand von Windrädern zu Haslach (600 Meter) und Lippertsweiler (680 Meter) verhältnismäßig gering. Weiter soll ein Mindestabstand von 1000 Metern zu Ortschaften eingehalten werden, bei einzelnen Gebäuden sollen es mindestens 750 Meter sein. Das eventuell zukünftige Gewerbegebiet, das sich im Plangebiet südlich von Tannhausen befinde, soll von der Planung freigehalten werden. Die Stellungnahme der Stadt zum Teilregionalplan Energie wurde vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet.
Beim Thema Ausbau der Solarenergie ist die Situation eine andere. Hier spricht man von Vorbehaltsgebieten. Bei der Ausweisung von Freif lächen-photovoltaikanlagen behalte die Stadt die Planungshoheit, weshalb sie hierzu auch keine Stellungnahme formulieren werde, so Burth.
Aulendorf liegt deutlich über dem
geforderten Flächenanteil.