Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zeichnungen und Objekte aus mehr als 40 Jahren im Kornhaus
Axel F. Otterbach stellt aus – Es gibt auch Infos zur Vorgeschichte des Eu-brückensteins
- Volles Haus zur Vernissage der Ausstellung „2 d+“mit Zeichnungen und Objekten von Axel F. Otterbach im Museum im Kornhaus am letzten Freitag. Hier wird der nicht nur weit über die Grenzen Oberschwabens hinaus bekannte Bildhauer, Dozent und Galerieleiter mit seinen Entwürfen und Vorarbeiten zum Eubrückenstein vorgestellt, sondern auch ein Einblick in mehrere Jahrzehnte seiner künstlerischen Tätigkeit gegeben.
Otterbach hat die Ausstellung zusammen mit Klaus Neher vom Museums- und Heimatverein aufgebaut. Neben dem Saxophonquartett der Jugendmusikschule begrüßte die stellvertretende Vorsitzende Brigitte Hecht-lang den Laudator Thomas Warndorf, dessen
wohldurchdachte Rede einer umfassenden Würdigung Otterbachs und seines bisherigen Lebenswerkes
sehr nahe kam. Und im übrigen das gesamte Publikum beeindruckte, wenn nicht begeisterte.
Manche Themen beschäftigen Otterbach bereits ein Leben lang: zunächst der Stein, oft Marmor, zuallererst als Material, aber auch in der verschiedenen Haptik seiner Bearbeitung. Da gibt es diese aufgeblätterten oder aufgefächerten Formen (“Schichtsteine“), rosa Marmor-folianten wie ein Buch aus dickem Pergament oder ein Carrara-quader, der Einblick in einen tiefen Schlitz gewährt, eine 'Goldader', durch Blattgold symbolisch aufgeladen.
Dem Stein ins Innerste zu schauen oder die Glätte seiner Außenhaut durch feinstes Schleifen und Polieren zur absoluten Perfektion zu bringen, interessiert ihn genau so wie die Haptik und die Lichtwirkung einer mit Eisenspänen beschichteten Mdf-platte, einer abstrakten Form, die man von massivem Eisenmaterial optisch schwerlich unterscheiden kann. Auch bei den spannenden „Brandzeichnungen“, einer eher ephemer wirkenden Technik parallel zu seinen plastischen Werken, ist die Haptik entscheidend.
Zur Idee seines Brückensteins kam Otterbach um 2017. Das Motiv der zunächst f lach gebogenen, aus konisch zulaufenden Segmenten bestehenden Form hat er in mehreren kleinen Modellen in Marmor oder Bronze variiert. Irgendwann waren es dann 28 Teile, nach dem Brexit nur noch 27, für jedes Land in Europa ein Stein. Für die 'steinlosen' Niederlande wurde von dort stammender Sand in Orange eingefärbt und in die Form gepresst; ansonsten bilden Granite, Kalksteine, Marmor und Dolomit den acht Tonnen schweren Halbkreis, als Basis dient ein „Spiegel“aus schwarzem, blank poliertem Granit.
Weit schwieriger als die künstlerische Gestaltung erwies sich vorher die Finanzierung des Kunstwerks. Otterbach hatte schon aufgeben wollen, als er, stetig ermutigt durch Altbürgermeister Rudolf Forcher, bei der Stiftung Fränkel anfragte und in Peter Buck einen aufgeschlossenen Förderer fand.
Einzige Bedingung war der Standort Bad Waldsee, da der Gründer Martin Fränkel aus Waldsee stammte und dort 1888 sein erstes Geschäft aufgebaut hatte. Die Stiftung übernahm also die gesamten Kosten in über sechsstelliger Höhe wie auch den
Druck eines informativen großen Flyers. Wird nun der Brückenstein zu einer Art neuen Initiale von Bad Waldsee werden können? Mit seinem prominenten Standort am Grabenmühlplatz, dem Hintergrund von uralten Bäumen und dem Anschluss an den neuen Parcours ist er in jedem Fall ein deutliches Symbol, das wohl jedem Betrachtenden verständlich ist und durch ein einzelnes frei liegendes Segment auch zur Diskussion anregen wird.
Die Ausstellugn läuft bis zum 2. Juni, von Fr. bis So. und feiertags von 13.30 bis 17.30 Uhr; Verkaufsausstellung zu Gunsten der Jugendmusikschule in der Volksbank am Grabenmühlweg. Infos unter: