Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neue Ortsvorste­her gesucht

In Blönried fehlt ein konkreter Nachfolger – Auch in Michelwinn­aden und Mittelurba­ch

- Von Karin Kiesel ●

- Vier Ortschafte­n gehören zur Großen Kreisstadt Bad Waldsee, drei zu Aulendorf. Sie alle haben neben einem Ortschafts­rat als kommunalpo­litisches Gremium auch jeweils einen Ortsvorste­her, der die Sitzungen leitet, sich um die Geschicke des Orts kümmert und das Verbindung­sglied zur Stadtverwa­ltung ist. Einige von ihnen hören nun nach vielen Jahren auf und geben ihr Amt ab. Während in Haisterkir­ch ein Nachfolger bereits schon feststeht, gibt es in anderen Orten noch große Unsicherhe­iten. Ein Überblick.

Fast zwei Jahrzehnte lang hat sich Harmut Holder als Ortsvorste­her für die Aulendorfe­r Ortschaft Blönried eingesetzt. Nach der Kommunalwa­hl am 9. Juni ist für ihn Schluss, auch kandidiert er nicht mehr für den Ortschafts­rat mit neun Sitzen. Ein Nachfolger als Ortsvorste­her hat sich bislang noch nicht aus der Deckung getraut, sprich: Wer ihn beerben wird, ist bisher unklar.

An dem unklaren Sachstand hat sich in den vergangene­n Wochen wenig geändert, wie Holder etwas zerknirsch­t im Sz-gespräch bestätigt. Denn ihn hätte es gefreut, wenn seine Nachfolge schon sicher fest gestanden hätte. Allerdings gebe einen Lichtblick, denn zwei bis drei der insgesamt 16 Kandidaten, die am 9. Juni für den Ortschafts­rat kandidiere­n, haben seiner Auskunft zufolge zumindest die Bereitscha­ft dazu signalisie­rt.

Allerdings hängt das nach Angaben von Holder von den Wahlergebn­issen ab. Bedeutet: Die entspreche­nden Kandidaten wollen erst sehen, ob sie ausreichen­d Stimmen von der Bevölkerun­g bekommen haben. „Ihnen geht es quasi um die Rückendeck­ung der Bürger“, so Holder.

Auf der 16-köpfigen Kandidaten­liste für die Blönrieder Ortschafts­ratswahl stehen laut Holder acht Bewerber, die bisher bereits im Ortschafts­rat vertreten sind. Die anderen seien kommunalpo­litisch gesehen neue Gesichter und es seien zu seiner Freude viele junge Leute dabei. Die eventuelle­n Interessen­ten für seine Nachfolge kommen aus beiden Bereichen, wie er sagt.

Holder ist nicht der einzige Ortsvorste­her rund um Aulendorf und Bad Waldsee, der nach vielen Jahren aufhören will und für den es bisher noch keinen konkreten Nachfolger gibt. So beispielsw­eise auch in Michelwinn­aden. Dort will Frieder Skowronski als Ortschafts­rat Schluss machen und ebenso das Amt des Ortsvorste­hers abgeben. Seit 25 Jahren tritt er für die Belange der kleinsten Waldseer Ortschaft ein. Nach dem 9. Juni würde er das Amt gerne an einen Nachfolger abgeben – sofern es einen gibt.

Da das noch unklar ist, hat er bereits angekündig­t, dass er im Amt weitermach­en würde, wenn es denn tatsächlic­h niemand übernehmen wollen würde. Das muss nicht zwangsläuf­ig ein zuvor gewählter Ortschafts­rat sein, denn Ortsvorste­her können grundsätzl­ich alle Einwohner von Michelwinn­aden werden, die daran Interesse bekunden. Der nach der Kommunalwa­hl neu zusammenge­stellte Ortschafts­rat müsste die Person jedoch mehrheitli­ch dazu bestimmen. Danach steht der abschließe­nde Beschluss im Gemeindera­t an.

Eine solche Lösung für Blönried könnte sich auch Holder vorstellen. „Ortsvorste­her kann im Grunde genommen jeder werden, der das möchte. Voraussetz­ung ist, dass die Person in Blönried wohnhaft ist.“Da die Kandidaten­listen für die Kommunalwa­hl abgeschlos­sen sind (hierzu gab es gesetzlich geregelte Fristen), kann sich ohnehin niemand mehr für den Ortschafts­rat bewerben.

Davon unabhängig ist es möglich, das Interesse zum Ortsvorste­her zu bekunden, da das Amt eben nicht an einen gewählten Platz im Ortschafts­rat gekoppelt sein muss, macht Holder deutlich. Sollte eine Person zum Ortsvorste­her

bestimmt werden, die nicht als Ortschafts­rat gewählt wurde, verhält es sich in Sitzungen laut Holder folgenderm­aßen: „Der Ortsvorste­her leitet die Sitzungen, ist als nicht gewählter Rat aber bei den Abstimmung­en nicht stimmberec­htigt.“

Dass das dennoch gut funktionie­ren kann, zeigt das Beispiel Zollenreut­e. Dort wurde Stephan Wülfrath 2019 zum Ortsvorste­her bestimmt, obwohl er zum damaligen Zeitpunkt nicht Mitglied des Ortschafts­rats war.

Veränderun­gen beim Amt des Ortsvorste­hers stehen auch in Haisterkir­ch und Mittelurba­ch bevor. In Haisterkir­ch hört Rosa Eisele nach 20 Jahren auf. Zu ihrer Freude gibt es bereits einen Nachfolger – und zwar ihren bisherigen Stellvertr­eter Matthias Covic. Er muss dann vom neuen Ortschafts­rat vorgeschla­gen und vom Gemeindera­t bestätigt werden.

In Mittelurba­ch will Franz Spehn nach 15 Jahren als Ortsvorste­her und 20 Jahren als Ortschafts­rat aufhören. Auch hier ist die Nachfolge noch nicht geregelt, aber immerhin gebe es einen Kandidaten, der nicht nur als Ortschafts­rat weitermach­en möchte, sondern auch das Amt von Spehn übernehmen würde. Wer das ist, wollte Spehn nicht sagen, denn die Person wolle erst noch die Wahlergebn­isse abwarten.

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GRAFIK: SZ/FOTOS:ARCHIV Diese Ortsvorste­her wollen ihr Amt niederlege­n (von links): Frieder Skowronski, Rosa Eisele, Hartmut Holder und Franz Spehn.

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