Schwäbische Zeitung (Biberach)
CDU verliert dramatisch, SPD rutscht weiter ab
Union nur noch knapp vor Grünen, AfD und FDP legen zu – Selbst Schwarz-Rot hätte keine Mehrheit
- Wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, hätte weder Grün-Rot noch Schwarz-Gelb eine Mehrheit im Parlament. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag von Südwestrundfunk und „Stuttgarter Zeitung“.
Demnach rutscht die CDU auf ein Langzeit-Tief von 31 Prozent ab – das sind drei Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Umfrage vom Januar. Die Partei von Spitzenkandidat Guido Wolf liegt damit nur noch knapp vor den Grünen, die wie zuvor auf 28 Prozent kommen. Die SPD verliert einen weiteren Prozentpunkt und erreicht nur noch 14 Prozent. Hingegen gewinnen die AfD (12 Prozent/+2) und die FDP (8 Prozent/ +2) weiter an Boden. Die Linke erreicht 4 Prozent und wäre damit nicht im Landtag vertreten.
RAVENSBURG
Eine Fortsetzung von Grün-Rot wäre nach diesen Zahlen ebenso wenig möglich wie Schwarz-Gelb, die Wunschkoalition von CDU und FDP. Auch eine „Große Koalition“aus CDU und SPD käme nicht auf eine Mehrheit im Landtag.
Schwarz-Grün oder Dreier-Bündnis
Rechnerisch möglich hingegen wären eine Koalition aus CDU und Grünen, eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP oder ein Bündnis von CDU, SPD und FDP. Eine Koalition mit der AfD schließen die anderen Parteien bislang aus. Falls die Linke doch noch in den Landtag kommt – was bei einer Fehlertoleranz von 1,4 Prozentpunkten bei der Umfrage durchaus möglich ist – würden die Verhältnisse zusätzlich durcheinandergewirbelt.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird bei den Baden-Württembergern immer beliebter. Er erreicht jetzt Zustimmungswerte von 71 Prozent (+2). Sein Stellvertreter Nils Schmid kommt auf 39 Prozent (+3), dahinter rangiert CDU-Spitzenmann Wolf mit 29 Prozent (+3).
„Es ist ein schwieriger Wahlkampf“, räumte Wolf ein. „Daraus ergeben sich neue Konstellationen.“Welche das sind, dazu wollte er nichts sagen. Eine CDU-geführte Regierung sei „in greifbarer Nähe“, betonten indes CDU-Generalsekretärin Katrin Schütz und Wahlkampfleiter Thorsten Frei.
Die SPD schöpft Hoffnung aus dem Umfrageergebnis, dass mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) sich für eine Fortsetzung der grün-roten Regierung aussprechen; das ist mehr Zuspruch als für jede andere Konstellation. „Wir Landtagswahl
2016 müssen deutlich machen, dass es im Wahlkampf nicht um Obergrenzen geht, sondern darum, die Arbeit der Landesregierung fortzusetzen, und das geht nur mit einer starken SPD“, sagte Spitzenkandidat Nils Schmid. Die Umfragewerte seien „unbefriedigend“, die Partei habe aber noch hohes Mobilisierungspotenzial.
„Es gibt keine Wechselstimmung im Land“, betonten die GrünenLandeschefs Thekla Walker und Oliver Hildenbrand. „Wir sind überzeugt, dass wir noch Stimmen dazugewinnen können. Grün-Rot ist möglich.“
Zufriedenheit mit den Umfragewerten herrscht bei der FDP. „Unser Wahlkampf wirkt“, sagte Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke. „Die FDP überzeugt mit ihren Themen und mit ihren vielen guten Kandidaten.“