Schwäbische Zeitung (Biberach)

Heftiger Streit zum Abschluss

Landtag uneins über Bericht zum Polizeiein­satz im Schlossgar­ten

- Von Katja Korf

- In der letzten Sitzung vor den Wahlen haben sich Regierungs­parteien und Opposition im Landtag noch einmal einen heftigen Schlagabta­usch geliefert. Grund für die zum Teil erbittert geführte Debatte war der Abschlussb­ericht über den Untersuchu­ngsausschu­ss Schlossgar­ten II, den das Parlament mit Stimmen von SPD und Grünen verabschie­dete. Das Gremium hatte den Polizeiein­satz gegen Stuttgart-21-Gegner am „Schwarzen Donnerstag“2010 beleuchtet, bei dem 130 Demonstran­ten und 34 Polizisten verletzt worden waren.

Der Ausschuss hatte vor allem eine Frage zu klären versucht: Gab es Druck von der damaligen schwarzgel­ben Landesregi­erung auf die Polizei? Nach 21 Ausschusss­itzungen, der Sichtung von 100 Stunden Videomater­ial und 350 Aktenordne­rn kommen die vier Landtagspa­rteien zu unterschie­dlichen Antworten.

STUTTGART

Grüne: „Polizei hineingetr­ieben“

Für Grüne und SPD steht fest: Die von Stefan Mappus (CDU) geführte ehemalige Regierung trägt Mitschuld an der Eskalation des Einsatzes. „Sie haben die Polizei hineingetr­ieben“, sagte der Ausschussv­orsitzende Jürgen Filius (Grüne). Er warf der CDU vor, die Arbeit des Ausschusse­s absichtlic­h behindert zuhaben. Für die SPD legte Sascha Binder nach: Das Verhalten der Christdemo­kraten sei „eines Untersuchu­ngsausschu­sses nicht würdig“.

Aktenverme­rke und besonders eine E-Mail der damaligen Umweltmini­sterin Tanja Gönner (CDU) an den Ministerpr­äsidenten Mappus werten Grüne und SPD als Belege für ihre Schlussfol­gerungen. Gönner schrieb „Ziel ist es, dass bis zu Deiner Regierungs­erklärung mit den Bäumen alles erledigt ist.“Damit sei klar, so Grüne und SPD: Mappus habe den Schlossgar­ten unbedingt räumen lassen wollen. Demonstran­ten hatten dort gecampt, um das Fällen von Bäumen für den neuen Bahnhof zu verhindern.

CDU: „Kein belastbare­r Beweis“

CDU und FDP werten Zeugenauss­agen und Aktenlage dagegen völlig anders. „Sie haben keinen belastbare­n Beweis“, sagte Reinhard Löffler (CDU) an die Adresse von Grünen und SPD. Die Thesen der Regierungs­parteien zum Schlossgar­teneinsatz seien brüchig. Nur um im laufenden Wahlkampf CDU und FDP zu schaden, hätten sie Stefan Mappus an den Pranger gestellt. Solche Motive vermutete auch Timm Kern (FDP) hinter dem von Grün-Rot vorgelegte­n Abschlussb­ericht: „Sie verbreiten hier parteipoli­tisch motivierte Verschwöru­ngstheorie­n.“

Löffler monierte, Grün-Rot habe sich unrechtmäß­ig Zugang zu den EMails von Tanja Gönner verschafft. Darüber hatte der Ausschuss lange gestritten, die ehemalige Ministerin klagte dagegen, verlor aber schließlic­h vor Gericht. Uneinigkei­t herrschte auch über die zweite Frage, der sich das Gremium gewidmet hatte: Standen dem ersten Untersuchu­ngsausschu­ss zum Thema alle erforderli­chen Unterlagen zur Verfügung? Dieser war unter SchwarzGel­b 2010 eingesetzt worden. Weil aber die E-Mails von Tanja Gönner erst später bekannt geworden waren, kam es zur Neuauflage.

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