Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wohltuende Schätze der Berge
Naturprodukte aus dem Alpenraum sorgen auch bei Flachlandtirolern für Entspannung
ajestätische Gipfel, klare Luft, duftende Almwiesen – ein Urlaub in den Bergen ist Erholung pur. Wer Leib und Seele in den Ferien noch mehr Gutes tun will, der setzt auf alpine Wellness: Öle aus Latschenkiefern und Schieferstein, duftendes Bergwiesenheu, die Wurzeln des Speik und Milchprodukte sorgen seit Jahrhunderten für Schönheit und Wohlbefinden.
Südtirol: Öle aus Latschen, Fichten und Wacholder
Seit 1912 ist die alte Brennerei von Franz Niederkofler in Pfalzen in Betrieb. Schon sein Großvater destillierte in der urtümlich aussehenden Anlage Öle aus Nadelgehölzen. Ob Fichte, Zirbe, Wacholder oder Latschenkiefer: Sie alle schließen in ihren Nadeln ätherische Öle ein, die nicht nur bei Erkältungen eine wohltuende Wirkung haben. Bis zu zwölf Stunden brennt das Feuer unter dem Kessel, bevor sich die Öle im Wasserdampf lösen und destilliert werden können. Viel Arbeit ist es auch, ausreichend Rohmaterial von den Berghängen der Dolomiten ins Tal zu transportieren. Franz Niederkofler hat recht, wenn er sagt: „Ohne Passion geht es nicht.“Das gilt auch für die Kräutersalben und Tinkturen seiner Frau Brigitte: Ringelblumen, Salbei, Apfelminze und Melisse kommen dabei aus den eigenen Gärten (Weitere Informationen unter www.bergila.it sowie unter www.kronplatz.com, kostenlose Führungen durch die Brennerei bis Ende Oktober).
Tirol: Steinöl aus Karwendel-Schiefer
Im Karwendel, auf 1500 Meter Höhe, wird ein besonderer Stein abgebaut: Ölschiefer. Die schwarzen Platten sind Basis für ein Jahrhunderte altes Heilmittel, das in Pertisau am Achensee in langer Familientradition gebrannt wird. Tropfenweise löst sich bei Temperaturen um 450 Grad das Öl aus den Gesteinsbrocken. Ob Salbe, Shampoo oder Badezusatz: Dank seines hohen Gehalts an natürlich gebundenem Schwefel wird dem schwarzen, intensiv riechende Steinöl eine wohltuende und pflegende Wirkung bei Hautproblemen, aber auch bei Rheuma zugeschrieben. Das moderne „Vitalberg“-Zentrum informiert Besucher über Abbau und Herstellung. Wer gut zu Fuß ist, der wandert im Rahmen einer geführten Tagestour zu den Schieferstollen im Bächental (Weitere Informationen im Internet unter bwww.steinoel.at und www.achensee.com , das „Vitalberg“-Zentrum ist bis November täglich geöffnet).
Unterengadin: Zirbenholz von der „Königin der Alpen“
Sie ist seit ein paar Jahren auch im Flachland bestens bekannt: die Zirbe. Sie soll unter anderem Ruhe in den hektischen Alltag bringen. Wer in einem Bett aus Zirbenholz schläft, dessen Herz schlägt laut verschiedener Untersuchungen langsamer, und so starte man erholter in den Tag. Kissen mit Zirbenspänen sollen eine ähnliche Wirkung haben. Der – als Arve bekannte – Nadelbaum wächst in einer Höhe zwischen 1300 und 2800 Metern und wird auch „Königin der Alpen“genannt. Der höchstgelegene geschlossene Arvenwald mit bis zu 1000 Jahre alten Bäumen findet sich im Schweizer Unterengadin südlich von Scuol. Ab S-charl führen markierte Wege durch das Naturschutzgebiet „God Tamangur“– der würzige Duft der Bäume begleitet die Wanderer dabei auf Schritt und Tritt. Danach rundet eine AromaMassage mit Engadiner Arvenöl im Thermalbad Engadin Bad Scuol den Wellnesstag ab (Weitere Informationen im Internet unter www.engadin.com).
Seiser Alm: Kräuter und Wildblumen für das Bad im Heu
Almbauern im gesamten Alpenraum blieb früher nichts anderes übrig. Nach getaner Arbeit schliefen sie im Heu – und fühlten sich am nächsten Tag frisch und erholt. So hat das Heubaden eine lange Tradition, die auch in vielen Hotels gepflegt wird. Dabei wird oft Almwiesenheu von der Seiser Alm, das reich an Kräutern und Wildblumen ist, verwendet. Wer Gelenkprobleme hat oder seinen Stoffwechsel anregen will, der ruht in einem Bett aus angefeuchtetem, zunehmend wärmer werdendem Heu. Zur Entspannung tragen ätherischen Öle und der typisch würzige Heugeruch bei. Selbst Heuschnupfengeplagte können problemlos ein Heubad genießen: Allergieauslösende Pollen werden im Wasser gebunden (Weitere Informationen im Internet unter www.suedtirol.info, www.badlkultur.it ).
Kärnten: Belebender Speik für müde Füße
Valeria celtica hat es in sich. Die auf den ersten Blick eher unscheinbare Baldrianpflanze, die in den Kärntner Nockbergen wächst, ist ein altbewährtes Heil- und Duftmittel, das einst weit über Europa hinaus verbreitet war. Schon Königin Kleopatra erfreute sich an dem herb-würzigen Duft. Dieser geht jedoch nicht von den Blüten, sondern von der Wurzel der nur fünf bis 15 Zentimeter großen Pflanze aus. Von der belebenden und gleichzeitig harmonisierenden Wirkung können sich Wanderer überzeugen, die in Bad Kleinkirchheim an einer geführten Tour durch den „Duftgarten Speik“teilnehmen. Im Falkerthaus wartet ein Zuber mit Quellwasser, in dem müde Füße gekühlt werden. Den Abschluss bildet eine Massage mit Speiköl, das zusammen mit Seife und anderen Kosmetikprodukten seit 1928 von der Firma Speick hergestellt wird (Weitere Informationen im Internet unter www.badkleinkirchheim.at, geführte Wanderungen jeweils mittwochs bis Ende September).
Allgäu: In Milch und Molke baden
Milch gilt als eines der ältesten Schönheitsmittel der Welt. Zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und das Milcheiweiß pflegen die Haut und regen die Zellerneuerung an. Mehrere Hotels im Allgäu offerieren Urlaubern passende Anwendungen mit Allgäuer Alpenmilch und Molke. Denn wer dem Säureschutzmantel der Haut etwas Gutes tun will, der badet in Molke. Die eiweißreiche Flüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht, stärkt und beruhigt (Weitere Informationen im Internet unter www.allgaeu.de).