Schwäbische Zeitung (Biberach)
Welterbe Schützenfest? Für Bott kein Thema
Vorsitzender der Schützendirektion äußert sich zurückhaltend zu Ravensburger Ansinnen
- Das Ravensburger Rutenfest soll, zusammen mit dem Biberacher Schützenfest und der Dinkelsbühler Kinderzeche in die Unesco-Liste der weltweiten immateriellen Kulturgüter aufgenommen werden. Die Meldung aus Ravensburg, dass die Rutenfestkommission (RFK) zusammen mit Biberach und Dinkelsbühl einen entsprechenden Antrag stellen will, machte am Donnerstag auch in Biberach die Runde. „Aus unserer Sicht ist da gar nichts dran“, sagte Klaus Bott, Vorsitzender der Stiftung Schützendirektion der SZ.
2014 hatte die RFK in Ravensburg bereits einen Antrag gestellt. In diesem Jahr wolle die RFK gemeinsam mit zwei ähnlichen Heimatfesten, dem Biberacher Schützenfest und der Dinkelsbühler Kinderzeche, einen weiteren Anlauf starten, sagte RFK-Vorsitzender Dieter Graf der SZ Ravensburg.
Klaus Bott von der Schützendirektion hörte von diesem Ansinnen am Donnerstag allerdings zum ersten Mal. „An mich ist aus Ravensburg bisher keine Anfrage herangedrungen“, sagte er. Bereits 2013 hatte
BIBERACH/RAVENSBURG
es die Schützendirektion abgelehnt, einen derartigen Antrag zu stellen. „Wir haben das seither auch nicht mehr thematisiert, deswegen ist das aktuell auch kein Thema für uns.“
Eine andere Entscheidung könnte frühestens im April fallen, wenn Vorstand und Plenum der Schützendirektion das nächste Mal tagen. „Wir sind in der Direktion ja momentan in einem Verjüngungsprozess. Gut möglich, dass die künftige Leitung der Schützendirektion das in Zukunft einmal anders sieht“, so Bott.
Für ihn brauche das Schützenfest aber kein Unesco-Siegel. Dieses verliere ohnehin an Bedeutung, wenn es in Zukunft inflationär vergeben werde. „Ich sehe darin weder Vor- noch Nachteil“, so Botts persönliche Meinung.
Seit 2003 sammelt die Unesco weltweite kulturelle Ausdrucksformen in einer „Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“. Im April 2013 trat die Bundesrepublik Deutschland die- sem Übereinkommen bei. Seither können sich hiesige Bräuche und Traditionen für das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes bewerben. Aus diesem Kreis nominiert die Bundesrepublik dann alle zwei Jahre einen Kandidaten für die internationale Unesco-Liste, auf der unter anderem der spanische Flamenco steht oder die iranische Teppichknüpfkunst. Unabhängig davon gibt es auf regionaler Ebene noch ein bayerisches Landesverzeichnis für das immaterielle Kulturerbe. 13 bayerische Traditionen haben es 2015 auf diese Liste geschafft. Neben dem Reinheitsgebot für Bier gehört seither auch die Kinderzeche in Dinkelsbühl dazu. Das ist ein Kinder- und Heimatfest, das mit Historischem Festspiel, Festzug und Volksfest durchaus Ähnlichkeiten mit dem Ravensburger Rutenfest und dem Biberacher Schützenfest vorweisen kann.
Um die Chancen der Ravensburger zu erhöhen, einen Platz im bun- Klaus Bott über das Biberacher
Schützenfest als Unesco-Weltkulturerbe desweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zu ergattern, wolle sich die RFK nun mit der Kinderzeche Dinkelsbühl und dem Biberacher Schützenfest zusammentun, hieß es am Donnerstag aus Ravensburg. „Das Ravensburger Rutenfest ist ein Kulturgut“, so Dieter Graf. Die Chancen für eine Aufnahme in die Unesco-Liste seien daher nicht schlecht. Bewerbungen für das bundesweite Verzeichnis sind zwischen März und November möglich.
Aussichten, auf der Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes zu landen, haben nach Auskunft der Deutschen Unesco-Kommission mit Sitz in Bonn „lebendige kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen werden“.
„Ich sehe darin weder Vor- noch Nachteil.“