Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bahnhofstraße bleibt offen für Lastwagen
Der Ummendorfer Gemeinderat lehnt eine Ausfahrtssperre in die Biberacher Straße ab
- Die Bahnhofstraße in Ummendorf bleibt in beide Richtungen für Lastwagen offen. Im Einklang mit den Empfehlungen der Verwaltung und eines Fachplaners lehnte es der Gemeinderat mehrheitlich ab, die Ausfahrt aus diesem Gewerbegebiet in die Biberacher Straße für Laster zu sperren.
Ein Bewohner der Noherrstraße hatte sich wegen des Lärms durch die an der Kreuzung anfahrenden Lastwagen ans Rathaus gewandt. In einer Verkehrsschau brachte der Verkehrsexperte des Landratsamts die Idee ins Spiel, die Bahnhofstraße in eine Richtung zu sperren und ausfahrende Lkw stattdessen durchs Gewerbegebiet Espach und über die Alois-Berger-Allee und dann zur Landesstraße (Jordanstraße) oder Richtung Rißegg zu leiten. Gleich bei dem Ortstermin kamen aus dem Rathaus Bedenken, trotzdem ließ man die Idee von einem Verkehrsgutachter prüfen.
UMMENDORF Radfahrer und Lastwagen kommen einander in die Quere
Reiner Neumann vom Büro Modus Consult stellte im Gemeinderat seine Expertise vor und bestätigte die Vorbehalte. Als einen der Knackpunkte nannte er das Konfliktpotenzial mit dem Fahrradverkehr. An zwei Stellen kreuzen Radwege die Alternativroute über „Im Espach“. „Das ist einer der Hauptradwege aus Biberach an der Bahnlinie“, sagte Bürgermeister Klaus Bernd Reichert. Es sei „eine Hauptachse des Schülerverkehrs und die queren die Straße genau da, wo mehr Lkw fahren sollen“. Die Rätin Christine Hermann sah dies als nicht so gravierend an, bedenklicher schien ihr, dass mehr Laster am Wertstoffhof und dem Skateplatz vorbeiführen. „Ich bin hin- und hergerissen“, sagte sie und enthielt sich später der Stimme.
Ein zweiter Knackpunkt sind die Pläne für eine Regio-S-Bahn nach der Elektrifizierung der Südbahn. Ein Haltepunkt in Ummendorf ist in den Plänen des Regionalverbands DonauIller verankert – in den Augen Reicherts „wäre das ein Riesengewinn für die Gemeinde“. Da ein S-Bahnhof außerhalb des Orts liegen würde, „sind wir bereits mit Hochdruck an Vorleistungen dran“für einen Parkand-Ride-Platz sowie Fahrradabstellplätze. Just dorthin würde zusätzlicher Schwerlastverkehr verlagert, sperrte man die Bahnhofstraße. Gutachter Neumann riet: „Machen Sie diesen Fehler nicht.“
Drittens sei im Gewerbegebiet Espach sowieso mehr Verkehr zu erwarten, da Betriebe wie aktuell LangLaser expandieren. Käme die Sperrung der Bahnhofstraße hinzu, stiege der Druck auf die Kreuzung mit der Alois-Berger-Allee.
Neumann und Reichert stellten nicht in Abrede, dass der Schwerlastverkehr im Bereich Bahnhof-/Fabrikstraße einige wenige Anwohner belaste. In der Abwägung gewichteten sie und die Mehrheit der Räte aber die genannten Argumente höher. Reichert erinnerte daran, dass die Spedi- tion schon lange dort ansässig sei und Rätin Karin Schraivogel sagte, „wir sind froh, dass wir Gewerbe haben“.
Verkehrszahlen haben in der Bahnhofstraße abgenommen
Neumann belegte, dass die Verkehrsbelastung in der Bahnhofstraße – im Gegensatz zu vielen anderen Straßen – sogar leicht abgenommen habe: von 900 Fahrzeugen (davon 360 Lkw über 3,5 Tonnen) im Jahr 2011 auf 800 Fahrzeuge (davon 240 Lkw) in diesem Jahr. Auf der Biberacher Straße zählte das Büro Modus Consult weniger als 3000 Fahrzeuge in Richtung Ummendorf und rund 3400 Fahrzeuge in Richtung Rißegg, beides mit abnehmender Tendenz. Das sei für eine Kreisstraße „in Ordnung“, befand Neumann, „das ist eine funktionale und erträgliche Verkehrssituation“. Die Kreuzung Bahnhof-/Biberacher Straße sei ein- sehbar, weshalb kaum Unfälle passierten, sagte er auf Rudolf Walters Frage.
Der Rat Franz-Josef Burrichter folgte diesen Argumenten nicht. Er ließ ein weiteres Argument – nämlich die Umwege für Fahrten Richtung Rißegg – nicht gelten: Dies werde dadurch aufgewogen, dass die Lkw nicht mehr wie momentan den Höhenunterschied über die Rampe überwinden müssten. Burrichter plädierte dafür, die Lkw-Sperre für die Bahnhofstraße ein halbes Jahr auszuprobieren. Das koste wenig Aufwand und könne leicht rückgängig gemacht werden. Von solchen Provisorien hielt wiederum Reichert nichts, da sei die Enttäuschung der Anwohner nachher umso größer. Der Gemeinderat entschied bei zwei Gegenstimmen von Burrichter und Ulf Politz sowie zwei Enthaltungen, in der Bahnhofstraße alles zu lassen, wie es ist.