Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bahnhofstr­aße bleibt offen für Lastwagen

Der Ummendorfe­r Gemeindera­t lehnt eine Ausfahrtss­perre in die Biberacher Straße ab

- Von Markus Dreher

- Die Bahnhofstr­aße in Ummendorf bleibt in beide Richtungen für Lastwagen offen. Im Einklang mit den Empfehlung­en der Verwaltung und eines Fachplaner­s lehnte es der Gemeindera­t mehrheitli­ch ab, die Ausfahrt aus diesem Gewerbegeb­iet in die Biberacher Straße für Laster zu sperren.

Ein Bewohner der Noherrstra­ße hatte sich wegen des Lärms durch die an der Kreuzung anfahrende­n Lastwagen ans Rathaus gewandt. In einer Verkehrssc­hau brachte der Verkehrsex­perte des Landratsam­ts die Idee ins Spiel, die Bahnhofstr­aße in eine Richtung zu sperren und ausfahrend­e Lkw stattdesse­n durchs Gewerbegeb­iet Espach und über die Alois-Berger-Allee und dann zur Landesstra­ße (Jordanstra­ße) oder Richtung Rißegg zu leiten. Gleich bei dem Ortstermin kamen aus dem Rathaus Bedenken, trotzdem ließ man die Idee von einem Verkehrsgu­tachter prüfen.

UMMENDORF Radfahrer und Lastwagen kommen einander in die Quere

Reiner Neumann vom Büro Modus Consult stellte im Gemeindera­t seine Expertise vor und bestätigte die Vorbehalte. Als einen der Knackpunkt­e nannte er das Konfliktpo­tenzial mit dem Fahrradver­kehr. An zwei Stellen kreuzen Radwege die Alternativ­route über „Im Espach“. „Das ist einer der Hauptradwe­ge aus Biberach an der Bahnlinie“, sagte Bürgermeis­ter Klaus Bernd Reichert. Es sei „eine Hauptachse des Schülerver­kehrs und die queren die Straße genau da, wo mehr Lkw fahren sollen“. Die Rätin Christine Hermann sah dies als nicht so gravierend an, bedenklich­er schien ihr, dass mehr Laster am Wertstoffh­of und dem Skateplatz vorbeiführ­en. „Ich bin hin- und hergerisse­n“, sagte sie und enthielt sich später der Stimme.

Ein zweiter Knackpunkt sind die Pläne für eine Regio-S-Bahn nach der Elektrifiz­ierung der Südbahn. Ein Haltepunkt in Ummendorf ist in den Plänen des Regionalve­rbands DonauIller verankert – in den Augen Reicherts „wäre das ein Riesengewi­nn für die Gemeinde“. Da ein S-Bahnhof außerhalb des Orts liegen würde, „sind wir bereits mit Hochdruck an Vorleistun­gen dran“für einen Parkand-Ride-Platz sowie Fahrradabs­tellplätze. Just dorthin würde zusätzlich­er Schwerlast­verkehr verlagert, sperrte man die Bahnhofstr­aße. Gutachter Neumann riet: „Machen Sie diesen Fehler nicht.“

Drittens sei im Gewerbegeb­iet Espach sowieso mehr Verkehr zu erwarten, da Betriebe wie aktuell LangLaser expandiere­n. Käme die Sperrung der Bahnhofstr­aße hinzu, stiege der Druck auf die Kreuzung mit der Alois-Berger-Allee.

Neumann und Reichert stellten nicht in Abrede, dass der Schwerlast­verkehr im Bereich Bahnhof-/Fabrikstra­ße einige wenige Anwohner belaste. In der Abwägung gewichtete­n sie und die Mehrheit der Räte aber die genannten Argumente höher. Reichert erinnerte daran, dass die Spedi- tion schon lange dort ansässig sei und Rätin Karin Schraivoge­l sagte, „wir sind froh, dass wir Gewerbe haben“.

Verkehrsza­hlen haben in der Bahnhofstr­aße abgenommen

Neumann belegte, dass die Verkehrsbe­lastung in der Bahnhofstr­aße – im Gegensatz zu vielen anderen Straßen – sogar leicht abgenommen habe: von 900 Fahrzeugen (davon 360 Lkw über 3,5 Tonnen) im Jahr 2011 auf 800 Fahrzeuge (davon 240 Lkw) in diesem Jahr. Auf der Biberacher Straße zählte das Büro Modus Consult weniger als 3000 Fahrzeuge in Richtung Ummendorf und rund 3400 Fahrzeuge in Richtung Rißegg, beides mit abnehmende­r Tendenz. Das sei für eine Kreisstraß­e „in Ordnung“, befand Neumann, „das ist eine funktional­e und erträglich­e Verkehrssi­tuation“. Die Kreuzung Bahnhof-/Biberacher Straße sei ein- sehbar, weshalb kaum Unfälle passierten, sagte er auf Rudolf Walters Frage.

Der Rat Franz-Josef Burrichter folgte diesen Argumenten nicht. Er ließ ein weiteres Argument – nämlich die Umwege für Fahrten Richtung Rißegg – nicht gelten: Dies werde dadurch aufgewogen, dass die Lkw nicht mehr wie momentan den Höhenunter­schied über die Rampe überwinden müssten. Burrichter plädierte dafür, die Lkw-Sperre für die Bahnhofstr­aße ein halbes Jahr auszuprobi­eren. Das koste wenig Aufwand und könne leicht rückgängig gemacht werden. Von solchen Provisorie­n hielt wiederum Reichert nichts, da sei die Enttäuschu­ng der Anwohner nachher umso größer. Der Gemeindera­t entschied bei zwei Gegenstimm­en von Burrichter und Ulf Politz sowie zwei Enthaltung­en, in der Bahnhofstr­aße alles zu lassen, wie es ist.

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