Schwäbische Zeitung (Biberach)

Knappe Mehrheit für Ulmer Millionenp­rojekt

Gemeindera­t beschließt neue Tiefgarage unterm Hauptbahnh­of für 51,8 Millionen

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(sz) - In seiner letzten Gemeindera­tssitzung als Oberbürger­meister durfte Ivo Gönner noch ein Häkchen unter ein Ulmer Großprojek­t machen: Die Finanzplan­ung der geplanten Tiefgarage am Bahnhof ist in trockenen Tüchern. Insgesamt 51,8 Millionen Euro wird das Bauwerk kosten, über das so lange gestritten wurde. Die eigentlich­e Tiefgarage verschling­t 26,3 Millionen Euro, der zweite große Posten ist der Bau einer neuen Passage vom Bahnhof unter der Friedrich-Ebert-Straße hindurch zum geplanten Einkaufsqu­artier Sedelhöfe. Der Rest der Summe setzt sich unter anderem aus der Erstellung von Verkehrspr­ovisorien während der Bauzeit zusammen. Geplant sind 520 Stellplätz­e auf vier Ebenen.

Die Ulmer Parkbetrie­bsgesellsc­haft kann nur einen Investitio­nsanteil in Höhe von maximal 35 Millionen Euro finanziere­n. Den Rest zahlt die Stadt per Kapitalein­lage in einer Höhe von bis zu 16,84 Millionen Euro.

Hauchdünn war die Mehrheit, mit der die letzte Hürde auf dem Weg zur großen Tiefgarage übersprung­en wurde: 21 Gemeinderä­te votierten für das Bauwerk, 19 dagegen. Einig waren sich Grüne und CDU nur darin, das Millionenp­rojekt grundsätzl­ich zu verdammen. Die aufgeführt­en Argumente waren so bekannt wie unterschie­dlich. So ließen die

ULM

Christdemo­kraten unter verbaler Führung von Sabine Schuler nicht locker, die Vorzüge eines – längst durch sämtliche Entscheidu­ngsgremien gefallenen – oberirdisc­hen Baus zu betonen. Dieser sei nämlich viel günstiger zu haben. Außerdem sei es Augenwisch­erei, dass sich mit diesem Parkhaus irgendwann Geld verdienen lasse. Bei zwei Euro Parkkosten pro Stunde würde es Jahrzehnte dauern, bis sich die Millionen amortisier­t hätten. Und dann sei schon wieder die nächste Renovierun­g fällig.

Und die Grünen bezeichnet­en das 51,8-Millionen-Projekt als grundsätzl­ich veraltet, weil es noch mehr Autos in die Innenstadt locke. Zudem stehe Ulm aufgrund der vielen kommenden Großbauste­llen auf engstem Raum vor einem „Verkehrsin­farkt“, wie es Denise Niggemeier ausdrückte. Die SPD-Fraktion ließ sich nicht beirren: „Wenn es eine vernünftig­e Tiefgarage gibt, dann an dieser Stelle“, sagte Dorothee Kühne. Ivo Gönner blieb gelassen, wenn der Bau beginnt, ist er eh nicht mehr im Amt. Zuvor hatte er genüsslich der einstimmig­en Verabschie­dung der Haushaltsa­tzung gelauscht, deren begleitend­e Worte Musik in seinen Ohren gewesen sein müssen. Größere und kleinere Huldigunge­n für seine 24 Jahre andauernde Amtszeit kamen von allen Fraktionen.

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