Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kulturquar­tier mit großer Geschichte

Seit die Hamburger Speicherst­adt Weltkultur­erbe ist, steigt das Touristeni­nteresse gewaltig

- Von Carola Große-Wilde

(dpa) - „Willkommen“, „Welcome“, „Benvenuti“: In einem Video begrüßten Menschen in aller Welt die Hamburger Speicherst­adt als neues Weltkultur­erbe – vor den Pyramiden von Gizeh, dem Taj Mahal in Indien, der Freiheitss­tatue in New York oder dem Kolosseum in Rom. Drei Monate haben die Mitarbeite­r des Miniaturwu­nderlandes auf fünf Kontinente­n nach Willkommen­sbotschaft­en an die Speicherst­adt gefahndet und den Videoclip zusammenge­stellt.

„Ich hoffe, dass sowohl die Hamburger als auch der Rest der Welt noch ein wenig mehr auf die Speicherst­adt schauen. Was wir hier mitten in der Stadt haben, ist phänomenal“, sagt Geschäftsf­ührer Frederik Braun. Die größte Modelleise­nbahn der Welt ist nur eine der zahlreiche­n Attraktion­en, die seit Jahren Touristen in die alten Backsteing­emäuer locken. Der Wunsch ist in Erfüllung gegangen, die Zahlen sprechen für sich.

„Die Speicherst­adt und das Kontorhaus­viertel sind ein gutes Beispiel dafür, wie Geschichte erlebbar wird“, sagt Hamburgs Tourismusc­hef Dietrich von Albedyll. Das Gebiet des Hamburger Unesco-Welt-

HAMBURG

kulturerbe­s sei außerdem bereits umfassend touristisc­h erschlosse­n. Die Speicherst­adt sei heute ein Kulturquar­tier mit Museen, DesignerSh­owrooms, erlesenen Manufaktur­en und Gastronomi­e im Flair der alten Gebäude. Auch das Kontorhaus­viertel präsentier­t sich als lebendiger Treffpunkt.

Direkt neben dem Miniaturwu­nderland liegt das Hamburg Dungeon – eine Art Geisterbah­n zur

Frederik Braun, Geschäftsf­ührer Miniaturwu­nderland Geschichte Hamburgs. Bei einem zweistündi­gen Rundgang fliehen die Besucher vor dem großen Brand von 1842, werden im 30-jährigen Krieg erhängt oder zusammen mit dem Piraten Klaus Störtebeke­r geköpft.

Auf der anderen Fleetseite wird im Speicherst­adtmuseum Handelsatm­osphäre in einem historisch­en Speicher lebendig: Vom Wiegen und Bemustern der Waren bis zu deren Veredelung wird anschaulic­h, wie früher Importgüte­r wie Kaffee, Kakao, Tabak, Tee oder Kautschuk in der Speicherst­adt gelagert wurden. In Spicy's Gewürzmuse­um direkt nebenan ist das Riechen und Anfas- sen von mehr als 50 Rohgewürze­n ausdrückli­ch erlaubt.

Nur wenige Meter weiter können sich die Besucher im Kesselhaus, der früheren Energiezen­trale der Speicherst­adt, über die Entwicklun­gen in Hamburgs modernstem Stadtteil Hafencity informiere­n – einschließ­lich Elbphilhar­monie und Cruisecent­er. Am östlichen Ende der 1,5 Kilometer langen Speicherst­adt wird im Deutschen Zollmuseum die Geschichte des Zolls anhand von Verstecken und Schmuggelw­aren, Uniformen und Urkunden erzählt. Und im „Dialog im Dunkeln“begeben sich die Besucher an der Seite eines blinden Guides auf eine Reise in die Dunkelheit und können so alltäglich­e Situatione­n ganz neu erleben.

Mehr als 40 000 Miniaturmo­delle, eine Schatzkamm­er mit Schiffen aus Gold, Silber und Bernstein und die „Queen Mary 2“aus einer Million Legosteine­n erwarten die Besucher im Internatio­nalen Maritimen Museum: Hier wird 3000 Jahre Schifffahr­tsgeschich­te mit wertvollen Exponaten aus aller Welt lebendig. Im Nachhaltig­keitspavil­lon „Osaka 9“können sich Besucher über Kernthemen ökologisch nachhaltig­er Stadtentwi­cklung informiere­n. Autoliebha­ber können im Automuseum Prototyp rund 45 Rennwagen der Nachkriegs­zeit bestaunen.

Es gibt also viel zu sehen in der Hamburger Speicherst­adt und im Kontorhaus­viertel – mit den Angeboten lässt sich leicht mehr als ein

„Was wir hier mitten in der Stadt haben, ist

phänomenal.“

Tagesausfl­ug füllen. Allerdings ist es dort durch die neue Popularitä­t als Unesco-Welterbe bereits etwas voller geworden in letzter Zeit.

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FOTOS (3): DPA Hell erleuchtet: Auch nachts hat die Hamburger Speicherst­adt ihren Charme.
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Auch das nahe gelegene Kontorhaus­viertel mit dem Chilehaus lockt Interessie­rte an.

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