Schwäbische Zeitung (Biberach)
In der Höhle der Löwen eine klare Ansage
Die SG Flensburg-Handewitt macht den Titelkampf in der Handball-Bundesliga durch ihren 25:22-Sieg zum Dreikampf
(dpa/SID) - Als der erste Schmerz verdaut war, wich die Trauer dem Trotz. „Wenn ich eine Ausgangslage wählen müsste, würde ich unsere nehmen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer nach der 22:25 (13:13)-Heimniederlage der RheinNeckar Löwen im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga gegen die SG Flensburg-Handewitt. Den Rückschlag im Titelrennen hakte der Weltklasse-Linksaußen schnell ab, wenngleich auch er wusste: Nachdem seine Mannschaft eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft verpasst hat, läuft alles auf einen spannenden Dreikampf hinaus. Der letztjährige Zweite aus Mannheim (36:6 Zähler) steht zwar weiterhin an der Tabellenspitze, aber Titelverteidiger THW Kiel (34:6) weist bei einer Partie weniger ebenfalls sechs Minuspunkte auf. Und jetzt sitzt dem Führungsduo auch noch Pokalsieger Flensburg (33:7) im Nacken. Für die Löwen spricht momentan das bessere Torverhältnis. Zudem spielen die beiden Nordrivalen noch gegeneinander.
Der THW hat zudem große Verletzungsprobleme. Und Flensburg hat nicht nur einen Punkt Rückstand, sondern auch „das schwierigste Restprogramm“, wie der in Mannheim überragende Torwart Mattias Andersson feststellte. Immer wieder scheiterten die Löwen am Mittwoch vor 13 200 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena am starken Schweden, der schon in der Anfangsphase Rechtsaußen Marius Steinhauser entnervte. Der 23-Jährige musste nach zehn Minuten vom Feld, und Nationalspieler Patrick Groetzki feierte nach überstandenem Wadenbeinbruch früher als geplant sein Comeback.
MANNHEIM
Jetzt nur noch Finalspiele
„Ich bin froh, dass bei mir alles problemlos geklappt hat. Aber die Niederlage ist natürlich bitter“, sagte Groetzki. Der traf zweimal, nutzte im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen seine Chancen konsequent und stellte nach der Partie (selbst-)kritisch fest: „22 Tore sind einfach zu wenig. Wenn man frei vor dem Tor steht, muss man die Dinger auch machen.“
Verunsichern werde dieser Rückschlag die Löwen allerdings nicht, versicherte der Rechtsaußen. „Jedes Spiel ist jetzt ein Finale. Wir sind immer noch Erster und wollen alle Partien gewinnen – und wenn uns das gelingt, wird es schwer, uns da oben noch zu verdrängen“, sagte Groetzki selbstbewusst – auch wenn er es „ein bisschen blöd“fand, „dass wir jetzt wieder über das Torverhältnis sprechen“. Zur Erinnerung: 2014 wurden die Nordbadener nach einem irren Wettschießen mit dem THW Kiel nur wegen der um zwei Treffer schlechteren Tordifferenz Zweiter.
„Die vergangenen beiden Jahre spielen in unseren Köpfen nun wirk- lich keine Rolle“, versicherte Kim Ekdahl du Rietz. Der Schwede ging verbal in die Offensive: „Es wird sicherlich spannend bis zum Schluss. Aber wir wollen Meister werden. Kiel und Flensburg spielen noch gegeneinander, beide müssen noch nach Melsungen.“
Die in dieser Saison überraschend starken Nordhessen könnten das Zünglein an der Waage werden. Sie treten in der nächsten Woche im Pokal-Viertelfinale und am 3. März zum nächsten Topspiel in Mannheim an. Für Ekdahl du Rietz kein Problem: „Wir haben in den vergangenen ein- einhalb Jahren nur zwei BundesligaHeimspiele verloren.“
Gegen Flensburg indes erwischten zu viele Leistungsträger der Kurpfälzer keinen guten Tag. „Auch ich nicht“, räumte der zuletzt überragende Spielmacher Andy Schmid ein. Dabei hatten die Löwen aus einem 5:11-Rückstand (19. Minute) eine 16:15-Führung (38.) gemacht. „Das Momentum war auf unserer Seite, da mussten wir zuschlagen. Doch das haben wir nicht getan – und schon ging es wieder in die andere Richtung“, sagte Schmid. Der Schweizer war einerseits „mega-enttäuscht“, räumte andererseits ein: „Flensburg war einfach besser.“
Die Norddeutschen feierten den zweiten wichtigen Erfolg binnen weniger Tage, nachdem sie am Sonntag den THW Kiel in der Champions League 37:27 bezwungen hatten. „Das waren zwei fantastische Leistungen, ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, sagte Trainer Ljubomir Vranjes. Der überragende SG-Spielmacher Rasmus Lauge, neunfacher Torschütze, ergänzte: „Wir haben sicherlich das schwerste Restprogramm, aber dieser Sieg war eine Ansage.“