Schwäbische Zeitung (Biberach)
DFB sagt „Nein“zu Kandidat aus Bahrain
(SID) - Kein Scheich für die Fifa: Auf der Zielgeraden des Präsidentschaftswahlkampfes machen der deutsche und englische Fußball mobil gegen den Favoriten Salman bin Ibrahim Al Khalifa. Gegen den 50-jährigen Bahrainer steht weiterhin der Vorwurf teils schwerer Menschenrechtsverletzungen im Raum – deshalb „werden wir ihn nicht wählen“, sagte DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Allerdings hat der Scheich auch ohne den Deutschen Fußball-Bund genug Freunde.
Am Donnerstag, acht Tage vor der Wahl des Nachfolgers von Sepp Blatter in Zürich, bekräftigte die asiatische Konföderation AFC erneut ihre Unterstützung für ihren Verbandsboss. Scheich Salman ist seit 2013 AFC-Präsident. Zu den derzeit 44 AFC-Stimmen werden sehr viele der 54 aus Afrika kommen – und das ist fast die (nötige) halbe Miete gegen Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino (Schweiz), der als einzig ernsthafter Gegenkandidat gilt.
Die Scheich-Gegner brauchen deshalb einen Plan B. „Wenn Scheich Salman gewählt wird, dann muss man jede Gelegenheit nutzen, das Thema Menschenrechte anzusprechen“, sagte Rauball: „Und darf auch nicht müde werden, nachdem man es zwei-, dreimal gemacht hat.“
Im Kern geht es bei den Vorwürfen gegen den Scheich um die Frage, ob oder wie er während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 an der Verfolgung und Folterung von Schiiten, unter ihnen auch Sportler, in seinem Land beteiligt war. Salman bin Ibrahim Al Khalifa ist Mitglied der königlichen Familie Bahrains, damals war er Präsident des nationalen Fußballverbandes.
„Niemand leugnet, dass es damals zu Menschenrechtsverletzungen auch gegen Sportler gekommen ist. Es geht darum, ob er beteiligt war“, sagte Greg Dyke, Chef der englischen FA: „Die Frage ist: Spielt es eine Rolle, ob er beteiligt war? Oder darf – gemessen an den Vorfällen von 2011 – überhaupt jemand aus Bahrain die Welt des Fußballs lenken? Ich persönlich habe meine Zweifel.“
Die Verankerung von Menschenrechten in den Fifa-Statuten ist ein zentraler Bestandteil des Reformpakets, das vor der Wahl des neuen Präsidenten verabschiedet werden soll. Und dann der Scheich als Fifa-Boss? Scheich Salman hatte zuletzt im „Spiegel“-Interview von einer „düsteren Kampagne“gesprochen. „Ich verurteile jegliche Form von Menschenrechtsverletzungen“, sagte er: „In welchem Land der Welt auch immer!“
FRANKFURT