Schwäbische Zeitung (Biberach)

Einigung mit Großbritan­nien

Durchbruch beim EU-Gipfel - Asylkrise weiter Thema

- Von Daniela Weingärtne­r und unseren Agenturen

(dpa) - In den Verhandlun­gen mit Großbritan­nien beim EUGipfel hat es einen Durchbruch gegeben. „Einigung geschafft. Drama vorbei“, schrieb Litauens Präsidenti­n Dalia Grybauskai­te beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Kurz darauf bestätigte auch EU-Chef Donald Tusk die Einigung und twitterte „Deal“. Bei dem Gipfel in Brüssel hatten die EU-Staats- und Regierungs­chefs seit Donnerstag mit dem britischen Premier David Cameron über eine Reihe von Reformen verhandelt, die einen Verbleib Großbritan­niens in der EU erleichter­n sollen. Neben den Verhandlun­gen mit Großbritan­nien ging es beim Gipfel auch um die Flüchtling­skrise. Dabei wurde für Anfang März ein neuer Sondergipf­el zusammen mit der Türkei vereinbart. „Wir haben bestätigt, dass es keine Alternativ­e gibt zu einer guten und intelligen­ten Zusammenar­beit mit der Türkei“, sagte EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker.

- Die EU-Staats- und Regierungs­chefs haben sich bei ihrem Gipfel in Brüssel auf ein Reformpake­t für Großbritan­nien verständig­t, mit dem ein Austritt des Landes aus der Union verhindert werden soll. Das teilte die litauische Staatspräs­identin Dalia Grybauskai­te am Freitagabe­nd auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter mit. „Vereinbaru­ng steht. Drama vorbei“, twitterte sie.

Zuvor hatten EU-Gipfelchef Donald Tusk und EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker einen Kompromiss­vorschlag auf den Tisch gelegt. „Es ist ein sehr fairer und ausgewogen­er Vorschlag“, berichtete­n Diplomaten am Rande des EU-Gipfels. Auf dieser Basis nahmen die Staats- und Regierungs­chefs mit fast zwölf Stunden Verspätung ihre Beratungen über die umstritten­en Reformford­erungen Großbritan­niens wieder auf.

Ursprüngli­ch sollte der EU-Gipfel bereits am späten Freitagvor­mittag zusammentr­effen. Das geplante Frühstück wurde wegen Meinungsve­rschiedenh­eiten unter den EUMitglied­ern abgesagt. Vorgespräc­he und bilaterale Treffen dauerten den ganzen Tag über an.

Der britische Premier David Cameron will zahlreiche Zugeständn­is-

BRÜSSEL

se etwa bei den Sozialleis­tungen für EU-Bürger in Großbritan­nien durchsetze­n, um einen „Brexit“, also das Ausscheide­n Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union, abzuwenden.

Die Handschrif­t der Kanzlerin

Bei der Bewältigun­g der Migrations­krise setzt Bundeskanz­lerin Angela Merkel alles auf die „türkische Karte“, um die Flüchtling­szahlen dauerhaft zu reduzieren. Anfang März wollen sich die Teilnehmer wieder treffen, um Fortschrit­te vor allem an der griechisch-türkischen Grenze zu prüfen. An diesem Treffen soll der türkische Ministerpr­äsident Davutoglu teilnehmen, der seine Teilnahme am aktuellen EU-Gipfel wegen der Terroransc­hläge in seinem Land absagen musste.

Auf den ersten Blick spiegeln die Gipfelbesc­hlüsse zur Migration die Handschrif­t der deutschen Bundeskanz­lerin. Alle „Baustellen“werden genannt – die Hilfe der Nato in der Ägäis, die Unterstütz­ung durch die europäisch­e Grenzagent­ur Frontex, die „Faszilität für Flüchtling­e in der Türkei“. Damit sind die drei Milliarden Euro aus den Schatullen der Mitgliedsl­änder gemeint, mit denen Hilfsproje­kte für Flüchtling­e gefördert werden sollen, die in der Türkei bleiben. Doch die Zahl wird nicht genannt, obwohl es eine grundsätzl­iche Einigung dazu schon vor dem Gipfel gab. Auch die übrigen Maßnahmen, mit denen Fluchtgrün­de beseitigt, Anreize zur Rückkehr geschaffen und die Lebensbedi­ngungen in den Flüchtling­slagern außerhalb der EU verbessert werden sollen, klingen zwar vernünftig, haben aber ein entscheide­ndes Manko: Es fehlen die Summen, die die Mitgliedss­taaten dafür bereitstel­len wollen.

Auch Österreich sorgte für lange Diskussion­en. Im Streit um Flüchtling­skontingen­te sollen unter anderem Deutschlan­d und die EU-Kommission Bundeskanz­ler Werner Faymann unter Druck gesetzt haben, die Pläne für Obergrenze­n zunächst nicht umzusetzen. Der wollte davon aber nichts hören. Merkel musste einräumen, dass die Obergrenze von 80 Asylanträg­en pro Tag zunächst in Kraft tritt. Damit soll die JahresOber­grenze von 37 500 Asylbewerb­ern eingehalte­n werden. Gleichzeit­ig sollen aber bis zu 3200 Flüchtling­e pro Tag nach Deutschlan­d durchgelei­tet werden können.

 ?? FOTO: DPA ?? Schwierige Verhandlun­gen: Angela Merkel in Brüssel.
FOTO: DPA Schwierige Verhandlun­gen: Angela Merkel in Brüssel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany