Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mob blockiert Bus mit Flüchtlingen
Entsetzen nach Vorkommnissen in Sachsen
(epd) - Politiker haben die anhaltenden Attacken gegen Flüchtlingsheime im Freistaat scharf verurteilt. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bezeichnete es als „zutiefst beschämend, wie hier mit Menschen umgegangen wird“. Er reagierte damit am Freitag in Dresden auf die Blockade durch Asylfeinde vor einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Clausnitz. Auch die Polizei geriet bei dem Einsatz vor der Unterkunft wegen ihres harten Durchgreifens in Erklärungsnot.
(dpa) - Eine Blockade fremdenfeindlicher Demonstranten vor einer sächsischen Flüchtlingsunterkunft sorgt erneut für Entsetzen. Rund 100 aufgebrachte Menschen hatten am Donnerstagabend im osterzgebirgischen Rechenberg-Bienenmühle versucht, die Ankunft der ersten Bewohner in einer neuen Einrichtung zu verhindern. Dabei riefen sie Parolen wie „Wir sind das Volk“. Erst nach Stunden konnten die Flüchtlinge, darunter Frauen und Kinder, zu ihrer Unterkunft gebracht werden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Proteste scharf.
Nach Angaben der Polizei hatten die Gegner der Unterkunft die Straße zum Heim mit drei Autos blockiert. Erst nach etwa zwei Stunden seien die Wagen entfernt worden. Im Internet kursierte ein Video. Darin
FREIBERG
ist zu sehen, wie Flüchtlinge in einem Bus verängstigt sind. Eine Frau und ein Junge weinen. Am Abend tauchte eine zweite Videosequenz auf, die den Einsatz der Polizei in ein Zwielicht taucht. Zu sehen ist, wie Polizisten Menschen offensichtlich mit Zwang aus dem Bus holen und in ein Haus bringen. Ein Beamter setzt bei einem halbwüchsigen Jungen einen Klammergriff ein, während draußen die Menge johlt. Innenminister Ulbig sagte: „Die Bilder sprechen ihre Sprache.“Das Ministerium werde den Einsatz der Polizeidirektion Chemnitz auswerten: „Erst dann können wir Konsequenzen ziehen.“
Am Freitag wurde Haftbefehl gegen zwei 16 und 26 Jahre alte Männer erlassen, die am Vorabend einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Löbau verübt haben sollen.