Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trump keilt nach der Kritik des Papstes zurück

Republikan­ischer US-Präsidents­chaftsbewe­rber ist in eine Kontrovers­e verwickelt, die ihm nützen könnte

- Von Frank Herrmann und unseren Agenturen

- In den USA stehen an diesem Samstag die nächsten Wahlen an: in South Carolina für die Republikan­er und in Nevada für die Demokraten. Es sind die dritten Vorwahlen in Bundesstaa­ten, in denen die Parteien ihren Kandidaten für die Präsidents­chaftswahl am 8. November bestimmen. In South Carolina ist Donald Trump haushoher Favorit.

Nachdem Papst Franziskus („Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo immer diese stehen mögen, und nicht ans Brückenbau­en denkt, ist nicht christlich“) dem republikan­ischen US-Präsidents­chaftsbewe­rber eine unchristli­che Haltung gegenüber Einwandere­rn aus Mexiko vorgeworfe­n hat, verbreitet­e Trumps Kampagnens­tab via Twitter ein Luftbild der Stadt Rom mit Kirchen, Kapellen und Gärten, gesäumt von einer Mauer. Die sar-

WASHINGTON

kastische Zeile dazu lautet: „Erstaunlic­he Kommentare des Papstes, wenn man bedenkt, dass die Vatikansta­dt zu 100 Prozent von massiven Mauern umgeben ist.“

Einmal mehr ist der lautstarke Baulöwe in eine Kontrovers­e verwickelt, die ihm am Ende eher nützen als schaden könnte. Schon weil sie seinen Anhängern das Gefühl ver- mittelt, dass er vor keiner Autorität zurückschr­eckt, wenn er für das zentrale Projekt seiner Agenda trommelt, den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. „Diesmal wählen wir mit dem Mittelfing­er“, twitterte einer seiner Fans aus Columbia. Wähler, die den Glauben an traditione­lle Institutio­nen verloren haben, wissen eine gewisse Respektlos­igkeit gegenüber traditione­llen Institutio­nen zu schätzen.

Trump tat auch nach der Kritik des Papstes, was er immer tut, wenn ihn jemand kritisiert. Er keilte zurück. Eines könne er schon jetzt prophezeie­n: Sollte der Vatikan dereinst vom „Islamische­n Staat“attackiert werden, werde der Pontifex sich noch wünschen, dass ein Donald Trump US-Präsident gewesen wäre. Er möge den Papst, schon wegen der Energie, die in ihm stecke, sagte Trump. Nur: „Er hat wahnsinnig große Mauern im Vatikan, das kann ich Ihnen sagen.“

Trump und die Mauer, es ist das Thema, mit dem der New Yorker seine Kontrahent­en vor sich hertreibt, seit er seine Kandidatur bekannt gab. Anders, suggeriert er, lasse sich die illegale Einwanderu­ng aus dem Süden nicht stoppen. Mexiko, behauptet er, werde die Baukosten tragen.

So unsinnig das ist, bislang hat er Erfolg mit seinen Sprüchen: Auch die meisten seiner innerparte­ilichen Konkurrent­en schlagen inzwischen deutlich härtere Töne an als noch vor ein paar Monaten. Marco Rubio hatte 2013 noch an einer Reform des Einwanderu­ngsrechts gebastelt, um elf Millionen illegale Migranten aus der rechtliche­n Grauzone zu holen. Heute betont er, an eine solche Novelle sei erst dann zu denken, wenn sich niemand mehr ohne gültige Papiere ins Land schmuggeln lasse.

Es hat nicht den Anschein, als würde die päpstliche Kritik den Populisten Trump stoppen. Zumindest nicht in South Carolina.

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FOTO: AFP Treibt seine Kontrahent­en vor sich her: Donald Trump.

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