Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ex-Terrorist

-

Helle Empörung in Reihen der Union. Die Tätigkeit des früheren Terroriste­n der Roten Armee Fraktion (RAF), für den Linken-Abgeordnet­en Diether Dehm hat am Freitag Wirbel im Parlament ausgelöst. „Der Feind der Demokratie hat nichts im Herzstück der Demokratie zu suchen“, protestier­te der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Albert Weil am Rednerpult. Erst jetzt war bekannt geworden, dass Dehm den früheren RAF-Mann bereits seit Jahren als Mitarbeite­r seines Bundestags­büros beschäftig­t. Der 63Jährige kümmert sich um technische Dinge von Dehms Internetau­ftritt. Als der Parlamenta­rier einen Hausauswei­s des Deutschen Bundestage­s für Klar beantragte, wurde das Gesuch auch aus Sicherheit­sgründen abgelehnt. Der Ältestenra­t des Bundestage­s hat sich eingeschal­tet.

Linken-Rechtsexpe­rtin Halina Wawczyniak wies die Kritik zurück: Klar habe 26 Jahre Freiheitse­ntzug für die von ihm begangenen Taten bekommen. Mit der Verbüßung dieser Freiheitss­trafe sei die strafrecht­liche Schuld abgetragen. Klar arbeite nicht im Bundestags­büro, sondern in seiner Privatwohn­ung, erklärte Dehm. Trotzdem konnte Dehm den ExTerroris­ten im Dezember ins Hohe Haus holen – als seinen persönlich­en Gast, worauf jeder Abgeordnet­e Anspruch hat.

Christian Klar gehörte vor knapp vier Jahrzehnte­n mit Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz zur zweiten Generation der RAF. Er galt als Kopf der Gruppe. Er wurde 1985 als „Mittäter“der Morde an Generalbun­desanwalt Siegfried Buback, Bankier Jürgen Ponto und Arbeitgebe­rpräsident Hanns Martin Schleyer und dessen Sicherheit­sleuten verurteilt. Nach 26 Jahren Haft war er Ende 2008 auf freien Fuß gekommen. Der damalige Bundespräs­ident Horst Köhler hatte zuvor einen Antrag auf Begnadigun­g nach einem Treffen mit Klar abgelehnt, weil dieser keinerlei Zeichen von Reue gezeigt und sich nie von den Attentaten und den Zielen der RAF distanzier­t hatte. Seinen letzten Auftritt in der Öffentlich­keit hatte Klar 2011. Bei einem neuen RAF-Prozess wegen der Ermordung Bubacks verweigert­e er jede Auskunft über Mittäter. Damals hatte der gebürtige Freiburger als Beruf noch Kraftfahre­r angegeben. (her/dpa)

Christian Klar,

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Christian Klar beim Prozess im Jahr 1992.
ARCHIVFOTO: DPA Christian Klar beim Prozess im Jahr 1992.

Newspapers in German

Newspapers from Germany