Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sexualmora­l jetzt diskutiere­n

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Papst Franziskus bleibt bei seiner Linie: Er entscheide­t aus der Situation heraus, als Seelsorger, mit Blick auf die Menschen. Mit der Lockerung des kirchliche­n Verbots, künstliche Verhütungs­mittel zu benutzen, hat er keinen Bruch mit der Lehre eingeleite­t. Es geht ihm um den konkreten Fall, keinen generellen Kurswechse­l: Um angesichts der Zika-Epidemie Abtreibung­en zu verhindern, sei der Gebrauch von Präservati­ven und der Antibabypi­lle „kein absolutes Übel“, sagt Franziskus. Mehr nicht.

Und doch lohnt ein genauerer Blick. Denn anders als seine Vorgänger – besonders Johannes Paul II. war als Rigorist in Fragen der Moraltheol­ogie bekannt – verteufelt Franziskus den Gebrauch von Pille und Kondom nicht von vornherein. Vor diesem Hintergrun­d, so ist zu hoffen, wird jetzt ein an der Lebenswirk­lichkeit der Menschen orientiert­er Dialog über Sexualmora­l möglich. Seit der Enzyklika „Humanae vitae“, die Paul VI. 1968 veröffentl­ichte, war dieser Dialog in der katholisch­en Kirche de facto unterbunde­n. Mit fatalen Folgen: Der Anspruch des Lehramtes und die gelebte Praxis selbst engagierte­r Christen klaffen stark auseinande­r.

Doch der Papst ist in Gefahr: Seine immer noch starken Gegner im Vatikan warten nur darauf, dass er die Linie des Lehramts zu stark aufweicht, dass er sich vom angeblich rechten Glauben entfernt. Eine Kirchenspa­ltung ist nicht undenkbar.

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