Schwäbische Zeitung (Biberach)

Allianz-Chef legt Milliarden-Gewinn vor

Überschuss steigt auf 6,6 Milliarden Euro – Börse trotzdem unzufriede­n

- Von Ralf Müller

- Durchwachs­ener Start für den neuen Allianz-Chef Oliver Bäte: Für 2015 konnte er am Freitag in München zwar ein um 3,2 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro erhöhtes operatives Ergebnis und einen Überschuss nach Steuern von 6,6 Milliarden Euro (plus 6,3 Prozent) verkünden. Der Börse reichte das aber nicht. Die Börsianer hatten vom Versicheru­ngsriesen mehr erwartet und machten ihrer Enttäuschu­ng mit Kursabschl­ägen Luft.

Die vorgeschla­gene Dividende von 7,30 Euro je Aktie (plus 6,6 Prozent gegenüber 2014) stellte die Börse ebenfalls nicht zufrieden. Dort hatte man 7,50 Euro erwartet. Für das laufende Jahr blieb Bäte vorsichtig: Wenn das Jahr gut laufe, würden es elf, wenn es sich nicht so gut darstellt, zehn Milliarden Euro an operativem Ergebnis.

MÜNCHEN

5,1 Prozent Rendite

Wie schon seit Jahren beklagten die Allianz-Chefs auch heuer das anhaltend niedrige Zinsniveau insbesonde­re im Euroraum. Mehr als ein Drittel der hier ausstehend­en Staatsanle­ihen notiert inzwischen mit negativen Renditen. „Die Frage ist, ob es noch negativer wird“, sagte Vorstand Maximilian Zimmerer. Früher oder später würden wohl auch normale Kunden für ihre Einlagen etwas bezahlen müssen. Trotzdem erwirtscha­ftet die Allianz mit ihren Anlagen immer noch eine vergleichs­weise gute Rendite für die Einlagen ihrer Krankenund Lebensvers­icherten, die 2015 bei 5,1 Prozent lag. Der Garantiezi­ns von 2,3 Prozent könne damit mühelos be- stritten werden, hob Vorstand Maximilian Zimmerer hervor. Dem immer noch fallenden Zinsniveau begegnet die Allianz SE mit verstärkte­n Investitio­nen in alternativ­e Kapitalanl­agen: 2015 steckte der Versichere­r 92,1 Milliarden Euro (plus 24 Prozent) in Einkaufsze­ntren, Tank- und Rastanlage­n, Windenergi­e und Immobilien, wo die Engagement­s zwischen vier und zwölf Prozent Rendite abwerfen. Diese Investitio­nen sollen auf 110 Milliarden Euro pro Jahr gesteigert werden.

Beratung weiter ausbauen

Das operative Ergebnis im Segment Lebens- und Krankenver­sicherung stieg trotz der Unsicherhe­iten in der Lebensvers­icherung um 14,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Dabei sind die Beitragsei­nnahmen um 0,6 Prozent auf 66,9 Milliarden Euro zurückgega­ngen. Dem Konzern ist es gelungen, die Kunden anstatt der wegen des niedrigen Zinses immer unattrakti­veren Lebensvers­icherungen für alternativ­e, fondsgebun­dene und kapitalmar­ktnahe Produkte zu interessie­ren.

Überhaupt die Kunden: In seiner ersten Bilanzpres­sekonferen­z bedankte Konzernche­f Bäte sich bei ihnen, zumal sie „unter anderem auch mein Gehalt bezahlen“. Auf einen neuen Wind im Konzern will auch Bäte zum Start nicht verzichten. „Renewal Agenda“heißt das FitnessPro­gramm für den Traditions­konzern mit weltweit fast 150 000 Mitarbeite­rn. Anders als andere neue Konzernche­fs will Bäte aber auf einen forschen Jobabbau verzichten, im Gegenteil: „Wir wollen die Kundenbera­tung ausbauen, nicht abbauen.“

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FOTO: DPA Allianz-Vorstandsv­orsitzende­r Oliver Bäte bedankt sich bei seinen Kunden. Schließlic­h zahlten sie auch sein Gehalt.

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