Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die unbekannte Dame der US-Literatur
Harper Lee, Autorin von „Wer die Nachtigall stört“, starb im Alter von 89 Jahren
(dpa) - Mit „Wer die Nachtigall stört“gelang Harper Lee ein mit dem Pulitzerpreis gekröntes Stück Weltliteratur. Danach zog sich die Autorin zurück. Im hohen Alter sorgte noch ein umstrittenes zweites Buch für Wirbel. Jetzt ist Lee im Alter von 89 Jahren gestorben.
Mitten in der Millionenmetropole New York hatte die Autorin 1960 ihren Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“geschrieben, aber als der immer erfolgreicher und schließlich mit dem Pulitzerpreis gekrönt und verfilmt wurde, war Lee schon wieder in ihrem Geburtsstädtchen Monroeville im US-Bundesstaat Alabama. Interviews und ein zweites Buch verweigerte die als extrem scheu und verschlossen geltende Schriftstellerin jahrzehntelang.
Bis heute ist das Buch über den weißen Rechtsanwalt Atticus in vie-
NEW YORK
len US-Schulen Standardlektüre und gehört zu den meistgelesenen Büchern aller Zeiten. Harper erzählt die Geschichte von Atticus, der einen zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigten Afroamerikaner verteidigt und sowohl seinen Kindern als auch seinem Land eine Lektion in Toleranz, Nächstenliebe und Menschenrechten erteilt.
Für Wirbel sorgte 2015 die Ankündigung, dass es ein neues Buch von Lee geben werde. Bei „Gehe hin, stelle einen Wächter“handelte es sich allerdings nicht um ein neu geschriebenes Werk. Es war der erste Entwurf für „Wer die Nachtigall stört“. Trotzdem war das Buch eine Sensation, verkaufte sich millionenfach – und schockte viele Fans, denn Atticus war auf einmal ein Rassist.
Freunde und Bekannte der Autorin bezweifelten, dass sie mit der Veröffentlichung einverstanden sei. Der Verlag hingegen betonte, dass Lee „überrascht und erfreut“auf die Veröffentlichung reagiert habe.
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