Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hohe Strafen für grausames Verbrechen

Zwei Männer verbrannte­n arglose Schwangere im Wald – 14 Jahre Haft verhängt

- Von Anne Baum und Jutta Schütz Die wegen Mordes angeklagte­n Daniel M. (vorne) und Eren T. zeigten laut Gericht „keine Reue“für ihre grausame Tat.

(dpa) - Das Landgerich­t Berlin hat zwei junge Männer wegen Mordes an der schwangere­n Schülerin Maria P. zu einer ungewöhnli­ch harten Jugendstra­fe von 14 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest.

Höflich, unauffälli­g und schweigsam: So präsentier­t sich der 20-Jährige über Monate in dem Mordprozes­s am Landgerich­t Berlin. Der schmächtig­e Mann mit dem fast kindlichen Gesicht zeigt auch am Freitag keine Regung, als das Urteil gegen ihn und einen Bekannten verkündet wird: 14 Jahre Haft für jeden – wegen Mordes. Die beiden jungen Männer sind laut dem Urteil schuldig, die im achten Monat schwangere Maria bei lebendigem Leib verbrannt zu haben. Die ungeborene Tochter erstickte qualvoll im Bauch ihrer Mutter. Als die Leiche der 19jährigen Berufsschü­lerin im Januar 2015 in einem Waldstück in Adlershof im Südosten Berlins entdeckt wird, sind selbst erfahrene Ermittler erschütter­t. Viele Menschen können das Verbrechen nicht fassen. Immer wieder werden Blumen und Kerzen zum Tatort gebracht.

BERLIN

15 Jahre Haft gefordert

Bei der Urteilsver­kündung geht am Freitag ein Murren durch die Zuhörerrei­hen. 15 Jahre Haft und damit die Höchststra­fe nach dem Jugendstra­frecht hatte der Staatsanwa­lt gegen die beiden 20-Jährigen gefordert. Auf der Bank der Nebenklage bleibt ein Bruder der ermordeten Maria gefasst. Später sagt der 30-Jährige, er habe die Angeklagte­n während des Prozesses beobachtet: „Emotionslo­s waren sie, ohne Reue.“14 Jahre würden vorbeigehe­n – „meine Schwester kommt nicht mehr wieder.“Der schmächtig­e Täter ist der Vater des toten Kindes. Für ihn sei das Kind ein Problem gewesen, das er „beseitigen“wollte, sagt Richterin Regina Alex zum Motiv. Er habe sein Leben frei und unbeschwer­t weiterlebe­n und sich „durch nichts unter Druck setzen lassen wollen“. Der andere Verurteilt­e ist selbst Vater von zwei Kindern und vorbestraf­t. Der ebenfalls 20-Jährige habe aus „reiner Sensations­lust“und aus „Freude an der Vernichtun­g eines Menschen“getötet. Beide Täter haben keinen Beruf erlernt, sie kannten sich von der Schule. Der Unauffälli­ge soll sich den tätowierte­n Kraftprotz als „Mitvollstr­ecker“ausgesucht haben. Die 19-Jährige schöpfte keinen Verdacht, als sich der Vater ihres Kindes nach einem Streit um das Kind wieder mit ihr treffen wollte. Ohne Argwohn fuhr sie mit ihm und dem Bekannten in einem geliehenen Transporte­r in den einsamen Wald. „Sie hat keinen Fehler gemacht, sie war jung, verliebt, sie hat gehofft“, sagt die Richterin. Wenig später lebte die werdende Mutter nicht mehr. Zunächst stieß sie der tätowierte Täter laut dem Urteil mit einem Brotmesser nieder – in den Bauch und in die Seite. Anschließe­nd habe der Kindsvater Benzin aus einem Kanister über Marias Körper geschüttet und das Opfer bei vollem Bewusstsei­n angezündet. Richterin Alex sagt am Freitag, er habe Maria auf besonders perfide Art getäuscht und ihre Liebe ausgenutzt.

Verteidigu­ng kündigt Revision an

Heimtückis­ch und grausam war die Tat laut Urteil. Weil das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld feststellt­e, haben die nach Jugendstra­frecht verurteilt­en Angeklagte­n keine Chance auf frühere Haftentlas­sung. Warum das Gericht unter der vom Staatsanwa­lt geforderte­n Höchststra­fe von 15 Jahren bleibt, wurde in der mündlichen Urteilsbeg­ründung nicht angesproch­en.

Der Prozess war eine schwierige Suche nach der Wahrheit. Die beiden Männer waren nur Stunden nach der Tat unabhängig voneinande­r zur Polizei gegangen und beschuldig­ten sich gegenseiti­g des Verbrechen­s. Dabei hätten sie Täterwisse­n offenbart, befand das Gericht. Der Fall dürfte demnächst den Bundesgeri­chtshof (BGH) beschäftig­en: Die Verteidige­r, die Freispruch für die beiden 20-Jährigen gefordert hatten, kündigten bereits Revision an.

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FOTO: DPA

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