Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alles strebt gen Himmel
Was ist das denn? Da werden Wieland-Figuren auf meterlangen Stangen an einem repräsentativen Ort in der Stadt aufgestellt und es erhebt sich kein Proteststurm. Was sind wir doch in künstlerischen Dingen inzwischen tolerant geworden. Wenn ich 16 Jahre zurückdenke, was das für ein Aufruhr im Städtle war, als man mich samt Sockel auf dem Biberacher Marktplatz aufgestellt hat. Und heutzutage? Wenn man meinen Schöpfer, den feinen Herrn Wieland, als Stahlscherenschnittfigur vor dem Roten Bau im Wind wackeln lässt (siehe nebenstehenden Bericht), dann stört das – zumindest im Bauausschuss – offenbar keinen mehr. Ich hab’ ja nichts gegen den guten Wieland und seine „Consorten“. Ich möchte halt auch nur ein bisschen geliebt werden. Okay, ich bin nur aus einer Blickrichtung ein „Scherenschnitt“und lustig im Wind hin- und herzuwackeln fällt mir ob meines beträchtlichen Gewichts etwas schwer. Aber das wäre vermutlich gar nicht so gut. Alles strebt gen Himmel: Auch in Ummendorf blickt man skeptisch auf Stahl, der sich im Wind hin- und herwiegen könnte. Hier geht es aber nicht um Wieland, sondern um die Kräne des neuen Liebherr-Kundenzentrums, das dort im Gewerbegebiet „Espach“entsteht. Mehr als 35 Meter sollen die Kräne nach Feierabend nicht in den Himmel ragen, um das Lebensgefühl nicht zu beeinträchtigen, hieß es im Ummendorfer Gemeinderat. Man kann das alles doch aber auch anders sehen: Was da in den Himmel ragt, ist ein sichtbares Zeichen des wirtschaftlichen Erfolgs der Region. Und der hebt das Lebensgefühl ja doch ganz beträchtlich. Schönes Wochenende!
Euer Marktplatz-Esel