Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fotografien fesseln mit großer Ästhetik
„Junge Kunst in der Galerie“zeigt die Stiftung S BC – pro Arte mit Bildern von Uwe Langmann
- „Fragments of Time“nennt der aus Memmingen stammende Fotokünstler Uwe Langmann seine eindrucksvollen magisch-irrealen Werke. In der Reihe „Junge Kunst in der Galerie“präsentiert die Stiftung S BC – pro Arte seine Kunst.
Die Darstellungen vermischen stilistisch reale Ablichtungen mit grafischen Formen. Spannungen entstehen im Bewusstsein des Betrachters, je länger man ein solches Bild ansieht. Häufig wiederkehrendes Motiv ist eine unbewegte Gewässeroberfläche in Grautönen, ein ebensolcher Himmel und angedeuteter Horizont. Die Unbewegtheit der Landschaft entsteht durch lange Belichtungszeiten. Inmitten solcher grauen Wasserflächen ein kleiner farbiger Anziehungspunkt, etwa drei gelbe Blüten auf Pfählen oder eine rückseitige Frauengestalt, die bis zur Hüfte im Wasser steht. Dieses Grundmotiv der ruhig-grauen Flächen erscheint mehrfach variiert. Langmann nennt diese Werkserie „Haiku“, entlehnt der japanischen Gedichtform dieses Namens, die in der Regel aus drei Zeilen mit nur wenigen Worten besteht. Der Fotograf ergänzt gelegentlich durch japanische Schriftzeichen. Er befolgt in seinen Arbeiten exakt die Grundprinzipien des traditionellen Haiku: „Es ist konkret. Gegenstand ist ein Naturgegenstand außerhalb der menschlichen Natur. Geschildert wird eine einmalige Situation oder ein einmaliges Ereignis. Im Haiku findet sich ein Bezug zu den Jahreszeiten.“Langmann stellt eine Reihe von schwarzweißen Winterbildern vor, Reihen von blattlosen Weinstöcken, entlaubte Bäume, aber auch die Hafeneinfahrt von Lindau in ungewohnt grafischer Realisierung.
Auch sind einige großformatige Bilder zu sehen, in denen starke Blautöne dominieren.
Im Gespräch mit der SZ erzählt der Fotokünstler, wie beispielsweise das Bild „Infinity“entstand. Dazu richtete er seine Kamera bei einem wolkenlosen Nachthimmel auf den
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Horizont aus und belichtete zwölf Stunden. Dadurch war der Sternenlichtkreis aber erst zu 180 Grad entstanden. Dann bearbeitete er das Bild entsprechend, bis der Kreis geschlossen war. Das Bild „Coil“, ebenfalls sehr lange belichtet, zeigt Lichtspuren von Flugzeugen
Forum für junge Künstler
Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Günther Wall, erläuterte in seiner Begrüßung das Prinzip, dass jungen Nachwuchskünstlern (bis maximal 35 Jahre) jedweder Stilrichtung bildender Kunst in der Galerie ein Forum geboten werde, in dem sie ihre Werke einem breiteren Publikumskreis bekannt machen können. Professor Bernd Stiegler vom Institut für Literaturwissenschaft der Universität Konstanz, der auch Fotografiegeschichte und -theorie lehrt, führte in die Ausstellung ein. Der Laudator ging auf die Entwicklung der „Lichtschrift“ein: „Licht und Schatten sind die elementare Form des Sichtbaren und Langmann nutzt diese Kraft des Lichts zur Formgestaltung.“Stiegler entwickelt interessante philosophische Ableitungen des Fotografierens als Spurensicherung, spricht über Elementaranordnungen aller Gestaltungselemente, preist Langmanns ästhetisches Spiel mit den vielfältigen naturhaften Erscheinungsformen.
Langmanns Fotografien sind von außergewöhnlicher ästhetischer Schönheit mit in sich ruhender meditativer Dimension, in die man sich kontemplativ versenken kann.
Den musikalischen Part hatte Michael Kremietz mit seiner japanischen Zen-Flöte übernommen, die mit fast unirdisch dunklen Urtönen und mit eigenartiger Nebenluft ihren ätherischen Charakter betonte.