Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wer steckt hinter dieser neuen Schule?
In Ulm entsteht ein türkisches Privatgymnasium – Spur führt zum umstrittenen Islam-Prediger Gülen
(sz) - Ein türkisches Privatgymnasium, das derzeit in der Karlstraße entsteht, sorgt in Ulm für Irritationen. Kenner der Bildungs- und Religionslandschaft sind überzeugt, dass hinter der Einrichtung Anhänger des umstrittenen türkischen Imams Fetullah Gülen stecken.
Zu einem Stadtboulevard soll die Karlstraße einmal werden, so wurde der Umbau der Verkehrsader 2014 angekündigt. Was in der Planungsphase aber offenbar nicht einmal der Stadtverwaltung bekannt war: Im Gebäude Karlstraße 41, gegenüber dem neuen „Karl“-Komplex, entsteht eine private Schule. Deren Trägerverein, die „Bildungsinitiative Blautal“(BIB) wird mit der Bewegung „Hizmet“(Dienst) in Verbindung gebracht.
Das Thema ist brisant, etliche Gesprächspartner wollen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Ganz offen spricht dagegen Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport bei der Stadt Ulm, von einer Nähe der Schule zur Gülen-Bewegung. Davon ist auch die frühere Sprecherin des Ulmer Rats der Religionen, Selda Karaduman, überzeugt. Sie befürchtet, dass die Netze der Bildungseinrichtungen der Gülen-Anhänger in Ulm Schaden anrichten werden. Sie kenne Aussteiger, die von „Psychoterror“innerhalb der Gülen-Gruppen sprechen.
Unterdessen sucht die „Bildungsinitiative Blautal“bereits Lehrkräfte für den Aufbau des Gymnasiums zum kommenden Schuljahr. Das Gebäude wird derzeit noch umgebaut. Der Geschäftsführer des Vereins, Ishak Al-
ULM
tuntas, war für eine Stellungnahme in den vergangenen Tagen nicht zu erreichen. Nun kündigte ein Sprecher der BIB an, in Kürze für Fragen zur Verfügung zu stehen. Etwa, wie viele Schüler das Gymnasium besuchen werden, ob Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden sollen, wie sich die Schule finanziert und welcher Bezug zur Gülen-Bewegung besteht.
Selbst der Ulmer Noch-Oberbürgermeister Ivo Gönner wusste bis zur Nachfrage nichts von der geplanten Schule, erfuhr aber dann vom Regierungspräsidium Tübingen vom dort vorliegenden Genehmigungsantrag. Das BIB-Gymnasium werde eine „Parallelschule“der Stuttgarter BILSchule, vermutet Gönner. Der Trägerverein dieser Stuttgarter Schule bekennt sich zur Gülen-Bewegung. Stefan Meißner, im Tübinger Regierungspräsidium Pressereferent für die Abteilung Schule und Bildung, erklärt, das geplante Gymnasium werde in freier Trägerschaft geführt werden, eine – Zuschüsse der Stadt Ulm begründende – staatliche Anerkennung könne erst nach drei Jahren gewährt werden. Dem Regierungspräsidium obliege die Prüfung des polizeilichen Führungszeugnisses des Antragstellers und der Eignung von Lehrern, Schulgebäude und Lehrplan. Kulturund Sozialbürgermeisterin Iris Mann, in Ulm zuständig für den Bereich Bildung, sagt, dass man in Ulm eigentlich kein weiteres Gymnasium brauche. Zudem sei es fraglich, ob ein türkisches Gymnasium der Integration diene.