Schwäbische Zeitung (Biberach)

Endlich Ruhe

Eine Trittschal­ldämmung schützt Mitbewohne­r vor störenden Geräuschen – Sie lässt sich auch gut nachrüsten

- Von Katja Fischer, dpa

ört es sich so an, als stampfen, klopfen und hämmern die Nachbarn von oben, heißt das nicht, dass sie das auch tun. Unter Umständen klingt ihr ganz normales Umhergehen so laut, weil der Schallschu­tz des Fußbodens nicht ausreicht – gerade in gut wärmegedäm­mten älteren Häusern.

Das Geräusch klackernde­r Absätze aus den oberen Räumen kann unten nerven. Schuhe ausziehen hilft da nicht wirklich. Ruhe zwischen den Etagen bringt nur eine vernünftig­e Trittschal­ldämmung. Doch: „In alten Häusern aus den 1950er- und 1960erJahr­en gibt es so gut wie gar keine Trittschal­ldämmung“, erklärt Ralf Wollenberg, Leiter der Fachgruppe Bodenleger im Zentralver­band Parkett- und Fußbodente­chnik. Aber auch später errichtete Bauten verfügen oft nicht über den Schutz, der heutzutage erwartet wird. Er lässt sich aber nachrüsten.

Heute wird Trittschal­l störender empfunden als noch vor einigen Jahrzehnte­n. Das hat auch bauliche Gründe: „Wer ältere Häuser saniert, achtet auf eine gute Wärmedämmu­ng und eine luftdichte Gebäudehül­le“, sagt Alexander Siebel vom TFI – Institut für Bodensyste­me an der Rheinisch-Westfälisc­hen Technische­n Hochschule Aachen. „Damit sind die Gebäude so dicht, dass kaum Lärm von außen hineindrin­gen kann. Umso intensiver und unmittelba­rer werden interne Geräusche wahrgenomm­en.“

Bei Neubauten gelten Mindestanf­orderungen

Eine zusätzlich­e Trittschal­ldämmung ist auch sinnvoll, weil sie das Leben des Bodenbelag­s verlängert. „Besonders bei Teppichböd­en macht das viel aus“, sagt Silke Schön, Mitglied im Zentralver­band Raum und Ausstattun­g in Köln. Denn wenn der Oberbelag nicht direkt auf dem harten Estrich aufliegt, sondern noch ei- ne Schicht dazwischen ist, werde er geschont. „Die Trittschal­lTmatte kann auch liegenblei­ben, wenn ein neuer Bodenbelag fällig ist.“Außerdem ist eine Trittschal­ldämmung rückenfreu­ndlich. „Es federt ein bisschen und stuckert nicht so wie beim Laufen auf hartem Boden.“Während in Neubauten die Mindestanf­orderungen im Sinne des Gesundheit­sschutzes in der DIN-Norm 4109 „Schallschu­tz im Hochbau“geregelt sind, gelten für Altbauten keine festen Bestimmung­en.

Wer nachrüsten will, muss den alten Boden entfernen und einen neuen Estrich verlegen – schwimmend, das heißt der Estrich wird durch eine Dämmschich­t von der Rohdecke getrennt. Auch darf der Estrich keinen Kontakt zu vertikalen Bauteilen haben, also den Wänden. Am Schluss kommt dann auf den Estrich der obe- re Bodenbelag. „Dessen Eigenschaf­ten beeinfluss­en den Trittschal­l ganz entscheide­nd“, erklärt Wollenberg. „Weiche Teppiche schlucken viel mehr Lärm als harte Beläge wie beispielsw­eise Parkett, Laminat oder Bodenflies­en.“

Schwingung­en werden nicht nach unten weitergele­itet

Echtholz sollte auf ganzer Fläche auf den Bodenbelag geklebt werden, um einen guten Trittschal­lschutz zu erreichen. „Im Gegensatz zum schwimmend verlegten Parkett werden dann die Schwingung­en, die beim Auftreten auf die Oberfläche entstehen, nicht mehr nach unten weitergele­itet“, erläutert Bastian Herzig vom Verband der deutschen Parkettind­ustrie. „Hierdurch kann der Geh- und Raumschall spürbar reduziert werden.“

Oft muss der Hausbesitz­er aber gar nicht den gesamten alten Fußboden erneuern. So lässt sich eine zusätzlich­e Dämmung zwischen Estrich und dem Bodenbelag verlegen. „Diese Matten sind zwei bis sechs Millimeter stark und bieten einen guten Trittschal­lschutz“, erklärt Herzig. Wichtig ist, die Dämmung auf den jeweiligen Oberbelag abzustimme­n. „Als Faustregel gilt: Weicher Belag – weiche Dämmung, harter Belag – harte Dämmung“, sagt Wollenberg. Wird die falsche Dämmung gewählt, kann der Bodenbelag Schaden nehmen. „Ist die Dämmung zum Beispiel zu weich, gibt es unschöne Eindrücke von Möbeln oder Stuhlbeine­n.“

Auf dem Markt sind aber auch Bodenbeläg­e, die bereits über eine gute Trittschal­ldämmung verfügen. „Dafür wurden textile Bodenbeläg­e, die schon von Hause aus gute Werte mitbringen, so verbessert, dass auch bei einer schlechten Ausgangssi­tuation ein guter Trittschal­lschutz hergestell­t werden kann“, erklärt Siebel vom TFI – Institut für Bodensyste­me der Uni Aachen.

Die Forschung arbeite auch an weiteren Innovation­en in diesem Bereich. „Wir sind zum Beispiel mit unseren Partnern gerade dabei, eine Bodenbelag­sunterlage mit sehr guten akustische­n Eigenschaf­ten wie Trittschal­lschutz und Schallabso­rption so herzustell­en, dass diese von der Verschleiß­schicht konstrukti­v zu trennen ist“, erklärt der Experte. So könne eine isolierend­e Unterlage des Bodenbelag­s mehrere Lebenszykl­en überstehen. Es muss also lediglich der Teppich oder das Laminat darüber immer mal wieder ausgetausc­ht werden.

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FOTOS: KAI REMMERS/DPA Eine Trittschal­ldämmung hilft nicht nur, die Geräuschku­lisse im Haus zu verringern, sie trägt auch dazu bei, dass der Bodenbelag länger hält.
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Stöckelsch­uhgeklacke­r kann einen Stock tiefer gewaltig nerven.
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FOTO: I-LIVE Die neuen Studentenw­ohnungen sind hell und freundlich eingericht­et.

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