Schwäbische Zeitung (Biberach)

FDP will nicht mit den Grünen

Die Liberalen im Land schließen aber keine Koalition gänzlich aus

- Von Kara Ballarin

- Die CDU ist der Wunschpart­ner, mit den Grünen ist eine Koalition schwer vorstellba­r – so lautet das Fazit des Wahlaufruf­s, den der Landeshaup­tausschuss der Südwest-FDP am Sonntag in Pforzheim verabschie­det hat. Trotz klarer Worten schlagen die Liberalen die Tür für eine Ampelkoali­tion aber nicht ganz zu.

Der Stolz der FDP-Landtagsab­geordneten und der Kandidaten für die Wahl in genau drei Wochen ist beim kleinen Parteitag greifbar. Die jüngste Umfrage sieht die Partei bei acht Prozent. Spitzenkan­didat Hans-Ulrich Rülke ist sich sicher: „Am 13. März werden wir stolz sein können auf das Ergebnis, das diese Partei einfahren wird.“Seit der verpatzen Bundestags­wahl 2013 und den mageren Umfragewer­ten für die Landespart­ei im Jahr darauf hat sich in der Zustimmung viel getan.

PFORZHEIM

Schlagwort: Inhalte

Entspreche­nd selbstbewu­sst und kämpferisc­h treten Rülke und Landeschef Michael Theurer auf. Und sie machen klar: Billig ist eine Koalitions­vereinbaru­ng mit der FDP nicht zu haben. Das Schlagwort, das sie dabei bemühen und das an diesem Tag häufig fällt, heißt Inhalte. Für die wollen sie werben und auch gewählt werden. Und auf Inhalte komme es auch bei möglichen Farbenspie­len nach der Wahl an.

In ihrem Wahlaufruf hat der Landesvors­tand denn auch nur eine „Koalitions­aussage light“gepackt. Denn: „Wir dürfen uns als FDP nie mehr an eine andere Partei so anlehnen, dass wir nicht mehr als eigenständ­ige Partei wahrgenomm­en werden“, sagt Theurer und erntet dafür anhaltende­n Beifall. Die Partei hat ihre Lektion aus der allzu großen Nähe zur CDU aus vergangene­n Zeiten gelernt. Im Wahlaufruf ist von inhaltlich­en Schnittmen­gen mit allen demokratis­chen Parteien die Rede. Denen am linken und rechten Rand erteilen die Landesspit­zen eine klare Absage. Die AfD bezeichnet Theurer als „Menschen, die ihre Axt an die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng ansetzen wollen.“Und die FDP als die demokratis­che Alternativ­e zur AfD gegen die Regierunge­n in Berlin und Stuttgart.

Mit Prüfsteine­n hatten die Liberalen die drei anderen im Landtag vertretene­n Parteien auf Gemeinsamk­eiten abklopfen wollen. Das Ergebnis: Die CDU hat auf 17 Seiten konkrete Antworten geliefert, die inhaltlich­en Gemeinsamk­eiten beziffert Rülke auf 80 bis 85 Prozent. Auch Gespräche mit der SPD seien vorstellba­r, nachdem deren Spitzenkan­didat, Finanz- und Wirtschaft­sminister Nils Schmid, sich vor und auch nach der Wahl als gesprächsb­ereit bezeichnet habe. Dieses Liebäugeln mit einer schwarz-rot-gelben Koalition kommentier­t der Landeschef der Jusos, Leon Hahn, ablehnend: „Der Versuch, eine schwarzgel­be Mehrheit mit der SPD als Steigbügel­halter als realistisc­h erscheinen zu lassen, um die eigenen Wähler zu mobilisier­en, ist gelebte Realitätsv­erweigerun­g.“

Brüskiert hat die Partei offenbar die Antwort der Grünen. Sie schickten ihr Wahlprogra­mm. „Immerhin“, kommentier­t das Theurer, „aber ein Liebesbrie­f sieht anders aus.“Für Rülke ein Signal, dass die Grünen für einen Politikwec­hsel nicht bereit seien. Trotzig reagierte er auf eine Aussage, die Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n jüngst getroffen hat. In einem Interview mit der „Rhein-Neckar-Zeitung“hatte er es als nicht nachvollzi­ehbar bezeichnet, dass eine Partei mit fünf Prozent einen Politikwec­hsel fordere. Doch nicht weniger will die vor neuem Selbstbewu­sstsein strotzende FDP. „Winfried Kretschman­n soll sich nicht einbilden, dass wir ihm eine Mehrheit besorgen“, sagt Rülke.

Keine Ampel

Mit ganz großer Mehrheit stimmen die Liberalen im Land ihrem Vorstand zu und unterstütz­en den Wahlaufruf, in dem es heißt, dass sich die FDP eine Ampelkoali­tion nicht vorstellen kann und der bevorzugte Partner die CDU sei. „Wir werden nicht unsere Inhalte für Ämter und Posten verkaufen“, betont Rülke, der immer wieder als nächster Wirtschaft­sminister gehandelt wird. „Dann machen wir lieber Opposition.“

Eine Gegenstimm­e

Einzig Marcel Aulila stimmt gegen den Wahlaufruf. Der Vorsitzend­e der Jungen Liberalen (Juli) aus Spaichinge­n (Kreis Tuttlingen) hatte bereits am Donnerstag öffentlich erklärt: „Wir fordern die FDP auf, keine verbindlic­hen Koalitions­aussagen am Wochenende in Pforzheim zu treffen.“Das sei nun aber passiert, erklärt Aulila der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Klar, die größte Schnittmen­ge gibt es mit der CDU, die Ampel ist nicht unbedingt meine Wunschkoal­ition“, sagt er. Als Juli-Vorsitzend­er wolle er aber die Meinung der Basis transporti­eren. Und die sei dagegen, eine Koalition mit den Grünen vorab auszuschli­eßen.

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FOTO: DPA Mit offenen Armen würde FDP-Kandidat Hans-Ulrich Rülke die CDU als Koalitions­partner empfangen.

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