Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bundespoli­tiker fordern Konsequenz­en

Grünen-Fraktion beantragt Aktuelle Stunde im Bundestag

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(ras/dpa) - Politiker fordern nach den Vorgängen in Sachsen Konsequenz­en. „In Bautzen und Clausnitz ist die Integratio­n mancher Deutscher in unsere Leitkultur, die für Humanität, Respekt und Anstand steht, gescheiter­t“, sagte der stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Armin Laschet. „Da läuft etwas sehr verkehrt in Sachsen“, erklärte die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz (SPD).

Die Grünen-Fraktion will dazu eine Aktuelle Stunde im Plenum beantragen, wie ihre Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Britta Haßelmann mitteilte. Bereits am Samstag hatten die Grünen angekündig­t, den umstritten­en Polizeiein­satz in Clausnitz an diesem Mittwoch im Innenaussc­huss des Bundestags anzusprech­en. „Clausnitz und Bautzen sind rassistisc­he Fanale mit Ansage“, er-

BERLIN

klärte die Grünen-Bundesvors­itzende Simone Peter der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die rhetorisch­e Brandstift­ung von CSU bis AfD/Pegida ist mit dafür verantwort­lich, dass Rassisten ganz unverhohle­n Flüchtling­e bedrohen und attackiere­n.“Deshalb brau- che es mehr als die ewig gleichen Worte der Anteilnahm­e und zwar ein hartes Durchgreif­en gegen Feinde der Demokratie und Menschenre­chte. „Hier sind Polizei und Justiz in Sachsen auf dem rechten Auge blind, und auch die sächsische Regierung verharmlos­t seit Jahren die rechte Gefahr“, so Peter weiter.

Ähnlich äußerte sich Linken-Chef Bernd Riexinger. „Der unverhohle­ne Hass des braunen Mobs erinnert an die schrecklic­hen Ereignisse in Mölln und Rostock-Lichtenhag­en.“Verrohung und Gewaltbere­itschaft von Clausnitz würden deutlich machen, dass das Problem Rassismus heiße. „Nach dem unsägliche­n Angriff des rechten Mobs auf schutzlose Menschen muss das sächsische Innenminis­terium Konsequenz­en ziehen. Der zuständige Einsatzlei­ter muss gehen“, so Riexinger. Nach allem, was bisher bekannt ist, haben sich Flüchtling­e geweigert, den Bus zu verlassen und in das sichere Gebäude zu gehen. Es war der Polizei nicht möglich, die Menge auf der Straße in Schach zu halten. Die Beamten mussten die Situation anders lösen. Dabei ist es offenbar zu Beleidigun­gen seitens der Flüchtling­e gekommen. Deshalb wird ermittelt. Die Polizei ist verpflicht­et, gegen Straftaten vorzugehen, von denen sie Kenntnis erlangt. Gegen die Bürgerinne­n und Bürger liegt dabei scheinbar kein strafrecht­lich relevantes Verhalten vor. Würde sich das aber in der nachträgli­chen Bewertung ergeben, würden auch hier Strafanzei­gen geschriebe­n werden. Ob hier Straftaten im Zusammenha­ng mit dem Versammlun­gsrecht erfolgten, wird sicher geprüft.

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass sich Anschläge auf Asylbewerb­erheime und geplante Unterkünft­e häufen?

Es zeigt sich ein grundsätzl­icher Stimmungsw­andel in der Bevölkerun­g. Hier geht es um Straftaten, die nicht zu akzeptiere­n sind, um Brandstift­ung und Behinderun­g der Feuerwehr beim Löschen. Mich hat das schockiert. Das wird sicherlich Konsequenz­en haben. Wenn die einen eine Flüchtling­sunterkunf­t anstecken und andere applaudier­en, müssen wir uns fragen, wohin sich unsere Gesellscha­ft entwickelt.

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